Kölnische Rundschau vom 11. August 1949

Bleibergwerk bittet um schnelle Hilfe

Die Gewerkschaft Mechernicher Werke braucht dringend 1,5 Millionen DM

HF Mechernich. 10. Aug. Das größte Bleierzvorkommen Westeuropas, die Gewerkschaft Mechernicher Werke, befindet sich zur Zeit in einer äußerst schwierigen Lage. Der Landtag hat sich bereits dreimal mit diesem Angelegenheit befaßt. (Siehe auch den Bericht „Bleibergbau ist in Not“ in der Ausgabe vom 6. August.) Unter erheblichem Kostenaufwand wurde nach dem Kriege mit Hilfe deutscher Behörden und mit voller Unterstützung der Militärregierung mit der Beseitigung der Kriegsschäden in dem großen Werk, das rund 1100 Menschen beschäftigt, begonnen. Durch die Währungsreform und die sinkenden Bleimarktpreise der vergangenen Monate sowie durch die vorübergehende Absatzkrise wurde die Beendigung des Auf- und Ausbaus verhindert. Dadurch wurden die jetzt aufgetretenen Schwierigkeiten hervorgerufen.

In einer Sondersitzung des Kreistags Schleiden wurde die katastrophale Lage des Werkes erörtert. Die Anwesenheit der zahlreich versammelten Bevölkerung, der Spitzen der Behörden in den überfüllten Mechernicher Lichtspielen unterstrich die Dringlichkeit der Stunde.

Die Folgen einer etwaigen Stillegung

des Betriebes sowohl in kommunaler wie in sozialer Hinsicht sind gar nicht abzusehen. Rund 5000 Menschen würden in dem Grenzgebiet Schleiden durch eine solche Maßnahme betroffen. Darum ist äußerste Eile geboten. Das Bleibergwerk mit seiner Untertage- und Tagebaubetrieb, mit seiner großen Aufbereitung und seinem Hüttenwerk kann nur durch eine sofortige Zwischenfinanzierung von eineinhalb Millionen D-Mark vor dem Stillstand gerettet werden. Insgesamt benötigt das Werk für seinen rentablen Umbau und großzügigen Ausbau, die die

Produktion verdreifachen

und die Selbstkosten um die Hälfte vermindert würden, 9,5 Millionen D-Mark. Landrat Lauterbach unterstrich die Notwendigkeit der finanziellen Soforthilfe für den gesamten Kreis, insbesondere für das Werk. Die bedrohliche Lage ihres Bleibergwerks sei gleichzeitig eine Lebensfrage des gesamten Bezirks. Er dementierte die Gerüchte von einer bevorstehenden Stillegung und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Verhandlungen mit dem Ministerpräsidenten und dem Finanzminister schon in den nächsten Tagen

zu einem günstigen Ergebnis

führen würden. Der Vertreter der Gewerkschaft forderte Erhaltung der Arbeitsplätze für die 1100 Werksangehörigen und ihre Familien, die keine Wohlfahrtsunterstützung haben wollten, sondern Arbeit.

Zum Schluß der außerordentlichen Kreistagssitzung, auf der noch weitere namhafte Persönlichkeiten das Wort ergriffen, wurde einstimmig eine Entschließung gefaßt, die allen maßgebenden Stellen zugeleitet werden soll und in der der Kreistag an die Landesregierung die dringliche Bitte richtet, durch Soforthilfe die derzeitigen Schwierigkeiten zu beheben.

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