Kölnische Rundschau vom 21. Mai 1949

„Glückauf“ Erzeugergroßmarkt

Die erste öffentliche Versteigerung

Bedburg. Am Donnerstagmorgen wurde am Eingang der Stadt in Gegenwart des Präsidenten der rheinischen Landwirtschaftskammer, des Direktors des rhein. Genossenschaftsverbandes, eine Reihe geladener Gäste, darunter Landrat Großmann, Oberkreisdirektors Kloos, den Vertreter der Gewerkschaften und einer großen Zahl Erzeuger und Verbraucher der neue Erzeugergroßmarkt Erft-Roer eröffnet. Nach dreimonatiger Bauzeit ist ein Werk geschaffen worden, das für die Ernährung und Versorgung der Kreisbevölkerung, darüber hinaus auch der angrenzenden Großstädte in Zukunft ein wesentlicher Faktor sein wird.


Geschäftsführer Peter Eisen nimmt die erste Versteigerung vor.
Fotos: Kämpf

Die Frage des Absatzes war im besonderen nach der Währungsreform lebensnotwendig geworden. Es mußte daher ein Weg gefunden werden, der eine zusätzliche Sicherung des Warenabsatzes garantierte. Diese Sicherung konnten die weit entfernt liegenden Märkte dem einheimischen Landwirt nicht mehr geben. So faßte denn eines Tages ein kleiner Kreis verantwortungsbewußter Männer den Entschluß zur Selbsthilfe. Durch Schaffung eines Marktes, der unmittelbar im einheimischen Anbaugebiet liegen mußte. Auf genossenschaftlicher Grundlage entstand ein Unternehmen, das vom Bauern selbst getragen wird. Nach der grundsätzlichen Klärung wurde in Bedburg in kürzester Zeit eine Markthalle erbaut, die den modernsten Anforderungen entspricht.

Schwere Lastzüge, mit Gemüse beladen, standen zur Versteigerung bereit.

Nachdem Kreislandwirt Esser die zahlreichen Ehrengäste, Erzeuger und Verbraucher begrüßt hatte, sprach Vorstandsmitglied Hüppeler. Ein Erzeugergroßmarkt sei erst dann lebensfähig, wenn der Erzeuger sein Hauptaugenmerk auf die Qualität seiner Ware lege. Standardware zu produzieren, muß sein Ziel sein, intensive Bearbeitung und Prüfung der Anbaumethoden nach holländischem Vorbild werden den Absatz garantieren. Der gute Boden unseres Heimatkreises ist in der Lage, Qualitätsware hervorzubringen.

Der Präsident des Rhein. Landwirtschaftsverbandes, Dr. Frey, hob die Bedeutung des Marktes hervor, während Geschäftsführer Maiberger darauf hinwies, daß die Landwirte sich nicht weiter im Kleinabsatz verzetteln dürften. Baron von Loe - als Vorsitzender des Aufsichtsrates - unterstrich die Verpflichtung, die das Unternehmen übernommen hat, nämlich Bindeglied zu sein zwischen Erzeuger und Verbraucher. Bürgermeister Freund (Bedburg) erwähnte in seiner Ansprache, daß durch den Erzeugergroßmarkt gleiche Vorteile für den Erzeuger und Abnehmer entstehen. Landrat Großmann sagte, daß dem Kreis Bergheim trotz starker Industrialisierung eine gute Fundierung des Bauernstandes erhalten bleiben müsse. Das Marktunternehmen kann dazu nicht unwesentlich beitragen. Im Anschluß an diese Ausführungen übergab Bürgermeister Freund die Schlüssel des Marktes dem Vorsitzenden Hüppeler.

Am Nachmittag war der große Anfahrtplatz überfülle mit beladenen Fahrzeugen. Einheimische und Käufer aus den Nachbarkreisen, aus Düren, Aachen, Neuß, Grevenbroich und dem Ruhrgebiet waren erschienen. Peter Eisen, ein anerkannter Versteigerungsfachmann, trat an die elektrische Uhr und gab die ersten angebotenen Waren bekannt. Vorher waren die Naturalien auf dem Prüfstand gewogen und nach Qualität eingestuft worden. Im übrigen ist für den reibungslosen An- und Verkauf Sorge getragen.

Wir notierten uns die ersten Preise: Frühlingszwiebel 2,20 DM, Freilandsalat 0,77 DM, Gurken 5,40 DM, Rhabarber 1,70 DM, Schnittkohl 0,59 DM, Kohlrabe 1,- DM, Blumenkohl 1,10 DM.

Der Erzeugergroßmarkt Bedburg wird die Rentabilität des einheimischen Gemüse- und Obstanbaues zu sichern haben. Wenn der gesamte Berufsstand Träger dieses Unternehmens ist, kann man der ausländischen Konkurrenz standhalten. Technisch gesehen, konnte kein günstigerer Ort als Bedburg ausgewählt werden: über Neuß hinaus besteht die Verbindung zum Ruhrgebiet, das Düren-Jülicher Land ist die Brücke zum Aachener Industriegebiet, und der eigene Kreis mit seiner großen Bevölkerungsdichte wird nicht zuletzt den Markt Absatzmöglichkeiten bieten.

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