Kölnische
	Rundschau - Beilage Nr. 5, Dezember 1947 
	

	- 
	
	 - 
	Dichtung und
	Wahrheit um die Eschergewähr  
	
 - 
	
	 - 
	Einst rauschten die Wipfel des
	Erbwaldes Eschergewähr an der Stelle, wo heute fleißige
	Hände die Äcker pflügen. Die Überlieferung
	erzählt, daß im 12. Jahrhundert bei einer Fehde der
	Herren von Burg Reuschenberg bei Elsdorf mit dem Ritter von
	Richardshoven bei Niederembt die Escher und Tollhausener dem
	Reuschenberger tatkräftige Hilfe geleistet hätten. Dafür
	schenkte er ihnen den bei Esch nach Westen liegenden Wald
	Eschergewähr. Um das jahr 1678, in den französischen
	Raubzügen brannten in Esch Kirche, Schule und eine nach Norden
	liegende Dorfstraße ab. Der Spruch auf einer Esche Glocke
	Franzmann verbrannte mich erinnerte noch daran. Zum
	Wiederaufbau entlieh die Gemeinde vom Freiherrn von Bongart (Philipp
	Wilhelm Heinrich 1678-1714) zu Paffendorf das erforderliche Geld. Er
	verlangte von den Eschern den Eschergewährwald zum Pfande. Bis
	zu einer bestimmten Frist mußte die Summe zurückgezahlt
	sein, sonst fiel der Wald an die Herren von Bongart. Die Tatkraft
	der Escher hatte bis 1693 den Kirchturm wieder erstellt, nur Schiff
	und Chor lagen noch darnieder. Der Verfalltermin rückte aber
	immer näher heran. Die Escher sandten eine Deputation aufs
	Schloß nach Paffendorf. Sie wurde aber nicht empfangen.
So
	lag es nach ihrer Meinung klar zu Tagen, daß man sie
	irregeführt hatte, um den Verfall des Eschergewährwaldes
	an die von Bongart herbeizuführen. In ihrer Not wandte sich die
	Escher Gemeinde an die Nachbardörfer: Niederembt, Oberembt,
	Lich-Steinstrahs, Höllen und Rödingen, um die Pfandsumme
	zu leihen. Die Gemeinden gaben das Geld und erhielten dafür
	Gerechtsame am Eschergewährwalde. 
Das Revolutionsjahr
	1848 wirkte sich auch auf die Teilung des Eschergewährwaldes
	aus. Einige Hitzköpfe aus Esch, Tollhausen und Lich-Steinstrahs
	versuchten die damaligen Wirren auszunutzen. Sie holzten im Erbwalde
	ab, was ihnen vor die Äxte kam. Viele zogen sogar mit
	Gesinnungsgenossen nach Oberembt, dem Sitz der Buschkasse, um dort
	ebenfalls zu plündern und zu erben. Man beruhigte
	aber diese harmlosen Revolutionäre mit der
	Versicherung, daß bald eine gerechte Verteilung der
	Eschergewähr vorgenommen würde. Darauf zogen sie still von
	Oberembt wieder in ihre Heimatdörfer ab. Am 19. Mai 1851 kam
	das Gesetz über die Gemeinheitsteilungsordnung heraus. Im
	November wurde der Antrag auf Teilung der Eschergewähr
	eingereicht. Diese wurde dann auch durch die Königliche
	Regierung zu Köln am 24. März 1852 eingeleitet. 
Der
	Eschergewährwald wurde gerodet, um fruchtbares Ackerland zu
	gewinnen. Sein Name lebt noch in der Ansiedlung, die dort entstand
	fort: Erdmannshof und Hof Krim nebst zwei Häusern an der Köln
	- Jülicher Landstraße. In der Endphase des jetzigen
	Krieges wurden die Häuser zerstört, inzwischen aber wieder
	aufgebaut. Als letzter Zeuge der einstigen Eschergewähr ragt
	eine prachtvolle Buche weithin sichtbar in die Landschaft. 
	 - 
	
© Copyright
	2002 wisoveg.de
	
Zur
	Homepage