Dürener Zeitung vom 9.10.1950

Jubel ums „Heimbacher Bähnchen“

Eifelbahnen bis auf eine Strecke wieder in Betrieb - Bundesbahn will Fremdenverkehr zur Nordeifel fördern
Einsatz von Schienenomnibussen auf der Eifelstrecke geplant

Heimbach, den 7. Okt. (Eig. Ber.) - Besser als durch den herzlichen Empfang des Sonderzuges der Bundesbahn, der zur Einweihung des Restabschnittes Abenden - Heimbach die Eifelstrecke Düren - Heimbach am vergangenen Freitag befuhr, konnten die Einwohner von Blens, Hausen und Heimbach ihrer Freude über die Aufnahme des Eisenbahnverkehrs auf dieser Strecke nicht Ausdruck geben. Die Bedeutung der Stunde wurde aber nicht nur durch das Meer von Fahnen und Fähnchen, durch Empfänge auf den Bahnhöfen mit Musik und freudigen Begrüßungsreden unterstrichen, sondern vor allen Dingen dadurch, daß eine große Anzahl hoher Gäste von Bund, Land, Bundesbahn, Wirtschafts- und Verkehrsorganisationen und aus den beiden Kreisen düren und Schleiden an den einweihungsfeierlichkeiten teilnahmen.

Auch der „Gläserne Zug“ wird kommen

Der herbstliche Wald an den Hängen des Rurtales hatte im lachenden Sonnenschein sein schönstes Kleid zur Begrüßung des ersten „Eifelexpreß“, der selbst bei dieser Sonderfahrt sein traditionelles Schellengeläute an allen Bahnübergängen erklingen ließ, angelegt. Seit Sonntag ist die 30 Kilometer lange Strecke, die den Nordabhang der Eifel für den Verkehr erschließt und von besonderer Bedeutung für das Fremdengewerbe und Industrie und Wirtschaft des nördlichen Kreises Schleiden und das Rurtal ist, wieder voll in Betrieb.

Im Winterfahrplan werden auf dieser Strecke neun Personenzugpaare und ein Güterzugpaar verkehren. Im Sommer 1951 ist beabsichtigt, den Reiseverkehr noch um eine beträchtliche Anzahl Sonderzüge unter ihnen auch der neuerdings von der Bundesbahn für Gesellschaftsfahrten eingesetzte „Gläserne Zug“, zu vermehren. Damit wird wie in den Jahren vor dem Kriege, Kurgästen und Wanderern die Möglichkeit gegeben, Erholung und Entspannung in der herrlichen Landschaft des Rurtales und in den Dörfern der Nordeifel zu finden.

[Bild 1] ohne Abbildung (Menschenansammlung - Musikkapelle)
An fast allen Haltestellen des Sonderzuges hatte sich die Bevölkerung eingefunden, um den Sonderzug zu begrüßen.

Der Grenzlandausschuß half

Die Einwohner von Nideggen, Abenden, Blens, Hausen und Heimbach wissen, was ihnen ihr „Eifelexpreß“, der nunmehr annähernd 50 Jahre durch das Rurtal pustet, bedeutet. Das kam bei den herzlichen Begrüßungsreden, die die Bürgermeister dieser Ortschaften beim Einlaufen des Sonderzuges hielten, immer wieder zum Ausdruck. In den letzten Jahren, in denen das „Heimbacher Bähnchen“ nicht mehr das Bindeglied war zwischen dem Eisenbahnknotenpunkt Düren und der Voreifel, war besonders deutlich geworden, wie sehr die Wirtschaft und der Fremdenverkehr des Rurtales auf eine Verbindung mit den großen Strängen des Bundesbahnnetzes angewiesen sind.

Dem Bau der Strecke, die durch den Krieg durch zahlreiche Brückensprengungen, Bombenteppiche und sonstige Beschädigungen durch Artilleriebeschuß vollkommen brach gelegt war, stellten sich große Schwierigkeiten entgegen. Besondere Verdienste um den Wiederaufbau erwarb sich der Vorsitzende des Grenzlandausschusses und Landtagsabgeordnete der eiden Eifelkreis Schleiden und Monschau, Dr. Leo Schwering, Seiner unermüdlichen Sorge um die Wiedererschließung der Voreifel ist es zu verdanken, daß das Land Nordrhein-Westfalen aus dem Grenzlandfonds der Deutschen Bundesbahn im Juni 1949 einen Kredit für den Wiederaufbau des Streckenabschnittes Zerkall - Heimbach gewährte, nachdem die Bahnstrecke von Düren aus in verschiedenen Etappen bereits bis Nideggen durchgeführt worden war.

