Mindestens 18 Tote beim Drachenfelsbahn-Unglück
Kölnische Rundschau vom 15. September 1958




Vollbesetzter Zug abgestürzt - Zahl der Verletzten etwa 60




Am Sonntagabend um 18.50 Uhr ereignete sich auf der Zahnradbahn zum Drachenfels, die noch in diesem Jahre 75. Jubiläum feiern konnte, ein entsetzliches Unglück, bei dem mindestens elf Tote zu beklagen sind. Eine Dampflok der Bahn mit drei vollbesetzten Anhängern hatte, um 18.45 Uhr die Endstation auf dem Drachenfels zur Talfahrt verlassen. Etwa 150 Meter oberhalb des Burghofes geriet der Zug aus bisher nicht geklärten Gründen in volle Fahrt. Der Lokführer zog die Bremsen, vermochte aber die Geschwindigkeit nicht aufzuhalten. Der Heizer, der die Gefahr erkannte, sprang ab, wurde jedoch getötet. Die Lokomotive sprang aus den Schienen, wurde durch einen Betonmast aufgehalten und kam dann am Bahnabhang zum Stehen. Der Lokführer blieb unverletzt. Die drei Wagen rasten selbständig weiter zu Tal; bis der erste Wagen ebenfalls von einem Betonmast aufgehalten wurde, der glatt abgeknickt wurde. Die folgenden Wagen zertrümmerten diesen ersten Wagen vollkommen. Acht Fahrgäste waren sofort tot, zehn weitere starben noch am gleichen Abend im Krankenhaus. Die Zahl der Verletzten wird auf 60 geschätzt. Alle Fahrgäste des Unglückszuges werden gebeten, sich bei der zuständigen Polizeibehörde schriftlich oder mündlich zu melden.

Im Scheinwerferlicht arbeiteten Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz fieberhaft in dem steilen Berggelände, um die Verletzten zu bergen, die sofort in die Krankenhäuser von Königswinter und Beuel gebracht wurden. Die Identifizierung der Toten und Verletzten ist äußerst schwierig, da am Sonntag

nur Ausflügler aus dem In- und Ausland mit der Bahn unterwegs waren. Kurz nach dem Unglück traf Verkehrsstaatsanwalt Engwitz von der Bonner Staatsanwaltschaft am Unglücksort ein. Nach Ansicht der Polizei muß damit gerechnet werden, daß sich die Zahl der Todesopfer weiter erhöhen wird.

Nach Mitteilung der Betriebsleitung der Drachenfelsbahn bestehe die Möglichkeit eines Achsenbruches an der Lokomotive, doch sei es nicht ausgeschlossen, daß die Lokomotive durch ein Hindernis zum Entgleisen gebracht worden sei.

Ein Kellner, der im „Burghof“ einem in unmittelbarer Nähe der Unglücksstelle liegenden Lokal, beschäftigt ist, berichtete, eine unerklärliche Ahnung habe ihn davon abgehalten, diesen Zug zu besteigen, den er sonst immer für seinen Rückweg von der Arbeitsstelle benutze. Der Kellner sah dann, wie aus dem zu Tal schießenden Zug einige Menschen in letzter Minute absprangen, da sie offenbar ein Unglück befürchteten

Der Kellner traf als einer der ersten an der Unglücksstelle ein. "Dort blieb ich erschüttert stehen, ich war zunächst nicht fähig, irgendeine Hilfe zu leisten.“ Er habe zwar im Krieg viel Schreckliches gesehen, ein solcher Anblick des Grauens sei ihm jedoch noch nicht begegnet. „Furchtbar war das Schreien der verletzten Frauen und Kinder.“




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