Goldenes Jubiläum des Reichsbahn=Bahnbetriebswerks Euskirchen










Weihe eines Ehrenmals - Ehrung der Jubilare

Zur Zeit als noch der Postillon sozusagen als Lokomotivführer hantierte, war Euskirchen Relaisstation für die Postfahrten, d. h. hier wurden die Pferde gewechselt oder Vorspannpferde gestellt. Als die Eisenbahn die Postkutsche abgelöst hatte, sehen wir hier dieselbe Einrichtung bei dem neuen Verkehrsmittel. Schon bald nachdem von Euskirchen mehrere Eisenbahnen ausgingen, erstand hier die Einrichtung einer solchen Relaisdienststelle. 1885 wurden hier mehrere Lokomotiven stationiert. Schuppen und Werkstätten gebaut, eine Drehscheibe angelegt, ein Wasserturm errichtet. Aus diesen kleinen Anfängen heraus hat sich unser jetziges Reichsbahnbetriebswerk entwickelt, das einem Reichsbahnoberinspektor unterstellt ist. Eine moderne Asphaltstraße führt zu den Werkstätten des Bahnbetriebswerkes. Ein halbes Jahrhundert ist dahingegangen seit der Geburtsstunde dieses Betriebswerks; nach altem Brauch pflegt man ein solches Ereignis geziemend zu begehen und so kamen Belegschaft und ihr Führer dazu, in unverdrossener Arbeit und selbstloser Tätigkeit eine Jubelfeier vorzubereiten, mit der gleichzeitig eine Denkmalsenthüllung und Jubilarehrung verbunden sein sollte.

Mit einer Pünktlichkeit, wie man sie immer bei der Eisenbahn findet, wurde die Feier am Sonntag morgen 9.15 Uhr im Hofe des Betriebswerkes eröffnet, nachdem schon am Samstag morgen unter Leitung des Sportwarts Klinkhammer die Austragung der Bestleistungen in den verschiedenen Sportarten (Frühsport) stattgefunden hatte. Schon von ferne hörte man feierliche Musikklänge. Beethovens unsterbliches „Die Himmel rühmen“, gespielt von der Festkapelle, die im Hintergrunde der Versammlung Aufstellung gefunden, die von Männern und Frauen, Vertretern der Partei und Werkangehörigen gebildet wurde. Ein Männerchor von Curti, „Hoch empor“, gesungen von dem Werkchor mit seinen stimmgeschulten jungen Leuten, löste das Orchester ab. Dann ergriff Reichsbahndirektor Kayser das Wort und legte in kurzer, markiger Ansprache dar, wie es zu dieser ernsten Feierstunde gekommen. Der Weltkrieg fand seine Fortsetzung im jetzigen Kriege, die Betriebskameraden, von je als Kämpfer schon durch ihre Arbeitsleistungen geschult, wie ein Blick auf die Entwicklung des Betriebes beweist, stellten einen Teil des Leute für die Wehrmacht. Einer von ihnen ist gefallen, Peter Decker. Geboren als Deutscher, gelebt als Kämpfer, starb er als ein Held. Bei gedämpftem Trommelwirbel fällt die Hülle, und das eherne Kriegerdenkmal tritt ans Licht, auf der Granitplatte den Namen des Gefallenen tragend. Von werkseigenen Kräften aus Bruchsteinen und Klinkern erbaut, trägt es oben das in Eisen ausgeführte Hoheitszeichen. Nachdem die Kapelle „Ich hatt' einen Kameraden“ gespielt, wendet sich der Redner an die Angehörigen des gefallenen Kriegers, seine Teilnahme ausdrückend. Tief empfundene Verse des Bk. Klinkhammer ehren den jungen Helden; sie schließen mit den vielsagenden Worten:

Daß ich die Hand noch heben kann,
das dank' ich dir, du stiller Mann.

