Dürener Zeitung vom 19.8.50

Mit einem Fahrschein von Nörvenich über Düren bis Inden

Pläne für eine Arbeitsgemeinschaft zwischen den Dürener Verkehrseinrichtungen - Landesregierung billigt Durchführung der Straßenbahn von Norddüren bis Stadtmitte



Düren, 17. August (Eig.Ber.)
Das Zuständige Ministerium der Landesregierung hat nunmehr nach langen Verhandlungen zwischen der Stadt Düren und der Regierung seine Zustimmung dazu gegeben, daß die Straßenbahn der Dürener Eisenbahn- A.-G., deren Endstation in Norddüren ist, nunmehr bis zur Stadtmitte durchgeführt werden kann. Teilte Oberbürgermeister Heusgen auf der letzten Stadtratssitzung mit. Dadurch müsse nunmehr auch an die Instandsetzung der Josef-Schregel-Straße und die endgültige Durchführung der Kanalisation in dieser Straße gedacht werden. Der Abbruch der sogenannten Knusperhäuschen am Hortplatz wird dadurch erneut wieder akut werden.

Diese formelle Genehmigung der Landesregierung zur Durchführung der Norddürener Straßenbahn bis zur Stadtmitte hat vieler Interventionen der Stadt Düren beim Wiederaufbauministerium und beim Verkehrsministerium unseres Landes bedurft, die bisher auf dem Standpunkt verharrten, daß schienengebundene Fahrzeuge den immer mehr angestiegenen Verkehr Dürens zu stark behinderten. Mit ihr ist jedoch nur ein Teil der Schwierigkeiten ausgeräumt, die sich diesem alten Traum der Norddürener Bevölkerung, endlich einmal eine zügige Straßenbahnverbindung von Nord-Düren und damit auch eine zügige Straßenbahnverbindung der Bevölkerung unseres nördlichen Kreises bis zur Stadtmitte zu haben, entgegenstemmt. Bekanntlich ist die Dürener Kreisbahn Konzessionsträgerin der innerstädtischen Straßenbahnstrecke bis zum Dürener Bahnhof. Sie wird verständlicherweise nicht so ohne weiteres diesen Teilabschnitt Norddüren - Stadtmitte einem fremden Konzessionsträger, eben der Dürener Eisenbahn-A.-G. Überlassen wollen. Zur endgültigen Klärung der ganzen Angelegenheit wird noch eine Übereinkunft zwischen diesen beiden Eisenbahngesellschaften getroffen werden müssen. Dann erst ist der Weg von Nord-Düren zum Stadtzentrum frei und die symbolische Grenze zwischen Stadt und „Henge de Bahn“ hat durch den Fortfall der Endhaltestelle der Straßenbahnstrecke Inden - Düren eines ihrer einschneidendsten Merkmale verloren.

Verkehrsbedürfnisse sind maßgebend

Die Dürener Zeitung hat sich des öfteren in ihren Artikeln schon dafür eingesetzt, daß endlich die verwirrende Verkehrssituation im Kreise Dü+ren, die durch die „Verkehrshoheit“ der verschiedenen Gesellschaften hervorgerufen wird, durch entsprechende Übereinkünfte bereinigt werden müsse. Wir stehen dabei auf dem Standpunkt, daß oberstes Gesetz bei aller Verkehrsneuplanung in Düren und dem Kreisgebiet nicht die Rücksicht auf Konzessionsrechte irgendeiner Gesellschaft sein darf, sondern lediglich der Wunsch, der Gesamtbevölkerung in Stadt und Kreis Düren durch eine einmütige und klare Verkehrspolitik und Verkehrsgestaltung zügige, unkomplizierte Verkehrsmöglichkeiten zu schaffen. Es dürfte im Kreise Düren einfach kein Problem mehr sein, sich beispielsweise in Nörvenich einen Fahrschein der Dürener Kreisbahn zu lösen und mit diesem Fahrschein von dort über Düren bis Inden, der Endhaltestelle der Dürener Straßenbahn AG. Zu fahren. Zwar hat die Dürener Kreisbahn gerade in der letzten Zeit Fahrscheine mit Umsteigemöglichkeiten zwischen den schienengebundenen Linien und den von der Kreisbahn betriebenen Omnibuslinien geschaffen. Wenn diese Regelung als ein erster Schritt zur Bereinigung der Verkehrssituation zwischen den einzelnen Verkehrsträgern im Kreise Düren, der Dürener Eisenbahn AG., der Dürener Kreisbahn und den Omnibuslinien der Stadt selbst zu deuten ist, besteht endlich Hoffnung, daß die leidige Zerrissenheit im Kreisdürener Verkehrswesen bald der Vergangenheit angehört.

