Kölnische Rundschau vom 21. Oktober 1949

Ein altes Dorf erzählt

Esch. Es ist wahrscheinlich, daß das Dorf Esch aus einer Ansiedlung der Leibeigenen bzw. des Gesindes der Escher Burg hervorgegangen ist oder wenigstens merklichen Zuwachs erfahren hat. In früheren Jahrhunderten hatte nämlich Esch eine Burg, die in der Holzgasse an der Stelle lag, die bis unlängst noch den namen „Auf der Burg“ führte.

Es ist eine tiefeingewurzelte, volksbelebte Fabel, wonach die benachbarten Burgen Reuschenberg und Richardshofen mit der Escher Burg durch unterirdische Gänge in Verbindung gestanden haben sollen.

Die erste geschichtliche Person auf der Burg Esch ist Hezelin (auch Hezilo = Heinrich) von Esch, ein Bruder des Pfalzgrafen Ezzo, der auch Ermfridus, Ehrenfridus oder Ezzo genannt wird. Beide gingen aus der Ehe zwischen Hermann dem Kleinen, Pfalzgraf bei Rhein oder für Lothringen und seiner Gemahlin Helwygis hervor. Es war dies ein Geschlecht, das durch die Ottonen (Otto II. Und Otto III.) zu Reichtum und hohem Ansehen gelangte. Daß aber Hezelin in unserem Esch residierte, werden wir aber näher bestätigt finden. Der Bruder Hezelins, Ezzo, war einer der hervorragendsten Männer seiner zeit. In jungen Jahren war er am Hofe des Kaisers Otto II. Vornehm und von stattlicher Erscheinung gewann er durch seine charaktervolle Liebenswürdigkeit die Zuneigung und Liebe der kaiserlichen Prinzessin Mathilde, der Tochter des genannten Otto II. Ihre Vermählung kam im Jahre 990 zustande, Ezzo und Mathilde lebten dann in überaus glücklicher Ehe und ihr gewöhnlicher Wohnsitz war die Burg Tomberg bei Rheinbach im Eifelgau. Von dort aus besuchte die Pfalzgräfin Mathilde im Herbst des Jahres 1025 ihren Schwager Hezelin auf dessen


Gut Esch bei Bergheim,

starb aber während ihres Aufenthalts daselbst unvermutet am 4. November des gleichen Jahres. Ihre letzte Ruhestätte fand sie zu Brauweiler, neben ihr ruht ihr Gemahl Ezzo, der im Jahre 1035 sein gottseliges Leben zu Saalfeld in Thüringen beschloß.

Die standesungleiche Heirat Ezzos mit der kaiserlichen Prinzessin Mathilde erklärt der Geschichtsschreiber der Pfalzgrafen, ein Mönch von Brauweiler folgendermaßen. Otto III., ein großer Freund des Schachspiels, habe eines Tages mit dem gewandten Ezzo beim Spiel gesessen und nach dreimaligem Matt dem Sieger die Hand seiner Schwester Mathilde versprochen. Diese Ehe erregte bei vielen Mißfallen, aber der junge König, Otto III., Mathildens Bruder konnte die Sache nicht mehr rückgängig machen und stattete die Schwester, damit sie standesgemäß leben könne, mit einem großen Vermögen aus. Aus der Ehe Ezzos und Mathildens gingen sieben Töchter und drei Söhne hervor. Eine der ersteren hieß Richezza, die Königin von Polen wurde; König Miceslaw II. War ihr Gemahl, dem sie den König Casimir gebar; später nahm sie den Schleier und zog sich ins Ursulakloster zurück. Richezzas Schwestern waren sämtlich Aebtissinnen; von den pfalzgräflichen Söhnen war Ludolph Vogt des Erzstiftes Köln, Otto seit 1045 Herzog von Schwaben und Hermann II., der edelgeborene von 1036 bis 1056 Erzbischof von Köln.

Wenn wir nach den späteren Besitzern der Escher Burg fragen, stoßen wir von 1235 bis 1256 auf den Edelvogt Gerhard II., der Lehnsmann der Abtei Gladbach in Esch war, treffen 1317 den Ritter Wolter in Esch und am Ende des 15. Jahrhunderts einem jülichen Erbmarschall Hurt von Schöneck, Herr zu Beffort und Esch, und begegnen dann im 16., 17. und 18. Jahrhundert mehrfach denen von Iven, sowie dem wohledlen Freiherrn von Nagen und ebenso verschiedenen Freiherrn von Nagel und ebenso verschiedenen „Jonckeren“ und „Jufferenrenz“ zu Esch. Der soeben erwähnte Freiherr vn Nagel war mit einer von Wrede von Richardshoven vermählt. Wohl mit Ausnahme des genannten Erbmarschalles hätten alle diese Herrschaften ihren Wohnsitz zu Esch, und sie zeigten sich meist als Gönner der Armen und Wohltäter der Kirche.

Im Laufe der Tage und Jahre geriet die Escher Burg immer mehr in Verfall, ihre letzten Reste wurden 1765 beseitigt, und ihr ganzes Zubehör, wozu auch die Escher Wassermühle gehörte, öffentlich verkauft.

© Copyright 2003 wisoveg.de
Zur Homepage