Kölnische Rundschau vom 27. Juli 1948

Ankurbelung des Korbmacherhandwerks

Kreis Euskirchen voran

Trotz großer Nachfrage nach Transportkörben bei der Braunkohlen-, chemischen und Kleineisen-Industrie, bei Land- und Forstwirtschaft und obgleich jeder Haushalt Korbwaren und Korbmöbel braucht, blieben in der Vergangenheit Korbflechter und Weidenanbauer durch rücksichtslose Ausbeute gewissenloser Händler zum größten Teil wirtschaftlich schlecht gestellt. Es ist daher verständlich, daß die Korbmacher einen Zusammenschluß in Innungen suchten, der am 24. Juni in Essen für das Gebiet Nordrhein-Westfalen vollzogen wurde. An der Spitze dieser Organisation steht als Landes-Innungsmeister Friedrich Staudacher (Krefeld).

Zur Sicherung der Rohstoffversorgung setzt sich der Landes-Innungsmeister mit allem Nachdruck für eine Ausweitung des Korbweidenanbaues ein. Er schlägt zu diesem Zweck vor, in jeder Gemeinde wenigstens ein paar Parzellen mit Flechtweiden anzulegen, wodurch auch manch einem eine Existenzmöglichkeit gegeben werde. Hier könne man auch ostvertriebene Korbmacherfamilien wieder in den Arbeitsprozeß einschalten.


Korbmacher Steinfeld bei der Arbeit
Foto PBD/Arlt

Diese Pläne versucht man mit besonderem Nachdruck im Kreise Euskirchen in die Tat umzusetzen. Vorbildliche Weidenkulturen wurden in der Gemeinde Klein-Vernich im vergangenen Jahr angelegt, deren Ruten schon in diesem Jahr eine Länge von über 2,50 m aufweisen. In den Nachbargemeinden Niederberg und Bliesheim werden zurzeit Korbweidenkulturen angelegt. In der Gemeinde Arloff wird neben den schon unterhaltenen eine Großanlage von 60 Morgen entstehen. Mit großem Fleiß und guter Sachkenntnis bemüht sich der Korbmacher Arnold Steinfeld in Klein-Vernich um die Förderung des Weidenanbaues in diesem Gebiet als Voraussetzung für die Wiederbelebung eines alten handwerkszweiges.

Heimatlose Korbmacherfamilien aus dem Osten sollen ihm durch die Hauptfürsorgestelle der Regierung in Düsseldorf überwiesen werden, wofür die Gemeinde Weilerswist eine geeignete Unterbringung zugesichert hat. Auch die übrigen Korbmacher im Kreise werden in Zukunft aus den neugeschaffenen Kulturen wieder versorgt werden. Ein dreifacher Erfolg: Förderung des Handwerks, Versorgung der Wirtschaft mit Körben und Möbeln und wesentliche soziale Hilfe für Notleidende.

HAH.

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