Mit Volldampf durch den Kreis - 150 Jahre Eisenbahn - Teil 15



Allein zwischen Frechen und Bergheim verkehren täglich 250 Rheinbraun-Züge

Elektrische Schlagader des Reviers
Kölner Stadtanzeiger vom 15.2.1986

Allein Lokomotiven wiegen 139 Tonnen

Von Helmut Weingarten

Mit einem Streckennetz von rund 400 Kilometern unterhalten die Rheinischen Braunkohlenwerke eine der größten Privatbahnen der Bundesrepublik. Eine Sonderstellung nimmt die Nord-Süd-Bahn ein. Mit dem Bau dieser Sammelschiene zwischen dem Nordrevier und dem südlichen Endpunkt Knapsack wurde in den 50er Jahren begonnen.

Schon in den Anfangsjahren zeichneten sich bei der technischen Ausrüstung Dimensionen ab, wie sie selbst bei der Bundesbahn nicht anzutreffen sind. Daher findet diese Bahn seit ihrem Bestehen besonderes Interesse bei Fachleuten und Eisenbahnfreunden.

Ende der 40er Jahre war abzusehen, daß die Kohlevorräte im Südrevier, also im Brühler und Frechener Raum, langsam zur Neige gingen. Bohrungen im Nordrevier hingegen, bei Garzweiler/Frimmersdorf, ergaben große Braunkohlevorräte, Eine Verlagerung der Rohkohlenverbraucher, also der Knapsacker Kraftwerke und Brikettfabriken, in diesen Raum wäre volkswirtschaftlich nicht vertretbar gewesen. Es mußten also Möglichkeiten gesucht werden, die Rohkohle (und auch die Abraummassen) vom Norden in den Süden zu transportieren. Eine Großbandanlage schied nach technischer Prüfung aus. Und auch die Benutzung der Bundesbahnstrecken kam nicht infrage. So entschied man sich für eine werkseigene Verbindungsbahn.

Bei der Planung war zu berücksichtigen, daß die Knapsacker Werke, die Kraftwerke und Brikettfabriken der damaligen Roddergrube und das Goldenberg-Kraftwerk des RWE, einen täglichen Rohkohlenbedarf von 90.000 Tonnen hatten. Diese Menge mußte aus einem Feld herangeschafft werden, das 30 Kilometer von Knapsack entfernt liegt. Die Roddergrube faßte den Entschluß, für diese Transporte eine normalspurige, zweigleisige und elektrisch betriebene Grubenbahn zu bauen. Ende 1952 wurde mit den Arbeiten begonnen.

Als die Nord-Süd-Bahn, wie diese Schlagader des Reviers genannt wurde, fertiggestellt war, erfüllte sie die Aufgabe einer Kohlensammelschiene. Zwischen Frimmersdorf und Knapsack erhielt sie Verbindungen mit fast allen in ihrem Bereich liegenden Gruben. Auf diese Möglichkeit hatte man bei der Trassierung geachtet und auch darauf, daß meist rekultiviertes, also ausgekohltes Gelände in Anspruch genommen wurde. Straßen, Wege und drei Bahnstrecken mußten überquert werden. Das machte den Bau von 38 Brücken erforderlich.


Die Nord-Süd-Bahn wurde Anfang der 50er Jahre von der Roddergrube gebaut. Sie verbindet das Nordrevier mit den Kraftwerken und Brikettfabriken in Frechen / Knapsack.

Tunnel „aufgeschlitzt“

Im Bereich zwischen Horrem und Großkönigsdorf waren die Aachener Straße (Bundesstraße 55) und die daneben liegende, damals noch im Tunnel fahrende Eisenbahnstrecke Köln-Aachen zu überwinden. Mitte der 50er Jahre entschloß sich die Bundesbahn, den Königsdorfer Tunnel „aufzuschlitzen“. Auf diesen Umstand mußte bei der Brückenplanung Rücksicht genommen werden. Immerhin lag zwischen den Endpunkten der Brücke eine Strecke von 170 Metern. So entstand an dieser Stelle die ausgedehnteste Eisenbahn-Spannbetonbrücke der Welt, wie die Zeitschrift „Revier und Werk“ berichtete.

Lokomotiven mit einem Eigengewicht von 139 Tonnen wurden entwickelt und achtachsige Abraumwagen mit einem Fassungsvermögen von 90 bis 100 Kubikmetern. Besondere Schienenprofile, modernste Gleisbildstellwerke und hochqualifiziertes Zugpersonal gewährleisten einen reibungslosen Zugbetrieb.

Die ersten Rohkohlentransporte wurden bereits vom 1. Juni 1954 auf der Strecke Sybilla / Wachtberg-Goldenbergwerk durchgeführt, damals noch mit Dampfloks. Zu Beginn des folgenden Jahres stand die durchgehende Gleisverbindung von Fortuna-Nord bis zum Bunker Goldenbergwerk in Knapsack. Zu dieser 31,5 Kilometer langen Strecke kam 1982 ein 22,5 Kilometer langer, zweigleisiger Abzweig zum Tagebau Hambach. Direkte Anschlüsse an das öffentliche Schienennetz bestehen über die Köln-Bonner-Eisenbahn, die Köln-Frechen-Benzelrather-Eisenbahn und die Deutsche Bundesbahn.

Derzeit verkehren auf der Nord-Süd-Bahn täglich 250 Züge mit Abraum zwischen den Tagebauen Bergheim und Frechen. Über die gesamte Strecke fahren täglich 20 bis 30 Kohlezüge. Ab 1987 werden es 50 bis 60 Züge sein. Im Jahre 1983 wurden auf dem Gleisnetz von Rheinbraun rund 166 Millionen Tonnen Abraum transportiert.


Die Karte zeigt die 31,5 Kilometer lange Strecke der Nord-Süd-Bahn zwischen Frimmersdorf und Knapsack. Hinzu kommt seit 1982 der 22,5 Kilometer lange Abschnitt zum Tagebau Hambach.

ENDE der Serie

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