Kölnische Rundschau 2.8.1950

Türnich Nord im Großtagebau

(ohne Verfasserangabe)

Bergheim. Die oft erörterte Frage des Ausgleichs zwischen den Gruben des rheinischen Braunkohlenreviers im Frechener Raum findet jetzt eine Lösung. Die Sorge um die Arbeitsplätze ihrer Belegschaft und um den Fortbestand ihrer Brikettfabrik veranlaßte die ihrer Auskohlung entgegengehende Grube Wachtberg einen Gemeinschaftsbetrieb anzuregen. Die Überlegungen führten auf der Basis der noch verfügbaren Kohlenvorräte zum Plan eines Zentraltagebaues bei Frechen, aus dem alle Brikettfabriken dieses Raumes mit Kohle versorgt werden können. Dieser Großtagebau muß dabei das Kohlenfeld Türnich-Nord, das der Rodergrube AG in Brühl gehört, einbeziehen.

Die Roddergrube AG erklärte sich deshalb bereit, dieses Kohlenfeld an die Rheinische Aktiengesellschaft für Braunkohlenbergbau und Brikettfabrikation abzugeben, wobei eine Rücklieferungsverpflichtung an Kohle in Höhe des abgegebenen Inhalts von der letzteren Gesellschaft übernommen wird. Dem entscheidenden Betriebsgemeinschaftsvertrag zwischen der Rheinischen Aktiengesellschaft und der Grube Wachtberg haben sich auch die zuständigen Kontrollbehörden nicht verschlossen und angesichts der wirtschaftlichen bzw. sozialen Notwendigkeit des Zusammenschlusses ihre Zustimmung erteilt, so daß der von allen Beteiligten angestrebte Erfolg gesichert ist.

Im Fechener Raum sinkt das Braunkohlenflöz von einer verhältnismäßig flachen Lagerung unter geringer Abraumdecke in verschiedenen Sprüngen nach dem Westen zu ab. Die Mächtigkeit des Flözes bleibt unverändert, nur nimmt das Deckgebirge über den durch den Louise-, Türnich-, Max-Rudolf- und Erft-Sprung begrenzten Stollen zu. Die wachsenden bergbaulichen Schwierigkeiten, Braunkohle aus größeren Tiefen und unter ungünstigen hydrologischen Verhältnissen zu fördern, verlangen eine großzügige gemeinsame Abbauplanung für die noch anstehende Kohle. Nur ein zentraler Tagebau, der bis zur äußersten Grenze der tagebaumäßigen Möglichkeiten geht und unbehindert ist durch die Markscheiden, wird eine derartige angestrebte Versorgung der bestehenden gut ausgestatteten Brikettfabriken erreichen.

Die Betriebsgröße dieses neuen Großtagebaues mit einer Förderleistung von über 30.000 t Rohkohle je Tag verlangt neue größere Geräte, die erst in 3 bis 4 Jahren in Betrieb genommen werden können. Inzwischen schließen die vorhandenen Geräte den Tagebau weiter auf. Diese Umstellung bedingte die Änderung von Bauvorhaben und Plänen der bestehenden Einzelbetriebe zugunsten eines Planes für den kommenden gemeinsamen Betrieb. Weiterreichende Entschlüsse betreffen besonders auch die Rekultivierung der ausgekohlten Räume.

Eine Förderbahn, eine Zahnradbahn, sowie eine Bandförderanlage werden die erheblichen Höhenunterschiede überwinden. Die Fülle dieser entstehenden Aufgaben drängte nach der nun beschlossenen Zusammenarbeit der Braunkohlenwerke im Frechener Raum. Nicht zuletzt aber trug die Sorge um die Belegschaft der in wenigen Jahren auslaufenden Grube dazu bei, durch diese Betriebsgemeinschaft einen Ausfall der Produktion zu vermeinden, der sich im entsprechenden Umfang auf dem Belegschaftsstand ausgewirkt hätte.

Der rheinische Braunkohlenbergbau steht im nächsten Jahrzent vor entscheidenen Änderungen seiner Struktur. Die durch den Krieg und seine Folgen für über ein Jahrzehnt behinderte Entwiclung muß nachgeholt werden. Alle Überlegungen haben sich der Tatsache zuzuwenden, daß sich der Schwerpunkt vom Süden nach dem Norden in einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum verlagert. Das jetzt geschlossene Abkommen zeigt, daß von seiten der Unternehmungen erkannt worden ist, welche Aufgaben, nunmehr über die Grenze des einzelnen Betriebes hinaus, für das gesamte Revier bestehen, und daß das Revier schon dabei ist, diese Aufgaben in Arbeitsgemeinschaft zu erfüllen.


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