Köln und die Alweg-Bahn
Ute Beatrix Sardemann











Köln und die Alweg-Bahn
Die ersten Pläne
Die Nahverkehrsverbindung Köln - Opladen
Die linksrheinische Ersatzstrecke Industriegebiet Niehl/Merkenich - Dormagen
Die Alweg-Bahn als Zubringerlinie für den Flughafen Köln/Bonn
Die Alweg-Bahn für die Anbindung der Neuen Stadt - Chorweiler
Eine neue Alweg-Demo-Strecke am Fühlinger See
Resümee
Literatur
Bildnachweis


















Die ersten Pläne









Das von Wenner-Gren mit großzügigen Mitteln ausgestattete Forschungsteam begann 1951 mit intensiven Entwicklungs-, Konstruktions- und Bauarbeiten. Außer dem im Süden des Vorortes Fühlingen, auf der Ostseite der Neusser Landstraße gelegenen Versuchsgelände standen angemietete Verwaltungs- und Konstruktionsräumlichkeiten in der Kölner Innenstadt zur Verfügung. 12 Auf dem 30 ha umfassenden Fühlinger Areal wurde als Kern der mit umfangreichen Infrastruktur- und Nebengebäuden ausgestatteten Versuchsstation (Abb. 5) eine 1,7 km lange einbalkige Rundstrecke errichtet. Sie war für Meßzwecke auf extreme Bedingungen und Belastungen hin konzipiert worden. Um Fahrgeschwindigkeiten von über 130 km/h zu ermöglichen, erhielten die Trägerkonstruktion und der Fahrbalken in den bis auf einen Radius von 135 m reduzierten Kurven eine Schräglage von bis zu 45 o. Der Testzug war auf 40 Prozent seiner später geplanten Größe reduziert (s.Abb. 2).

Bei den ersten öffentlichen Vorführungen des Versuchszuges im Herbst 1952 teilten der eigens angereiste Wenner-Gren und die Alweg-Mitarbeiter der Presse enthusiastisch mit, daß schon in einem halben Jahr mit der Erprobung des Zuges im Maßstab 1:1 auf dem Fühlinger Versuchsfeld gerechnet werde. Die einsatzreif entwickelte Alweg-Bahn solle „bereits in einem Jahr [...] als reguläre Strecke in Betrieb“ genommen werden. Werbewirksam wurden bereits erste Interessenten ins Feld geführt und darüber spekuliert, wo das neue Verkehrsmittel zum ersten Mal zum Einsatz kommen werde. 13 Denn es war notwendig, möglichst bald anhand einer Referenzstrecke nachweisen zu können, dass sich die Neuentwicklung unter normalen Beförderungsbedingungen bewähren könne.

Es wundert nicht, dass die Firma Alweg schon kurz nach dieser Veranstaltung die Möglichkeiten sondierte, an Ort und Stelle ihrer Forschungseinrichtung eine Alweg-Bahn zu errichten. Sie fand einen Förderer in Max Adenauer, dem damaligen Kölner Beigeordneten für Wirtschaft, Häfen und Verkehr, der die Chance für Köln sah, mit dem Einsatz der neuen Technologie innovatives Profil zu gewinnen. Im Jahr 1953 teilte Adenauer den Vertretern der Kölner Verwaltungsspitze mit, „daß die Verkehrsbahnstudiengesellschaft sich z. Zt. ernsthaft überlegt, ihr Projekt der Allweg-Bahn [!] in der Praxis auf einer etwa 30 km langen Strecke zu verwirklichen. Es müsste eingehend geprüft werden, welche Linienführung seitens der Stadt Köln, in der eine solche Bahn auf alle Fälle ihren

Das Versuchsfeld Köln-Fühlingen

Abb. 5 Lageplan des Versuchsfeldes in Köln-Fühlingen, links die Neusser Landstraße.









Schwerpunkt haben müsste, angeregt werden sollte.“ Es wurde vereinbart, dass die Alweg-Vertreter demnächst der Kölner Bauverwaltung ihre Streckenvorstellungen vorstellen sollten. Ob es tatsächlich zur Präsentation solcher Pläne kam, ist nicht nachweisbar. 14

Wahrscheinlich sind diese frühen Alweg-Überlegungen durch einen Bericht überliefert, den die Neue Rhein-Zeitung (NRZ) im Frühjahr 1954 veröffentlichte „Wie wir erfahren konnten, sind die Pläne für eine Streckenführung von Wahn über Köln nach Leverkusen, mit der Endstation Opladen als Skizze einmal ausgearbeitet worden. [...] Es handelt sich um große Pläne, die ohne Rücksicht auf bereits bebaute Grundstücke, eine Linienführung freiweg über die Landkarte führen. Dabei hat man an der Stadtgrenze von Opladen zunächst einmal haltgemacht.“ 15 Grundsätzlich zeugen diese frühen Pläne, die unter Vernachlässigung der örtlichen Gegebenheiten und des tatsächlichen Verkehrsbedarfs entwickelt worden waren (z.B. war kurz zuvor die unabsehbare Zeit erschwert worden), vom visionären Optimismus der Alweg-Planer im Hinblick auf die Umsetzbarkeit ihrer Überlegungen.


















Ute Beatrix Sardemann in: Hörsaal, Amt und Marktplatz. Forschung und Denkmalpflege im Rheinland. Festschrift für Udo Mainzer zum 60. Geburtstag (hrsg. von Claudia Euskirchen, Marco Kieser u. Angela Pfotenhauer). Stuttgart 2005 (= Sigurd Greven-Studien Bd. 6). Verlag Schnell + Steiner, ISBN 3-7954-1766-x.

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