Die Wissenschaft hilft dem Landwirt beim Zuckerrübenanbau




Wunsch geht in Erfüllung: Man muß Rüben nicht mehr einzeln
Kölnische Rundschau vom 25. Februar 1965




Euskirchen. (WS) Das Landwirtschaftliche Kasino Euskirchen-Lechenich hatte zu einer interessanten Informationstagung in die Concordiasäle eingeladen. Es sprach Dr. Bornscheuer vom Pflanzenzuchtinstitut in Hannover über die jüngsten Erfolge bei der Saatgutherstellung für den Zuckerrübenanbau.

Bekanntlich bildet die Zuckerrübe vielkeimige Samenzellen aus, die dann dem Bauern später bei der Aussaat viel Kopfzerbrechen und Arbeit machen. Eine gute Zuckerrübe gedeiht nicht in einem Pflanzenverband, sondern muß einzeln stehen. Jeder Laie kennt die mühselige Arbeit der Vereinzelung, die bei dem Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitskräften als Zeitverlust zu einer Existenzfrage geworden ist. Inzwischen hat man durch mechanische Spaltung der Samenknäuel längst das einkeimige Saatgut gefunden.

Aber damit ist die Schwierigkeit einer exakten Aussaat auf bestimmte Abstände keineswegs schon beseitigt. Die unterschiedlich großen Spaltungsprodukte der Samenknäuel machen die Saatmaschine zu einem neuen Problem. Man kann keine uniforme Öffnung für die aus der Maschine fallenden Samenkörner herstellen. So kommt es, daß beim Säen die keimfähigen Samenstücke unregelmäßig niederfallen. Man hat Abhilfe geschaffen indem man die unterschiedlichen Samenpartikel in eine künstliche Pille von gleichbleibendem Format hüllte, die also genau dosiert aus der Sämaschine treten können. Aber auch das war nicht das Ei des Kolumbus, denn man stellte man fest, daß die auf Abstände genau abgeworfenen Samen nicht alle aufgingen. Es fanden sich bedenkliche Lücken in den späteren Pflanzenzeilen. Also säte man wieder kleine Samenhäufchen und erfand dazu raffinierte Vereinzelungsmaschinen. Man sieht, daß die Natur ihren eigenen Willen hat .und sich nur sehr schwer in eine Zwangsordnung fügt. Aber der Mensch ist zäh und hat die Sache von einer anderen Seite angepackt. Dr. Bornscheuer konnte berichten, daß es gelungen ist, ein „genetisch einkeimiges Saatgut" herzustellen. Das heißt, man hat die mechanische Spaltung der Samenknäuel als unsicheren Weg erkannt und sich der Blütenstände der Zuckerrübe angenommen. Dabei fand man, daß sich ein Blütenstand der Zuckerrübe ganz unregelmäßig ausbildet. Hinzu kommt die Empfindlichkeit der Blütenausbildung und Samenbildung unter den hiesigen Wetterbedingungen. So hat man Untersuchungen in der Türkei und in Italien gemacht und durch raffinierte Zuchtwahl garantiert keimfähigen Rübensamen erzeugen können. Das Dilemma des Saataufgangs scheint damit behoben und man wird in Zukunft mit erstaunlich wenig Saatgut eine saubere in exakten Abständen wachsende Rübenzeile haben können.

Die neuen Samen werden natürlich auch in Pillen gepackt. Indessen gibt es immer noch ein kritisches Aber. Bei aller Qualität des Saatgutes bleibt die Bearbeitung des Bodens selbst ein keineswegs gelöstes Problem.




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