Kölnische Rundschau vom 13. Januar 1950

Der Finkelbach ein Epidemieherd?

Die finanzschwachen Gemeinden können Verschlammung nicht beseitigen


So sieht der Finkelbach heute aus

Oberembt. Der Finkelbach durchfließt den nördlichen Teil unseres Kreisgebietes und berührt die Gemeinden Oberembt und Niederembt. Heute jedoch kann der Bach kaum noch als fließender Wasserlauf angesprochen werden. Er bietet, so wie er heute ist, total verschlammt, mit Schilf und Schlingpflanzen teilweise zugewachsen, die Ufer eingefallen, ein trauriges Bild. In den Kriegsjahren mußten an verschiedenen Stellen Feuerlöschteiche angelegt werden. Es haben sich hier große Tümpel stehenden Wassers gebildet, die besonders in den Sommermonaten durch übelriechende Gase Ekel hervorrufen. Die verschlammten Tümpel sind günstige Brutstätten für Mücken und Fliegen. Ratten und andere Schädlinge haben an den zugewachsenen Ufern einen ungestörten Aufenthalt, so daß hier ein Epidemienherd vorhanden ist, der uns alle bedroht, nicht nur die Einwohner der Gemeinden Niederembt und Oberembt, sondern die des ganzen nördlichen Kreisgebietes.

Wen trifft die Schuld für den gegenwärtigen Zustand des Wasserlaufes? Zur Reinhaltung sind zwar die Gemeinden und die Anlieger verpflichtet. Es kann nicht gesagt werden, daß die Gemeinden ihrer Pflicht zur Reinhaltung nicht nachgekommen wären. Der Zustand ist einzig und allein auf die Kriegsverhältnisse zurückzuführen. Der Bau der Feuerlöschteiche, die Sprengung der Brücken, die ebenfalls den Wasserlauf hemmten, tragen Schuld. Besonders durch den Bau der Feuerlöschteiche war die Verschlammung des Baches bis zum Jahre 1945 so weit vorgeschritten, daß eine Reinigung seitens der Gemeinden mit den Gemeindearbeitern nicht mehr möglich war. Andere Probleme in den Gemeinden Ober- und Niederembt, die durch den Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, waren zudem dringender. Ferner weiß jeder, daß vor der Währungsreform jeder Plan schon an der Zurverfügungstellung von Arbeitskräften gescheitert wäre. Nach der Währungsreform mußte das vorhandene Geld zuerst für die Instandsetzung der Schulen und dergleichen verwandt werden. So haben sich die Arbeiten von Jahr zu Jahr hingezogen, de Zustand des Wasserlaufes sich zudem immer weiter verschlechtert.

Alle Stellen sind sich darüber einig, daß die Reinigung des Bachlaufes schon allein aus gesundheitlichen Gründen für die Einwohner des nördlichen Kreisgebietes eine dringend notwendige Maßnahme ist. Allerdings macht die Kostenfrage manches Kopfzerbrechen. Wie verlautet, soll ein Betrag in Höhe von 60.000 DM für die Reinigung von der Quelle bis zur Mündung erforderlich sein. Wer aber will diese Summe aufbringen? Die Gemeinden Nieder- und Oberembt, auf die sie zum größten Teil entfällt, sind finanziell sehr schwach. Es ist ihnen nicht möglich, aus den laufenden Einnahmen einen nennenswerten Betrag zu geben. Da sie nicht einmal für die Beseitigung der Kriegsschäden an ihrem Grundvermögen die erforderlichen Mittel haben. Da Land und die übergeordneten Körperschaften werden daher wohl eingreifen müssen. Vielleicht könnte auch der Kreis helfend eingreifen. Es ist eine Aufgabe, die für das ganze nördliche Kreisgebiet wichtig genug ist, zumal der kommende Sommer mit seinen Hitzewellen schon das Unheil bringen kann. Man soll daher recht bald eine Lösung des Problems auf höherer Ebene erstreben und dies nicht den finanzarmen Gemeinden Niederembt und Oberembt überlassen.

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