Heute ist die 2000 Jahre alte Wasserleitung in Kreuzweingarten ein längst vergessenes Relikt jener Zeit

Typhus und Brandgefahr wurden mit römischem Wasser bekämpft
Kölnische Rundschau vom 16. März 1991




kk Kreuzweingarten. „Es ist einigermaßen bekannt, daß die Eifel dem römischen Köln das zum Leben notwendige Wasser lieferte." Das schrieb Karl Naske in einem Beitrag im Buch „Kreuzweingarten-Rheder-KaIkar", das 1969 erschienen ist. Was überhaupt nicht bekannt ist: In Kreuzweingarten gibt es heute noch eine römische Wasserquelle.

Sie befindet sich unter der Wasserpumpstation zwischen Arloff und Kreuzweingarten. Einer Pumpstation, die längst ausgedient hat und abgerissen werden soll. Was wird dann aus diesem Wasserlauf in der Parzelle „Eichenpütz"? fragen sich besorgt historisch interessierte Bürger Kreuzweingartens.




"Diese Parzelle beherbergt eine der seltensten und ältesten Wasserzuläufe in unserer Region", ist sich der Kreuzweingartener Jakob Bohnen sicher. Er, wie auch Karl Naske sind Mitarbeiter im geschichtlichen Arbeitskreis ,,1100 Jahre Kreuzweingarten". Unterstützt von der Leiterin des Stadtarchivs in Euskirchen, Elisabeth Benning-Dreischang, recherchierte Jakob Bohnen in Gemeindeprotokollen der ehemaligen Gemeinde Kreuzweingarten Rheder.

In einem Protokoll vom 4. November 1911 stieß er auf die entscheidende Passage. Hier wurde die seit Jahrhunderten bekannte "Eichenpützquelle" als ein Wasserzulauf aus einer römischen Leitung geschildert.

„In diese Richtung floß die römische Wasserleitung“ ist sich Karl Naske, hier mit Jakob Bohnen (l.) vor der ehemaligen Pumpstation, sicher.




Entsprechend wurde von Jakob Bohnen bereits das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege informiert. Dem Amt gab Bohnen eine Dokumentation zur Hand, die er über den Bau der Wasserleitung angefertigt hat.

Die "Wassergeschichte“ der Gemeinde Kreuzweingarten ist lang. Nach einem Großbrand ließ die Stadt Euskirchen am Südrand von Kreuzweingarten im Jahre 1886 eine Wasserleitung verlegen, die durch die Orte Weingarten und Rheder führte. Eine Nutznießung Kreuzweingartens scheiterte an zu hohen Kosten, die von seiten der Stadt gefordert wurden.

Handlungsbedarf für die Kreuzweingartener ergab sich jedoch erneut, als in der Gemeinde Weingarten-Rheder Typhus ausgebrochen war und vor dem Gebrauch von Wasser aus Erft und Erftmühlenbach gewarnt wurde. Die Gemeinde sicherte sich 1904 durch Ankauf (850 Mark) eine in Arloff gelegene Quelle. Der Versuch, das Wasser aus dieser Quelle mittels einer Leitung ins Euskirchener Rohrnetz einzuführen, scheiterte erneut an einer zu hohen Kostenbeteiligung, die die Stadt Euskirchen forderte.

Schließlich kam man auch im Jahre 1911 noch nicht zu Rande, obwohl man sich bereit erklärt hatte, der Stadt Euskirchen die Quellenfassung und Wasseraufbereitungskosten bis zur Hälfte, höchstens aber 1200 DM zu erstatten. Dafür sollte die Gemeinde 35 cbm Wasser unentgeltlich geliefert bekommen.

Nun beschlossen die auf äußerste Sparsamkeit bedachten ehemaligen Gemeindeväter eine eigene Wasserleitung zu verlegen. Damit war nicht nur die Trink- und Brauchwasserversorgung gesichert, sondern auch der Feuerschutz gewährleistet.

Der "Tag der Durchreise Sr. Majestät des Kaisers" wurde für die Kreuzweingartener zum doppelten historischen Ereignis. An diesem Tag, am 20. Oktober 1911, wurde mit der Erfassung der Quelle am "Eichenpütz" begonnen. Beim Nachgraben stieß man damals auf eine römische Wasserleitung, die reichlich Wasser lieferte.

Mit Hilfe eines Kredits von 18 000 DM bauten die Kreuzweingartener ihre Wasserleitung, ein Projekt, das damals als Sensation galt. Der frühere Zweck der römischen Wasserleitung blieb lange unklar. Heute sind sich Karl Naske und Jakob Bohnen sicher, daß mit ihrer Hilfe das 1839 in "Weingarten" entdeckte römische Anwesen „Villa rustica" Wasser bezogen hat.

Nach der Erfassung des Zulaufes aus der römischen Wasserleitung floß das Wasser ununterbrochen in natürlichem Gefälle bis zum Jahre 1953 nach Kreuzweingarten. Damals wurde über der Quelle die heute noch stehende Pumpstation gebaut. Ihr wurde 1963 Wasser aus einem in der Nähe erschlossenen Flachbrunnen zugeführt. Doch schon 1964 schlossen sich die Kreuzweingartener dem Wasserversorgungsverband des Amtes Satzvey-Wachendorf an. Eine neue Wasserversorgungsleitung wurde durch die Stadtwerke Euskirchen im Jahre 1989 verlegt.

Damit war die Geschichte der gemeindeeigenen Wasserversorgung für Kreuzweingarten endgültig zu Ende. Zusammenfassend hält Jakob Bohnen fest, daß die Gemeinde Kreuzweingarten-Rheder in den Jahren 1912 bis 1963 reines Trinkwasser aus dem Zulauf einer römischen Wasserleitung bezogen hat. Dabei geht man davon aus, daß das Wasser aus dieser römischen Wasserzufuhr 2000 Jahre lang geflossen ist.




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