Kölnische Rundschau vom 14. Oktober 1949

Der Kreis Bergheim vor 100 Jahren

Die Bevölkerungszahl stieg seitdem um das Dreifache

Bergheim. Statistiken sind heute nicht selten. Jeder schimpft, wenn er schon wieder mit der Ausfüllung von Formularen beschäftigt wird. Und doch haben auch die Statistiken ihre guten Seiten, da sie nicht nur für gegenwärtige volks- und wirtschaftspolitische Maßnahmen benötigt werden, sondern auch für unsere Nachkommenschaft wichtige Anhaltspunkte bieten und aufklärend wirken. Geographische und statistische Darstellungen über unseren Kreis liegen aus der Vergangenheit nur wenige vor. Interessant ist eine Beschreibung des Kreises Bergheim aus dem Handbuch zu dem Atlas von Preußen, das um etwa 1838 erschien. Darin heißt es:

„Der Kreis Bergheim besteht aus einem Teile des Erzstiftes Cöln, der Grafschaft Kerpen und der Herrschaft Bedburg, und grenzt im Norden an den Regierungsbezirk Düsseldorf, im Osten an den Kreis Cöln, im Süden an den Kreis Euskirchen und im Wegen an den Regierungsbezirk Aachen. Der Flächenraum des Kreises wird auf 7,05 Quadratmeilen oder 151.508 preußische Morgen angegeben, auf welchem sich vier Flecken, 69 Dörfer, drei Weiler, 45 Höfe und 12 aus einzelnen Häusern bestehende Etablissements, mit 46 Kirchen, Kapellen, Bethäusern und Synagogen (5), 103 öffentliche Gebäude, 5696 Wohnhäuser, 7749 Ställe, Scheunen und Schuppen, 40 Mühlen und Fabrikgebäude befanden. Im Jahre 1831 betrug die Bevölkerung 32.000 Seelen, von denen 31.166 Katholiken, 283 Evangelische und 557 Juden waren.

Die Oberfläche des Kreises ist eine von den Vorbergen der Eifel berührte, zum Teil bewaldete, sonst sehr fruchtbare Ebene, die von der Erft und Gillbach usw. bewässert wird. Man rechnet ungefähr 93.628 Morgen Ackerland, 4.299 Morgen Gärten, 10.919 Morgen Wiesen und Weiden, 29.844 Morgen Waldungen, 641 Morgen öde Ländereien und 2.937 Morgen in Flüssen und Wege. Es werden hier alle Getreidearten, auch Raps, Flachs, Futterkörner und etwas Hopfen gebaut. Gute und nahrhafte Wiesen befinden sich an der Erft. Auch trifft man mehrere Torfbrüche. Der Viehbestand zählte 1.831: 2.425 Pferde, 355 Füllen, 107 Stiere, 202 Ochsen, 7.650 Kühe, 3.448 Stück Jungvieh, 2.672 halbveredelte und 2.587 unveredelte Schafe, 1.263 Böcke und Ziegen und 3.679 Schweine. Andere Nahrungsquellen der Bewohner sind: Lohgerbereien, Wollenzeug-Manufacturen, Holzhandel, mehrere Braunkohlengruben und eine Farbenmühle.

Eine Kunststraße durchschneidet den Kreis in eine nördliche und eine südliche Hälfte und führt von Cöln nach Jülich. Über Kerpen führt eine große Post- und Landstraße von Cöln nach Düren. Bergheim an der Erft ist der Sitz des Kreisamtes und eines Friedensgerichts für die Bürgermeistereien Bergheim, Bedburg, Caster, Esch, Hüchelhoven, Königshoven, Paffendorf und Pütz. Kerpen, ein Flecken in einer fruchtbaren Gegend, ist der Sitz eines Friedensgerichts für die Bürgermeistereien Kerpen, Blatzheim, Buir, Heppendorf, Sindorf und Türnich.“

Vieles ist seit dieser Zeit über unseren Kreis hinweggezogen. Allein die Bevölkerungsziffer ist auf das fast Dreifache angestiegen. Wie wird es in weiteren 100 Jahren sein?

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