Einheitliche Tarif- und Fahrplangestaltung notwendig

Der Hauptausschuß des Dürener Kreistages hat sich in verschiedenen Sitzungen ebenfalls mit der Frage befaßt und dabei die Kreisverwaltung Düren beauftragt, mit den einzelnen Verkehrsträgern, die von der Dürener Eisenbahn AG angestrebten Besprechungen über die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft den Weg, die Verkehrsbedürfnisse des Kreises Düren auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dieser gehören die Dürener Kreisbahn, die Dürener Eisenbahn AG., die Stadt als Träger verschiedener Omnibuslinien und nach Möglichkeit auch die privaten Omnibusunternehmer, die heute noch einen Teil der Linien im Kreise Düren befahren. Ziel und Zweck der gemeinsamen Arbeit müßte vor allem die einheitliche Tarif- und Fahrpreisgestaltung und die gemeinsame Bearbeitung eines einheitlichen Fahrplanes sein, in dem allen Anschlüssen zwischen den einzelnen Verkehrsträgern Rechnung getragen werden müsse. Gerade das letztere ist immer wieder ein Schmerzenskind der Verkehrsverbindungen im Kreise Düren untereinander. Eine erhebliche Kostenersparnis könnte auch durch einen Erfahrungsaustausch zwischen den einzelnen Verkehrsträgern auf verkehrs- und betriebstechnischer Basis erzielt werden. Ob die so zustande kommende gemeinsame Arbeit der Dürener Verkehrsunternehmen auch den Weg zu einer endgültigen Fusionierung der Gesellschaften bereiten könne, scheint fraglich, ist aber trotzdem eine Diskussion der Beteiligten wert.

Wieder Straßenbahn-Bahnhof Stadtmitte

Die von der Dürener Eisenbahn AG geplante Linienführung von der Endhaltestelle Nord-Düren soll eingleisig durch die Bahnunterführung bis etwa in Höhe der Schauburg in der Nähe des Wirteltorplatzes gehen. Von dort aus soll sich der Schienenstrang zweigleisig trennen und die beiden langen Verkehrsinseln des Wirteltorplatzes bis zur Ecke Zehnthofstraße einschließen. Von der Ecke Zehnthofstraße wird ein Schienenstrang weiter durch die Schenkelstraße - Wilhelmstraße bis zum Kaiserplatz führen, wo nach den Plänen der Stadt Düren der ehemals auf dem Marktplatz befindliche Umsteigebahnhof der Dürener Straßenbahnlinien aufgebaut werden soll. Vom Kaiserplatz aus wird die Schienenspur weiter durch die Zehnthofstraße - Schenkelstraße (wo sie jetzt wieder zweispurig wird) bis zum Schnittpunkt an der Schauburg führen, um von dort wieder einspurig durch die Josef-Schregel-Straße - Bahnunterführung - Neue Jülicher Straße weiter nach Birkesdorf - Inden zu laufen. Mit dieser Regelung würde der Dürener Kreisbahn die Strecke Kaiserplatz - Bahnhof verloren gehen. Dieser nicht zuletzt auch finanzielle Verlust dürfte jedoch durch entsprechende Übereinkommen mit der Dürener Eisenbahn AG auf ein Minimum herabgesetzt werden.

Schmerzenskind Strecke Düren - Kreuzau

Andererseits hat die Dürener Kreisbahn noch eine Menge Aufgaben zur Herstellung normaler Verkehrsverhältnisse, deren sie sich umso eher annehmen kann. Wir denken da vor allem an die vollkommen brachliegende Straßenbahnlinie Düren - Kreuzau, deren Aufrechterhaltung durch Omnibuslinien, gemessen an der früheren Verkehrsdichte, nur sehr unzulänglich ist. Die Verkehrsverhältnisse auf dieser Linie, die wohl eine der wichtigsten im Kreise Düren ist, da sie gerade die zwei Verkehrszentren Düren und Kreuzau miteinander verbindet, bedürfen unbedingt einer Besserung. Wie uns bekannt ist, hat sich das Verkehrsministerium unseres Landes gegen eine Wiederinbetriebnahme des schienengebundenen Verkehrs auf dieser Straße ausgesprochen, da der immer mehr angestiegene Fahrzeugverkehr dadurch gefährdet sei. Trotzdem müßte sich ein Weg finden, den Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmer Rechnung zu tragen. Nicht ganz von der Hand zu weisen scheint uns die Idee, in Übereinkunft mit der Deutschen Bundesbahn einen halbstündigen Schnellverkehr auf der Bundesbahnstrecke Düren - Kreuzau, eventuell Düren - Obermaubach und zurück, einzurichten. Es wäre Aufgabe der zuständigen Stellen, sich mit diesem Gedanken einmal auseinanderzusetzen und entsprechende Verhandlungen mit der Bundesbahn zu führen.

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