Enge Verbundenheit mit dem Eifelland

Der Präsident der Bundesbahndirektion Köln, Dr. Ing. Hardt, brachte dies auch in seiner Ansprache auf dem Bahnhof in Heimbach, dessen Vorplatz Kopf an Kopf mit frohen Menschen gefüllt war, zum Ausdruck. Dr. Leo Schwering bezeichnete sich und den Präsidenten nicht zu unrecht als „Siamesiche Zwillinge“, die wenigstens für die Zeit bis zur Fertigstellung der Bahnstrecke „nicht auseinanderzuschlagen“ gewesen seien. Ministerialrat Rademache, der die Grüße des Ministerpräsidenten und des Verkehrsministers unseres Landes überbrachte, wies darauf hin, daß gerade Ministerpräsident Arnold sich eng mit dem westlichen Grenzland verbunden fühle. Vier Einweihungen von Grenzbahnen in der allerletzten Zeit hätten bewiesen, wie sehr das Verkehrsministerium darauf bedacht sei, gerade das Eifelgebiet wieder dem Verkehr zu erschließen. Die Bemühungen des Verkehrsministeriums gingen noch weiter. In der nächsten Zeit werde die bundesbahn 25 Schienenomnibusse einsetzen, die im Gebiet Düren - Euskirchen - Jülich zuerst eingesetzt würden.

Oberkreisdirektor Gerhardus würdigte in einer Ansprache die Verdienste Dr. Schwerings und des Bundesbahnpräsidenten um den Bau der Bahn. Ihm schloß sich der Amtsbürgermeister von Heimbach an, der den Wunsch aussprach, daß die Bundesbahn, nachdem sie ihr großes Verständnis für die Verkehrsbedürfnisse der Nordeifel bewiesen habe, nun auf dieser Nebenstrecke nicht das schlechteste und älteste Wagenmaterial einsetzen werde. Aus allen Ansprachen, die während einer kurzen Feierstunde gehalten wurden, klang der Dank und die Freude der Bevölkerung der Nordeifel über diesen frohen Tag heraus.

Eine „sinnvolle“ Begrüßung

Frohe Ereignisse bringen frohe Laune, besonders wenn die Sonne wie kaum in den letzten Wochen heiter vom Himmel lacht und der Freude durch viel Blumen und Fahnen Ausdruck gegeben wird. Die Heimbacher aber hatten sich zum Empfang ihrer Gäste eine besondere Überraschung ausgedacht und bereiteten ihren hohen Gästen durch das persönliche Erscheinen eines „Heimischen Professors“ eine „sinnvolle“ Begrüßung.. Das festlich herausgeputzte Grautier, auch „heimische Essel“ genannt, schaute dann auch mit großen erstaunten Augen in die fragenden Gesichter der hohen Gäste, die mit dem Heimbacher „Wappentier“ zuerst wohl nichts viel anzufangen wußten, bis Dr. Reinhold Heinen dann zu aller Freude in echt Eifeler Mundart Schnurren und Schwänke um den Heimbacher Esel zum besten gab und ein dreifaches Hoch „op all die huh Hähre von Bonn, Düsseldorf un Kölle“ ausrief.

[Bild 2] - ohne Abbildung (Heimischer Esel, Ehrengäste)
Bekränzt und mit Fähnchen geschmückt läßt der „heimische Essel“ auf dem Bahnhof in Heimbach die Begrüßungszeremonien über sich ergehen. Dahinter von links nach rechts der Präsident der Bundesbahndirektion Köln, Dr. Ing. Hardt, Regierungsvizepräsident Richter, Oberkreisdirektor Gerhardus (mit Zylinder) und Ministerialrat Rademacher (Fotos: Schmitz)


© Copyright 2000 wisoveg.de

Zur Homepage