Erlebnisse eines Buirer Eisenbahners in seiner 50-jährigen Dienstzeit
von Peter Müllenmeister




10. Schließung des Bfs Buir für den gesamten Betrieb, Febr. 1945 - Brückensprengungen durch deutsche Pioniere




Im Nov. und Dez. 44 vor der Ardennenoffensive hatten wir fast jede Nacht mit der Entladung von Truppen- und Munitionszügen zu tun. Einen Teil der Muni wurde von Muni-Kolonnen an den Frontabschnitt Jülich-Düren-Nideggen verteilt. Der größte Teil der Munition wurde hier im Wald beiderseits der Straße Buir-Elsdorf und im Gebiet der heutigen Autobahn Köln-Aachen und an Seitenwegen in Abständen von je 100 m in Waldnischen waggonweise gestapelt und durch Wachposten gesichert. Es wurde als Munilager „Mathilde“ bezeichnet und in mil. Kreisen als solches weit und breit bekannt. Die Minenräumkommandos hatten 30 Jahre lang Arbeit, um den Wald abzukämmen und von Muniresten zu säubern. Bis vor einigen Jahren sah man fast täglich Kraftwagen der Räum- und Sprengkommandos mit ihren Leuten, die im Walde arbeiteten. Heute sieht man noch manchmal Kampfmittelräumkommandos im Wald, die anhand von Informationsmaterial, das sie von Amis erhalten haben, in unserem Gebiet nach Miniresten und Blindgängern suchen.

Vor und während der Ardennenoffensive im Nov.-Dez. 44 war rege Artillerietätigkeit, wiederholt wurden Bombenangriffe auf Buir und Umgebung unternommen. In einer Nacht hatten wir am Bf zahlreiche Arieeinschläge im Ort Buir beobachtet. Auf der Broichstraße im Gehöft Voigtsburg befand sich nach Angaben der Pioniere eine deutsche Funkstation, die von den Amis angepeilt und ausfindig gemacht wurde. Die Ari nahm diese Gegend unter Beschuß. Durch diesen Beschuß war nicht nur die Voigtsburg sondern fast alle Häuser der Umgebung und die in der gleichen Flucht liegenden Tal-, Broich- und vor allem die Fließstraße mehr oder weniger getroffen und beschädigt worden. Es hat in dieser Zeit mehrere Tote in Buir gegeben, wie man auf dem Heldenfriedhof unseres Ortes heute noch bemerken kann.

Am Tage nach dem starken Beschuß, als ich mich erkundigen wollte, was in der Nacht geschehen sei, bemerkte ich die Schäden und erfuhr einiges von den Folgen des Angriffs. Bei diesem Rundgang ging es mir in der Hauptsache um das Haus meiner Schwiegermutter, das sich in der Voigtstr. unmittelbar neben der Voigtsburg befand. Sie selbst war mit drei Töchtern an der Unstrut evakuiert und wurde im Jan. 45 in Karsdorf (Unstrut) beerdigt. An ihrem Haus waren große Dachschäden entstanden. Übrigens war durch die Jabos, die täglich kamen, in der Gegend des Bfs immer dicke Luft, während es im Dorf einige hundert Meter vom Bf entfernt, abgesehen bei Bombenangriffen auf den Ort, verhältnismäßig ruhig war. Durch die zahlreichen Neubauten an der Bahnstr. und den Neubauten in der Nähe des Bfs liegt der Bf nicht mehr wie damals mit ein paar Häusern und der Malz- u. Spritfabrik vollständig vom Dorf isoliert.

Bei dem Aribeschuß auf Buir schlugen mehrere Granaten in unmittelbarer Nähe des Bfs ein, unser Stall wurde beschädigt, in der Ladestr. und Nähe des Güterschuppens, in die Gärten neben der Bahn und Malzfabrik waren Granaten eingeschlagen. Hierbei sind eine Anzahl Fenster des Bfs-Gebäudes zertrümmert worden.

Vor dem Aribeschuß auf Buir und Umgebung und umliegende Dörfer zeugen heute noch die Kirchtürme von Golzheim, Merzenich u.a. Der Buirer Kirchturm blieb zwar erhalten, war jedoch wie das Kirchenschiff sehr stark beschädigt worden, und viele Jahre lang bestand Einsturzgefahr. Der Manheimer Kirchturm wurde inzwischen erneuert.

Mitte Febr. 45 sagte mir ein Pionieroffizier, alle Brücken in Richtung Sindorf seien scharf gemacht (d.h. sprengfähig) es könne sich nur noch um einige Tage handeln, dann würden die Sprengungen erfolgen. Der Bf. Buir wurde daraufhin geschlossen, das Bfs-Gebäude mit Soldaten belegt. Von da ab wurde Bf Horrem Endbf. der Strecke nach Köln. Eine zeitlang wurden die Landstraßen jede Nacht von Jabos mit Bordwaffen beschossen. Die Munitionskolonnen benutzten dann die parallel zur Landstraße vorhandenen Feldwege zum Abholen der Muni im Wald, im Muni-Lager „Mathilde“.




11. Meldung zum Einsatz als Eisenbahner in Mitteldeutschland.
.....Evakuierung in Sachsen im Raum Torgau, jedoch jenseits der Elbe.

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