Die Eisenbahnlinie Euskirchen=Münstereifel








kann heute, am 1. Oktober, auf ein 45jähriges Bestehen zurückschauen. Am 30. September 1880 verkehrten der Postwagen und die Omnibusse des Herr Hebertz zum letzen Male nach Münstereifel. Mit großer Freude begrüßten die von der Bahnlinie berührten Ortschaften und die Stadt Münstereifel selbst die neue Errungenschaft. Die von den Münstereifeler Geschäftsleuten gehegte Befürchtung, daß die bequeme Verbindung ein Abwandern ihrer Stammkundschaft aus dem Hinterlande der alten Markt= und Schulstadt nach Euskirchen oder noch weiter nach den nahen Großstädten bringen werde, hat sich nicht erfüllt. Münstereifel hat durch die Bahn einen großen Aufschwung erfahren.

Schon bald nach Eröffnung der neuen Strecke wurden in den Dörfern hinter Münstereifel Stimmen laut, die eine Weiterführung der Bahnlinie zum Anschluß an die Ahrtalbahn das Wort redeten. Aber die großen Geländeschwierigkeiten machten alle Pläne zu Schanden. Die Eisenbahn Euskirchen - Münstereifel war gerade ein Vierteljahrhundert alt, als ein Plan bekannt wurde, der ernsthaft die Erschließung des Hinterlandes von Münstereifel durch eine neue Eisenbahnlinie in den Kreis der Erörterungen zog. Es sollte eine strategische Bahn Bonn=Rheinbach=Münstereifel=Losheim=St. Vith zur Entlastung der Eifelstrecke nach dem Westen gebaut werden. Im Spätsommer 1915 im Beginn des zweiten Kriegsjahres, schien dieses Projekt greifbare Gestalt anzunehmen. Die Linienführung war so gedacht, daß von Rheinbach aus über Schweinheim=Kirchheim durch den Flamersheimer Wald die Höhe links von Münstereifel gewonnen und die Bahn auf dem Kamm der Wasserscheide zwischen Erft und Ahr bis Tondorf an Blankenheim vorbei nach Westen abbiegend, inder Nähe von Schmidtheim die Eifelstrecke überqueren und nach Losheim=St. Vith weitergeführt werden sollte. Münstereifel würde also auf der Höhe des Radberges einen zweiten Bahnhof bekommen haben. In Euskirchen wurden lebhafte Befürchtungen laut; daß die neue Linie die Eisenbahn=Geltung unserer Stadt wesentlich beeinträchtigen werde, deshalb bemüht sich die Stadtverwaltung, Euskirchen in das Projekt, verstärkte Verbindung nach dem Westen zu schaffen, einzuschalten. U. a. wurde der Ausbau eines dritten und vierten Gleises, von Köln=Eifeltor aus über Liblar=Euskirchen=Satzvey usw. vorgeschlagen. Als diese Vorschläge eine Ablehnung erfuhren, ließ die Stadt ein Stichbahnprojekt Euskirchen=Stotzheim=Flamersheim mit Einmündung in die neue Linie unterhalb Kirchheim ausarbeiten. Denkschrift, Pläne und Kostenanschlag wurden den zuständigen Stellen überreicht und die Vertreter der Stadt im preußischen Landtage dafür interessiert. Aber die weitere Entwicklung des Krieges brachte das ganze Projekt zu Fall. Es wurde die Strecke Liblar=Rheinbach=Ahr ausgebaut, die später unvollendet blieb und der Willkür der Besatzung zum Opfer fiel.

Nach dem Kriege haben noch mehrmals einzelne Gruppen aus dem Münstereifeler Hinterlande den Plan einer Durchführung der Bahn von Münstereifel aus durch das obere Erfttal mit Anschluß an die Ahrtalbahn oberhalb Blankenheim geplant und dafür die Hülfe der politischen Vertreter des Wahlkreises Köln=Aachen in Anspruch genommen. Diesen Bemühungen blieb aber der Erfolg versagt. Inzwischen haben die Post=Autolinien Möglichkeiten für den Personen=Verkehr von Münstereifel aus nach Schuld a. d. Ahr und nach Blankenheim geschaffen. Die heute 45 Jahre alte Eisenbahn=Linie Euskirchen=Münstereifel wird also für absehbare Zeit vom Erft=Gold=Zug in der bisherigen Weise beherrscht werden.








Quelle: Euskirchener Volksblatt vom 1. Oktober 1935
Archiv: Anton Könen Mechernich









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