Mit Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 14



Pulheims langer Kampf um den Schienenstrang
Kölner Stadtanzeiger vom 13.2.1986

In Berlin nahm man sich Zeit für die Genehmigung der Strecke

Von Helmut Weingarten



Der Bahnhof Pulheim, wie er sich fast auch heute noch präsentiert. Das Bild stammt von einer am 14. Juli 1900 geschriebenen Ansichtskarte aus Pulheim. Reproduktion: Helmut Weingarten

Im Raum Grevenbroich/Pulheim beobachtete man zu Ende des vorigen Jahrhunderts fast neidvoll die Entwicklung des Eisenbahnnetzes in nächster Nachbarschaft. Denn schon am 1. September 1841 war die Strecke Köln-Aachen-Belgien von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft in Betrieb genommen worden, und die am 30. Juli 1853 konzessionierte „Köln-Krefelder-Eisenbahngesellschaft“ konnte zwei Jahre später die Fahrt bis Neuß, 1856 bis Krefeld aufnehmen.

In den Landkreisen Grevenbroich und Köln mehrten sich seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts Stimmen, die eine Eisenbahnverbindung von Köln nach Grevenbroich forderten, via Pulheim, Stommeln und Rommerskirchen.

1879 und 1880 schließlich hatte die Königlich-Preußische Regierung die Vorteile der Eisenbahn erkannt und verstaatlichte - nach anfänglichem Zögern - die privaten Gesellschaften. Dazu zählten die beiden größten in Westdeutschland, die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft und die Köln-Mindener Gesellschaft. Jede neue Streckenkonzessionierung lief von nun an ausschließlich über die Schreibtische der Berliner Ministerien und auch der Militärs.

Aber zunächst, bis 1886, tat sich nichts. Auf Vorstellungen in Berlin hieß es lakonisch: Die Eisenbahnstrecke Köln-Grevenbroich ist nicht in den Etat des Ministers für öffentliche Arbeiten aufgenommen worden.“ „Hoffentlich,“ so konterte die Handelskammer zu Köln, die diese Linie mit befürwortete, „im nächsten Bauetat.“ Doch auch im folgenden Jahr rührte sich das ferne Berlin nicht.

Im März 1887 bekundete der Königliche Landrat des Landkreises Köln „sein großes Interesse an dem seit Jahren angestrebten Ausbau der Bahnstrecke Köln-Grevenbroich.“ Mit Nachdruck bat er um einen positiven Bescheid. Schließlich müsse man diese Eisenbahn als Entlastung für andere Strecken und Bahnhöfe ansehen.

Zwischen Hochneukirch und Grevenbroich war inzwischen eine Verbindungsbahn fertiggestellt worden, aber ein Arbeitsbeginn zwischen Grevenbroich und Köln war noch nicht in Sicht. Technische Probleme gab es nicht, „nur ebenes Gelände“ kam für die Trasse in Frage.

Noch im Oktober 1889 reklamierte der Kreistag von Grevenbroich erneut. Konkrete Ergebnisse werden in den zum Teil im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf erhalten gebliebenen Archivalien erst mit dem 15. Mai 1891 gemeldet. Die zuständige „Königliche Eisenbahn-Direction linksrheinisch“ berichtete über die „Bauwürdigkeit einer Eisenbahn von Grevenbroich nach Köln“ und legte Kostenpläne vor. Entscheidend war, daß nunmehr auch die „wirtschaftliche Bedeutung“ dieser Linie für den Personen- und Güterverkehr vom Staat voll anerkannt wurde. Der Landrat des Kreises Grevenbroich mobilisierte auch die Gemeinden seines Kreises und schlug die Bildung eines Arbeitsausschusses vor.

Zunächst sprach sich die Eisenbahndirektion für eine eingleisige Strecke von „Köln über Ehrenfeld-Bocklemünd-Poulheim-Stommeln-(„durch die Gillbach“) Rommerskirchen-Allrath-Grevenbroich aus. Beim Grunderwerb sollte allerdings schon ein zweites Gleis berücksichtigt werden.

Im August 1891 ordnete das Berliner Ministerium den Beginn der Vorarbeiten an. Jedoch: Die Freude war verfrüht. 1892 wurde der langsame Fortgang von den interessieren Gemeinden und der Industrie kritisiert. Es fehlte Geld. Am 29. April 1894 wurde der Entwurf für die Linie genehmigt und die gesetzlichen Grundlagen geschaffen. Endlich wurde mit dem Bau begonnen!

In einem Bericht der Handelskammer heißt es 1897: Ein großer Teil der Eisenbahnlinie Köln-Grevenbroich (nämlich bis Pulheim) ist fertiggestellt. Schwierigkeiten bereiteten lediglich noch die Einführung in den „Festungsbezirk Köln.“

Letztlich aber wurde auch dieses Hindernis überwunden. Am 27. September 1898 erfolgte die landespolizeiliche und am 29. März 1899 die endgültige Abnahme dieser Staatsbahn.

So konnte am 1. April 1899 die Strecke Köln-Grevenbroich - einige Monate später als ursprünglich geplant - in Betrieb genommen werden. Fünf Jahre zuvor war der Kölner Hauptbahnhof fertiggestellt worden. In dem Aktenstück zum Schienenweg Köln-Grevenbroich wird ausdrücklich vermerkt, daß man auf große Eröffnungsfestlichkeiten verzichtet habe.

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