Kölnische Rundschau vom 9. Dezember 1948

Braunkohlenabbau der Zukunft

Braunkohle noch für Jahrhunderte

Seit mehr als einem Jahre befassen wir uns in besonderen Abhandlungen mit dem Problem, das im Rheinischen Braunkohlenrevier durch den beschleunigten Abbau der Braunkohle während des Krieges und in der Nachkriegszeit besonders in den Vordergrund gerückt ist. Die Braunkohlenindustrie leugnet nicht, daß es ihr bei dem beschleunigten Abbau leider nicht möglich war, die Maßnahmen zur Wiedergutmachung des Gebietes der ausgekohlten Tagebaue im erwünschten und notwendigen Umfange durchzuführen. Ebenso wichtig ist die Frage, was wird geschehen, wenn der Abbau der Kohle im Höhenzuge der „Ville“, also im Tagebau, erschöpft sein wird? Wie wird sich der Abbau der Braunkohle in der Tiefe gestalten - in dem Gebiete, in dem riesige Kohlenfelder bei den Bohrungen in den letzten Jahrzehnten festgestellt wurden, und das sich westlich von dem Höhenzuge der „Ville“ anschließt und sich über Düren hinaus bis zur holländischen Grenze erstreckt? Wie werden sich die Dinge auf Menschen und Wirtschaft in diesem großen Raume auswirken?

Das in Vorbereitung befindliche „Braunkohlengesetz“ soll alle angeschnittenen Probleme auf gesetzlicher Grundlage lösen und regeln. Es war vorauszusehen, daß in diesem Stadium der vom Kulturring in Liblar angekündigte Vortrag des Bergwerksdirektors Dr. S. Schmitz der Rheinischen Braunkohlen-Tiefbau A.G. Übe „den Braunkohlenabbau der Zukunft zur Gewinnung der Braunkohle unter Tage“ nach den von uns gebrachten vorbereitenden Veröffentlichungen das besondere Interesse der bergmännischen Bevölkerung des Erftlandes, insbesondere aber auch aller Kreise fand, die im öffentlichen Leben die Mitverantwortung für die Gestaltung der Dinge tragen. Wissenschaft und Technik wären heute auf dem Gebiete des Tieftagebaus und des Tiefbaus weiter, wenn Regierungsstellen und auch die Braunkohlenindustrie selbst von Anfang an die Forschungsarbeiten weniger entschlossener und überzeugter Männer unterstützt hätten. Was versäumt ist, kann leider nicht wieder eingeholt werden. Doch geben uns die Resultate der Forschungsvorbereitungen gerade der letzten Jahre die berechtigte Hoffnung, daß die noch bestehenden großen Schwierigkeiten überwunden werden in der Zeit, in der uns noch die Braunkohle im Tagebau zur Verfügung steht.

Ein ausgezeichnetes Bildmaterial vermittelte einen guten Einblick in die technischen Arbeitsgebiete des Tiefbaus und Tieftagebaus, anfangend mit der Darstellung des Interessengebietes und der geologischen Lagerung der mächtigen Braunkohlengenerationen und übergehend zu den Stätten der Herstellung besonders schwerer Abbaumaschinen und Geräte und der Niederbringung der Versuchschächte im Walde von Elsdorf.

Die wirtschaftliche Grundlage für das Gebiet des Erftlandes - das dürfen wir nach dem heutigen Stande der Forschungsergebnisse bestimmt hoffen - wird noch für Jahrhunderte gegeben sein.

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