Kölnische Rundschau vom 23. März 1950

21.000 cbm als Tagesleistung

Der modernste Abraumbagger Deutschlands bald fertiggestellt

Morken-Harff: Mit der in diesen Tagen zu erwartenden Fertigstellung des riesigen Abraumbaggers, nach Angaben von Fachleuten des modernsten Abraumbaggers Deutschlands, mit dessen Montage in unmittelbarer Nähe des neuen „Westfeld“ an der Straße Morken-Gustorf vor etwa dreiviertel Jahren begonnen wurde, sind die Sorgen der um ihre Existenz bangenden Bauern in dem Gebiet Gustorf - Gindorf - Königshoven erneut zum aktuellen Tagesgespräch geworden. Wie ein Riese der Urzeit mutet den Vorübergehenden dieses Wunderwerk der Technik und Präzision an. Trotz eines Gewichtes von 850 Tonnen ist der Bagger in der Lang, sich durch eigenen Elektroantrieb auf gewachsenem Boden mit Hilfe von sechs Raupendrehgestellen fortzubewegen. Die Raupenbreite beträgt 2300 mm. Dabei üben die Raupen einen Bodendruck von etwa 1,2 kg/cm2 aus. 40 Eimer mit einem Inhalt von je 500 Liter befähigen den Bagger zu einer Tagesförderungsleistung von 21.000 cbm. Das Fördergut wird sofort in speziell für diesen Zweck konstruierten Abraumwagen geschafft, die je 60 cbm fassen.

Der geplante Erweiterungsbau der Niederrheinischen Braunkohlenwerke (NBW) erstreckt sich zwischen Gustorf - Gindorf und Königshoven bis herunter an die Bundesstraße 1 bei Elsen. Auf Grund des alten Bergbaugesetzes, das besagt, daß die Schätze ab vier Meter Tiefe unter der Erdoberfläche Eigentum des Staates seien, ist es der Bundesregierung möglich, die Eigentümer des Grund und Bodens zu veranlassen, ihn entweder zu verkaufen oder zu verpachten. Dabei wird aber im Rahmen des Menschenmöglichen mit größter Milde vorgegangen.

Der gesamte Abbau des „schwarzen Goldes“ ist in vier Etappen vorgesehen. Die Besitzer des in der zweiten Etappe liegenden Grund und Bodens haben diesen erst dann herauszugeben, wenn der Abbau im Gebiet der ersten Etappe beendet ist. Der Mutterboden der zweiten Etappe dient gleichzeitig zur Rekultivierung der ersten Etappe, so daß also zu jedem Zeitpunkt immer nur ein Viertel des gesamten Schürfgebietes der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen wird. Allerdings läßt es sich nicht vermeiden, daß in einigen Jahren die zwischen Gustorf und Königshoven gelegene Ortschaft Reisdorf und das Gut St. Leonhard vom Erdboden verschwinden müssen.

Die umfangreichen, zu enteignenden Ländereien - im steten Angriff werden es etwa 500 Morgen sein - können allerdings weder von der NBW, noch von den Gemeinden in natura ersetzt werden. Die Besitzer sind also gezwungen, ihren Boden entweder an die NBW zu verkaufen oder für die Dauer der Schürfarbeiten (etwa 10 Jahre) an sie zu verpachten. Dabei dürfte jedoch zurzeit nur der immer noch seit den Vorkriegsjahren gültige Kaufpreis von etwa 1.200 DM pro Morgen oder eine Jahrespacht von 50 DM pro Morgen erzielt werden. Saisonforderungen werden auf Grund des alten deutschen Bergbaugesetzes nicht möglich sein.

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