Kölnische Rundschau vom 9. September 1949

... denn mit der Post geht's wieder schnell

Hochsaison beim Kölner Post-“Hauptbahnhof“ - 74 Busse täglich schaffen Blitzverbindungen mit der Umgebung

HF Köln, 5. Sept. An die Stelle des romantischen Postillons, der im Zeitalter des Tempos völlig aus dem Verkehrsleben verschwand, ist der Omnibus getreten. Er hat damit dem größten Verkehrsträger, der Reichsbahn, gegenüber den Vorteil, nicht schienengebunden zu sein, sondern auch solche Ziele anfahren zu können, die mit der Eisenbahn nicht zu erreichen sind. Die Deutsche Post schlägt mit den Kraftposten gewissermaßen zwei Fliegen mit einer Klappe. Einmal befördert sie Reisende bis in die entlegensten Gegenden, zum anderen bringt sie ihre Brief- und Paketsendungen an die Bestimmungsorte und von dort wieder mit zurück.

So ist im Lauf der letzten Zeit im Brennpunkt des westlichen Verkehrs, in unmittelbarer Nähe des Kölner Hauptbahnhofs und der Straßenbahnhaltestellen

ein neuer „Bahnhof“

entstanden, vor dem Hauptpostgebäude, An den Dominikanern und seitwärts in der Postprivatstraße. Dort kann man morgens gegen 8 und nachmittags gegen 5 Uhr Hochbetrieb beobachten, insbesondere den Berufs-Reiseverkehr. Die Post ist nun bestrebt, allen Wünschen Rechnung zu tragen. Dabei reicht ihr durch Kriegseinwirkungen stark mitgenommener Wagenpark nicht aus, so daß sie bis zu einem Drittel ähnlich wie die Reichsbahn auf Privatunternehmer zurückgreifen mußte, die für ihre Linien verpflichtet wurden.

Es ist erstaunlich, daß sich der starke Verkehr, der dem auf einem Bahnsteig ähnelt, auf der verhältnismäßig engen Straße zwischen den Bauten im Bankenviertel und dem am Hauptpostgebäude so reibungslos abwickelt. Die Reisenden stellen sich diszipliniert auf. Oft allerdings ist noch ein Sturm auf die einfahrenden „Züge“, auf die schnittigen Privatomnibusse, wie auf die modernen und älteren der Post zu beobachten. Daß diese sich bewährt haben, beweist ihr Alter von 25 Jahren und bis zu 1 Million gefahrener Wagenkilometer.

74 Kraftposten verkehren werktäglich

vom Bahnhof „Post“ aus auf insgesamt 19 verschiedene Linien. Die meistbefahrene Strecke ist die nach Brauweiler mit 12 Wagen und die nach Remscheid mit elf. „Denn bei der Post geht's nicht so schnell“ kennt die Kraftpost nur noch von der Operette her; die eingesetzten „EW“ (Eilwagen), die nicht an allen Haltestellen halten, beweisen das Gegenteil.

Früh um 7 Uhr fahren die ersten Kraftposten von Köln ab, um 22.30 Uhr die letzten. Für die Auskunft wurde eine provisorische Stelle im Bauzaun errichtet, nach endgültiger Fertigstellung des Hauptpostamtes werden die Reisenden auch wieder eine Halle vorfinden, in der sie Fahrscheine, Zeitkarten usw. kaufen und vor allem bei schlechter Witterung Unterkunft finden können.

Ein Zentral-Omnibus-Bahnhof

Dem Charakter und der Wichtigkeit des Verkehrs von und nach Köln entspräche natürlich ein Zentralpunkt, von dem aus sämtliche Köln verlassende Omnibusse, ob solche der Reichsbahn, Post, der Verkehrslinien privater Gesellschaften usw. abfahren. Ein solcher ist auch geplant, und zwar wiederum im Brennpunkt des Verkehrs, nämlich unterhalb des Doms. Dort wären dann richtige Bahnsteige mit Richtungsanzeigern, Wartehallen usw. dem Verkehr Kölns entsprechend anzulegen.

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