Kölnische Rundschau vom 15. März 1950

Wohnungen für die Kumpels

Die Rheinische Aktien-Gesellschaft sorgt für Wohnraum

Fortuna. Die Bevölkerungszahl des Kreises Bergheim hat in den letzten fünf Jahren um rund 20.000 zugenommen. Die meisten dieser Zwanzigtausend sind Ostvertriebene, die unserem Kreis zugewiesen wurden. Nicht unerheblich ist aber auch der Anteil der zugewanderten Industriearbeiter. Der Boden des Erftlandes birgt noch unermeßliche Schätze an Braunkohle, die in immer stärkerem Maße der Erde entrissen werden. So wird die Industrialisierung unseres Kreises immer größere Fortschritte machen.


Die Siedlung Fortuna besteht aus einstöckigen Wohnhäusern mit Gartenparzellen und Grünlandvorraum, die jeweils zwei Wohnungen mit je sechs Zimmern enthalten.

Die Rheinische Aktiengesellschaft ist als Träger der industriellen Ausbeutung der Bodenschätze unserer Heimat darauf bedacht, für ihre Arbeitskräfte selbst den Wohnraum zu schaffen. Aus diesem Bestreben entstanden in letzter Zeit mehr oder weniger umfangreiche Siedlungen. Eine solche Siedlung zeigt unser Bild. Sie wurde am Ortsausgang von Fortuna in Richtung Kenten erbaut. Eine sauber asphaltierte Straße, Bürgersteige, sauber eingefaßt und kleine Vorgärten bestimmen das äußere Bild dieser Siedlung. Einstöckige Häuser, aufgelockert in Abständen von etwa 10 Metern errichtet, bergen jeweils 2 Wohnungen von 6 Zimmern mittlerer Größe. Durch die aufgelockerte Bauweise ist für Luft, Licht und die Möglichkeit, recht viel Sonne ins Heim zu lassen, alles getan. Diese Wohnheime sind aus Schwemmsteinen errichtet und nach außen durch einen sauberen weißen Putz gegen Feuchtigkeit isoliert. Alle sind unterkellert, so daß jeder Bewohner seinen Kellerraum und je zwei Familien zusammen eine bequeme Waschküche benutzen können. Auch in hygienischer Hinsicht ist alles Notwendige getan.

Für die Kleintierzüchter unter den Kumpels hat man hinter jedem Wohnheim einen Stall errichtet, den sich die Hausbewohner der Familienzahl entsprechend teilen. Auf Wunsch richtet die Rheinische Aktiengesellschaft jeder Familie auch noch einen Hühnerpark her. Der Kleingärtner aber wird an der schönen Gartenparzelle seine helle Freude haben.

Es ist in den letzten Monaten über Wohnraumbeschaffung viel geschrieben worden. Sowohl für die Erhaltung der Gesundheit wie auch der Sitte und Moral ist es dringend notwendig, daß weiter Kräfte angespannt werden, um die Menschen aus der bedrängten Enge und den oft menschenunwürdigen Verhältnissen, in den sie leben müssen, zu befreien. Über die Wege, die man dazu einschlagen soll, läßt sich allerdings streiten. In der ersten Bauperiode nach dem Kriege erschien es beispielsweise durchaus gerechtfertigt, große Wohnblocks zu errichten, um zunächst mit den geringsten Kosten die größte Familienzahl unterbringen zu können. Diese Bauweise hat heute ihre Berechtigung verloren. - Die gleichen Zweifel aber wollen uns auch kommen, wenn wir die Siedlung für die Bergarbeiter in Fortuna anschauen. Das erste und wichtigste Ziel, die menschenwürdige Unterbringung von Bergarbeitern, ist hier zweifellos erreicht worden. Wenn aber die Frage zur Sprache steht, ob diese Bauweise, die unser Bild zeigt, weitergeführt werden soll, so können wir heute nur „Nein“ sagen. Trotz aller Not müßte es verhindert werden, daß unsere neuen Arbeitersiedlungen, wenn sie einmal einige Jahre alt sind, unansehnliche Barackenstädte darstellen. Die Lösung, die die Gruben-Gesellschaft in dieser Siedlung fand, hat die dringendste Not gelindert. Nur deshalb können wir uns freuen.

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