Kartoffelanbau 1843







Kreis-Blatt
für den
Kreis Bergheim


Redigirt und verlegt von Leonard Moeker
Bergheim, den 10. Mai 1845





Gemeinnützliches.

Über den Anbau von Winterkartoffeln.

Hrn. Schangarnier gelang es, Kartoffeln zu ernten zu
einer Zeit, wo sie gewöhnich erst gelegt zu werden pflegen.
Sein Verfahren, welches der Landwirthschaft ungemein großen
Nutzen gewährt, und jede Hungersnoth unmöglich macht, ist
folgendes:

Am 1. August 1843, sagt er, ließ ich ohne weitere Vorbe-
reitung in einen Boden, von welchem eben erst Erbsen einge-
than worden waren, Kartoffeln legen (gelbe, runde Knollen),
in der Absicht, die ersten Tage des nächsten März zu ernten,
und nach der Ernte den Boden sogleich zu einer Frühlings-
aussaat zu verwenden. Jeder Knollen wurde 28 bis 30 Zenti-
meter (10 bis 11 Zoll) tief und in Abständen von 50 bis 60
Zentimetern 1 1/2 bis 2 Fuß) in den Boden gelegt. Am 18.
August kamen die Stengel zum Vorschein und in Blüthe kamen
sie gegen den 20. September, zu welcher Zeit sie 40 bis 46
Zentimeter (1 Fuß 2 Zoll bis 1 Fuß 4 Zoll) hoch waren.
Als die ersten Triebe sichtbar wurden, ließ ich das Unkraut
ausjäten und dies dann öfters wiederholen. Es wird dadurch
auch zugleich die Erde aufgelokert und dies ist behufs des
Wachsthums der Pflanze sehr nöthig. Dem Anähufen der

Erde um die Pflanze, von welcher wichtigen Operation die
reiche Ausbeute und die Schönheit der kartoffeln zum Theil
abhängt, wurde besondere Sorgfalt gewidmet. Beim Heran-
nahen der ersten Kälte ließ ich die Stengel etwa 16 Centimeter
(6 Zoll) über dem Boden abschneiden und in der Voraussicht
eines strengen Winters den Boden mit einer Schicht Stallmist
überdecken und obendrauf mit Erde überstreuen, damit dieser
Mist dem Winde wiederstehe. So versorgt, bedurften die
Pflanzen keiner weiteren Pflege bis zur Ernte. Am 28. Februar
1844 nahm ich diese vor und sie übertraf trotz des in jeder
Hinsicht unvertheilhaft gewählten Bodens, doch alle meine
Erwartungen, indem ich 18 bis 20 Kartoffeln am Büschel er-
hielt. - Am 10. März konnte mein Erdreich mit Hülfe des
zum Bedecken der Kartoffeln dienenden Mistes schon Korn oder
Hafer aufnehmen, dessen Gedeihen mir außer Zweifel steht,
indem es von der Erfahrung schon längst bestätigt ist, daß
jeder Anbau in dem Boden, welcher vorher Kartoffeln trug,
wohl gedeiht. - Man erntet auf diese Weise (selbst nch dem
strengsten Winter) die Kartoffeln zu Zeit, wo man sie erst zu
legen pflegt, kann den Boden dann zur Frühsaat benutzen und
erhält so dieses Nahrungsmittel zu einer Jahreszeit, wo die
frischen Gemüse gewöhnlich ausgehen, die Kartoffel-Vorräthe
sich erschöpfen und sie theurer werden, und der Vorrath davon
auch schon eine gewisse Veränderung erlitten hat und nicht
mehr gesund ist. (Moniteur industriel, 1844, Nro 846.)





© Copyright 2002 Kreisarchiv Bergheim
© Copyright 2002 wisoveg.de
Zur Homepage