Nörvenich - Kleine Dorfchronik


Aachener Volkszeitung vom 21. Januar 1948


Bevor der Neffelbach das Kreisgebiet verläßt, durchfließt er nochmals eine Gegend, die all die landschaftlichen Reize, die seinen Lauf begleiten, zusammenzufassen scheint. Mitten in dieser lieblichen Stille liegt der „Dreiburgenflecken“ Nörvenich. Kein Ort der Umgebung bietet soviel geschichtlich Wertvolles und Interessantes.

Zur Römerzeit kreuzten in der Nähe des Ortes zwei wichtige Straßen. Es ist daher nicht auffällig, daß hier eine große geschlossene Siedlung gefunden wurde. Neben vielen Münzen, Topfscherben und Dachziegeln entdeckte man beim Bahnbau nach Oberbolheim eine Friedhofsanlage mit mehr als 50 Brandgräbern aus der Zeit von 50 - 150 nach Christus. Die Ortsbewohner erzählen gerne Sagen von der Hohenburg nördlich des Dorfes am Eingang zum großen Nörvenicher Wald, wo ein Wagen mit goldenen Speichen im Kellergewölbe steht, und eine weiße Jungfrau spukt. Auf einem mäßigen Hügel stehen dort die Grundmauern einer Burg. Es handelt sich hier um zwei Anlagen, eine ältere aus Bruchstein und eine jüngere aus Ziegeln. Daneben befindet sich eine mittelalterliche Wallanlage. Wahrscheinlich diente sie in Kriegszeiten zur Aufnahme der Dorfbewohner mit ihrem Vieh. Tiefe Gräben umgeben die Burgreste. Das Bächlein, das von Gypenbusch herunterfließt, diente vielleicht dazu, sie mit Wasser zu füllen. Die alte Burg gilt als Sitz der Herren von Nörvenich. Durch Heirat gelangte Graf Wilhelm von Jülich 1177 in diesen Besitz, und es entstand hier später das Amt Nörvenich. Die Burg selbst ist schon seit 500 Jahren verfallen.

Die größte Schloßanlage ist die Gymnicher Burg, ein stolzes Bauwerk aus dem 16.-18. Jahrhundert mit drei Flügeln und kostbaren Erkern. Vom ehemaligen Zwinger, der das Schloß auf zwei Seiten umgab, stehen nur noch die Ecktürme mit zierlich geschweifter Haube. Die Burg trägt ihren Namen nach den Herren von Gymnich, die etwa 250 Jahre lang ihre Besitzer waren. An der Burg sind im Laufe der Zeit viele baulichen Veränderungen vorgenommen worden, ebenfalls hat man die Wassergraben zugeschüttet.

Im Gegensatz zur Burg Gymnich ist die Harfsche Burg ganz verfallen. Seit 70 Jahren unbewohnt, stürzten Dachstuhl und Teile des Mauerwerks ein. Der Kunstfreund bedauert besonders den Verfall des herrlichen Renaissance-Erkers am Hauptgiebel. An der sogenannten Trompeterburg erinnern nur noch zwei Adelswappen an die ehemaligen Besitzer. Dank der eifrigen Tätigkeit des örtlichen Geschichtsvereins besitzt die Gemeinde ein Wappen. Es ist quergeteilt und zeigt im oberen goldenen Felde den Jülicher Löwen, im unteren silbernen Feld einen schreitenden Leopard mit erhobener rechter Pranke. Die ganz in spätgotischen Formen erbaute Kirche ist 400 Jahre alt. Sie besitzt eine wertvolle Ausstattung. Viele Inschriften und Wappen von Stiftern schmücken Wände und Möbel. Der Ortsname scheint aus fränkischer Zeit zu stammen und soll von Norbiniaeurn, abgeleitet soviel wie Heim des Norbert bedeuten.

Heute ist Nörvenich wieder wie in der Jülicher Zeit Sitz eines Amtes und das Verkehrszentrum für den östlichen Teil des Kreises Düren. Seine Bevölkerung ist zum allergrößten Teil in der überaus ertragreichen Landwirtschaft dieses gesegneten Landstreifens tätig.

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