Kölnische Rundschau vom 21. September 1949

Bergheims Mühle und ihr Wasserlauf

Ein kleines Kapitel Heimatgeschichte aus der Kreisstadt

Bergheim. Wie die übrigen befestigten Orte an der Erft besaß auch unser Kreisstädtchen eine Mühle. Diese wurde durch die Erft, die kurz vorher die Escher Mühle bei Ahe in Schwung brachte, getrieben. In den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als der Flutkanal zwischen den beiden Erftarmen gegraben wurde, leitete man die alte Erft oberhalb Bergheims in diesen neuen Wasserlauf. Die Gerechtsamkeit bezüglich der Wasserkraft für die Bergheimer Mühle wurde durch eine Grabenabzweigung gewahrt.

Hochbetagte Leute können sich noch dieser Mühle erinnern, die damals unter dem Namen „Schrocksche Mühle“ weit und breit bekannt war. Wo heute der alte Teil des Maria-Hilf-Krankenhauses steht, hat diese Mühle jahrhundertelang geklappert. Zwischen der Apotheke und dem St. Josefhaus floß die alte Erft und später der Mühlengraben zur Hauptstraße hin, und an der rechten Seite an der Wirtschaft Lippert vorbei nach den Wiesen hinter der alten Stadtmauer. Hier mündete das Wasser des Bergheimer Mühlenteiches in die erste Erft, die mit ihren Wassern kurz hintereinander schon drei Mühlen getrieben hatte, nämlich die Horremer, die Plies- und die Kentener Mühle.

Die alte Mahlanlage unseres ehemaligen Festungsstädtchens ist schon lange außer Betrieb. Heute zeugt nicht einmal mehr ein Mühlstein davon, daß hier für die Vorfahren in friedlichen wie in Belagerungszeiten das Mehl fürs tägliche Brot bereitet wurde. Wie oft mögen die feindlichen Söldner, so sie einen Ring um die Stadt durchstoßen haben, damit das Wasser nicht den Mühlenteich, der in alter Zeit den Namen „Cameral-Teich“ führte, füllte. Besorgten Blickes wird dann der Müller den Wasservorrat abgeschätzt haben. Nicht so sehr in Sorge wegen des zu befürchteten Stillstandes der Mahlgänge; dafür stand letztlich noch genügend Mehl in der Kammer. Nein, ein gefüllter Mühlenteich war auch notwendig, wenn in der Festung ein Brand ausbracht, war er doch hier die einzige größere Wasserreserve innerhalb des Mauergürtels. Das große Unglück von Anno 1543, wo bei einer Belagerung das ganze Städtchen in Schutt und Asche gelegt wurde, war stets von Ahn und Urahn so lebenswahr wiedergegeben worden, daß es einem jeden Bergheimer wie ein Schreckgespenst vorschwebte, so sich ein Feind den Wällen näherte.

Seitdem die Mühle nicht mehr klapperte, hatte auch der eifrig fließende Mühlenbach seine Bedeutung verloren. Mit der Zeit versandete und verschlammte er und war gerade noch gut genug, die Abwässer der angrenzenden Häuser aufzunehmen. Der früher stets forsche Gesell, der ungestüm unter der Hauptstraße hindurchfloß, war anzusehen wie ein alter, abgearbeiteter Mann, der sich mühlselig und langsam des Weges fortbewegt. Der Mühlenbach bot keineswegs mehr ein idyllisches Bild. Also mußte er es sich gefallen lassen, daß die kümmerlichen Reste seines ehemaligen Glanzes bescheiden in Kanalröhren gesammelt wurden.

Genau wie bei der Mühle erinnert auch wenigstens im Städtchen, kein einziges Merkmal mehr an ihn. Heute führt über den früheren Wasserlauf ein Weg. Auf der linken Straßenseite bildet er einen Eingang zum Krankenhaus, der zwischen dem Josefshaus und der Apotheke durch ein Tor abgeschlossen ist.

G.V.

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