Bei der sich bald anschließenden Jubilaren= und Festfeier in der Kraftwagenhalle des Betriebswerks, die reich und geschmackvoll geschmückt war, hieß Reichsbahnoberinspektor Hecker nach dem Fahneneinmarsch die Erschienenen willkommen; sein besonderer Gruß galt Kreisleiter Köppe, Reichsbahndirektionspräsident Dr. Remy und Landrat Hansen. Präsident Remy war mittlerweile von Köln eingetroffen und hatte u. a. den Senior der Belegschaft, frühern Lokomotivführer P. Michels herzlich begrüßt. Bald darauf, nachdem Bk. Küster in gefälligen Versen einen Überblick über die Arbeiten der Jubilare und einen Einblick in ihre hervorstechendsten Charaktereigentümlichkeiten gegeben, ergriff, voll Spannung erwartet, Präsident Remy das Wort zu längeren, teils ernsten, teils heiteren Ausführungen, die bezeugten, welch innigen Anteil er am Betriebswerk Euskirchen nehme. Berechtigt sei die stolze Freude der Werksmitglieder über ihre Leistungen, besonders auch in den letzten Jahren, die durch den Bau des Westwalls und den Krieg außerordentliche Anforderungen an alle Gefolgschaftsmitglieder gestellt hätten. Sein erster Telephonanruf sei morgens Euskirchen gewesen, dessen Betriebswerk den Dienst auf der schwierigsten Strecke seines Bezirks zu leisten hatte. Und Mustergültiges hätten sie geleistet, das bestätige er ihnen ern. Jeder habe dazu beigetragen, den Höchststand der Leistungen zu erreichen, sie helfen alle mit, das große Ziel zu erreichen, das Adolf Hitler ihnen gesteckt hatte. Es sei ihm deshalb eine besondere Freude, die Jubilare zu begrüßen und sie zu ehren.

Damit begann die Ehrung der Jubilare. Für 40jährige treue Dienste wurden geehrt die beiden Lokomotivführer Hilarius Hoffmann und Cornelius Schmitz, für 25 jährige Tätigkeit im Dienst der Reichsbahn: Schlosser Wilhelm Scheuren, Vorputzer Martin Habeth, sowie die Betr.=Arbeiter Johann Klütsch, Kaspar Strunk, Johann Knipp und Thomas Eschweiler.

Außerdem erhielten nunmehr die Jubilare aus der Hand ihres Oberinspektors unter freundlichen Begleitworten je eine Ehrenplakette, gleichzeitig wurden die Sportleistungen bekannt gegeben und den Siegern im Frühsport ein ansehnliches Geschenk überreicht. Besonders bedacht wurden auch der Erbauer des Denkmals Uelpenich, Sportwart Klinkhammer, der Verskünstler Frings und Heimatdichter Küster.

Nunmehr meldeten sich mehrere Gratulanten zum Wort'': Reichsbahnrat Bode wünschte weitere ersprießliche Zusammenarbeit für die Zukunft; Kreisleiter Köppe sprach namens der Partei allen Jubilaren, sowie der Leitung des Betriebswerks herzlichen Glückwunsch aus. Früher sei es bald aufwärts, bald abwärts gegangen, seit 1933 aber nur noch aufwärts. Daß es so glänzend vorwärts gegangen, daran hätten auch sie alle von der Gefolgschaft treu und tapfer mitgearbeitet, Grund genug, anzunehmen, daß es auch in Zukunft so weiter gehe. Die großartige Leistung der Volksgemeinschaft in den letzten Jahren bürge für den Endsieg. Aber die Leistungen müßten noch wachsen, weil Deutschland auch wachse. Der Geist der Arbeit und des Vertrauens, der in ihnen allen wohne, strahle Kraft aus auf alle, mithelfen. Adolf Hitlers Werk zu vollenden.

In das Treuegelöbnis zum Führer, das Bk. Klinkhammer mit heißen Worten sprach, stimmten alle Anwesenden begeistert ein. Mit dem gemeinsamen Gesange des Werkliedes schloß die schöne Feierstunde.

Um 18 Uhr vereinigten sich die Festteilnehmer zum gemeinschaftlichen Mittagsmahl in der Werkküche. Einen gemütlichen Abschluß fand die Jubiläumsfeier in einem großen Fest= und Kameradschaftsabend in den Concordiasälen, zu dessen Gelingen unsere heimischen Künstler, vor allem Maria Dahmen, erheblich beitrugen. Allen, besonders den Jubilaren, wird die goldene Jubiläumsfeier unvergeßlich bleiben. Allen gab sie ein Zeugnis von dem hier herrschenden vaterländischen Geiste und der kameradschaftlichen Gesinnung, sowie auch von dem guten Einvernehmen zwischen Führer und Gefolgschaft.








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 5. August 1941
Archiv: Anton Könen Mechernich









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