Erlebnisse eines Buirer Eisenbahners in seiner 50-jährigen Dienstzeit
von Peter Müllenmeister




11. Meldung zum Einsatz als Eisenbahner in Mitteldeutschland.
Evakuierung in Sachsen im Raum Torgau, jedoch jenseits der Elbe




Von den Nazis erhielten wir die Aufforderungen, uns bei dem Volkssturm zu melden. Als Eisenbahner hatten wir von unserem Betriebsamt Düren - damals in Horrem - Anweisung, uns in Bergisch-Gladbach zu melden zwecks Einsatz im Eisenbahnbetrieb in Mitteldeutschland. Von Buir mußte ich zu Fuß bei Nacht nach Köln gehen, Züge fuhren keine. Manche von uns kamen nach Hannover. Ich mußte mich bei dem Betriebsamt Torgau/Elbe melden. Hierdurch kam ich in die Nähe meiner in Sachsen, jedoch jenseits der Elbe evakuierten Familie. Den Einmarsch der Amis in Buir habe ich nicht miterlebt, dafür kann ich vom Einmarsch der Russen in Sachsen mehr berichten.

Ende April 45 kamen die Russen immer näher zu uns heran, auf die Elbe zu. Eines Tages kam eine deutsche Fahrrad-Komp. mit Panzerfäusten bepackt und sagte uns, die Russen hätten den 15 km von uns entfernten Mil.-Flugplatz Lönnewitz besetzt. Am nächsten Tag war das Dorf Arzberg, in dem wir evakuiert waren, wie ausgestorben. Fast alle Einheimischen und viele Evakuierten, darunter auch ca. 15 Buirer Familien, waren über Nacht geflüchtet. Sie konnten jedoch nicht viel weiter westwärts als bis zur Mulde. Dort mußten sie im Freien kampieren, weil die Mulde- und Elbe-Brücken alle gesprengt waren und die Flußfähren der Mulde beim Übersetzen von Flüchtlingen infolge Überlastung alle gesunken waren. Nur fünf Buirer Familien, die heute noch in Buir wohnen, blieben bis zum Einmarsch der Russen in Arzberg / Kr. Torgau.

Da meine Familie bei einem ev. Pfarrer Wohnung hatte, der Pfarrer aber nicht flüchten wollte, um seine Kirche zu betreuen, blieben wir auch in Arzberg. Meine Frau (selig) sagte damals zu mir: „Wir sind in Buir (unsere Heimat) vor den Füßen der Amis weggegangen, obschon wir damals genug zum Essen hatten, Kartoffeln im Keller, eine Menge Konserven an Obst und Gemüse aus eigenem Garten im Keller gestapelt, außerdem Hühner, Enten und Kaninchen zum Schlachten, alles mußten wir zurücklassen. Hier in Arzberg haben wir nichts, wir wollen nicht den Russen in die Arme laufen.“




12. Mai 1945: Einmarsch der Russen und Besetzung unseres
.....Evakuierungsortes Arzberg. 3-4 Wochen russische Besatzungszeit.

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