Kölnische Rundschau vom 6. Januar 1948

Der „Groß-Erftverband“ kommt

Bergheim. Im letzten halben Jahr befaßten wir uns in Sonderabhandlungen wiederholt mit der Frage der intensiven Ausnutzungen des Erftlandes, das in seiner ganzen Ausdehnung eine gleichbleibende, besondere Wirtschaftsstruktur aufweist. Wir machten Vorschläge für den Umbruch von Grünland und seine Verwertung für den vermehrten Anbau von Kartoffeln und Hackfrüchten, für den Feldgemüseanbau und für die Ausweitung des Pappel- und Korbweidenanbaues. Weiter wurde die Bepflanzung der Böschungen zum Erfttale im sogenannten „Erftsprung“ mit Obstbäumen und Beerensträuchern geeigneter Sorten empfohlen. Wichtige wasserwirtschaftliche Fragen, die bald eine Lösung fordern, wurden aufgezeichnet.

Es wird für die Bevölkerung des Erftlandes von großem Interesse sein, daß die behandelten Vorschläge und Anregungen bereits vom Erftverband in Bergheim in enger Fühlungnahme mit dem Regierungspräsidenten in Köln als Aufsichtsbehörde verfolgt werden und daß sie teilweise bereits Erfolg gehabt haben.

Der für die nächste Zukunft zu erwartende verstärkte Braunkohlenabbau im Erftgebiet, besonders der bereits eingeleitete Tieftagebau, wird erhebliche Veränderungen und Auswirkungen hinsichtlich der Geländegestaltung (Senkung des Erfttales), der Grundwasserabführung, Zunahme der Belegschaft, Umsiedlung von Wohnstätten bedingen und eine neue Generalplanung - Wirtschaftsplan - für das ganze Gebiet erforderlich machen. Diese Planung soll von dem „Großen Erftverband“, der Quelle bis zur Mündung umfassen und den der Regierungspräsident in Kürze bilden soll, in die Wege geleitet werden. Dieser „Große Erftverband“, mit dessen Bildung im Frühjahr 1948 zu rechnen ist, soll einerseits eine starke Interessenvertretung gegenüber den Belangen des Bergbaues und der Industrie darstellen, andererseits die sich ergebenden Problemen und Aufgaben zu lösen versuchen.

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