Euskirchens Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert


Von Ludwig Beutin


Die keramische Industrie


Auch das Hauptwerk der keramischen Industrie, die Westdeutschen Steinzeug Werke GmbH., wurden im Kriege so sehr zerstört, daß die Euskirchener Werke als Totalverlust angesehen wurden. Die Anlagen am Bahnhof Satzvey wurden derart beschädigt, daß der Wiederaufbau nicht mehr lohnen würde, zumal hier der Rohstoff der Grube fast ganz abgebaut ist. Die Verwaltung wurde zeitweilig nach Siershahn im Westerwald verlegt, wo die Luftangriffe aber ebenfalls die Arbeit fast unmöglich machten.

Gegen den ausgesprochenen Willen der Werkleitung war die chemische Abteilung nach Ende 1944 nach Zwickau in Sachsen verlagert worden - ein typisches Kriegsschicksal: nur ein Teil der Maschinen und des Materials kam noch an, der andere ging auf dem Transport verloren. Die Produktion wurde nicht mehr aufgenommen, auch das verlagerte Material mußte als Verlust abgeschrieben werden. Was aber in den heimischen Stätten noch durch die Bomben verschont worden war, das fiel Dieben und Plünderern in die Hände.

Der Aufbau setzte sich in der Aufbereitungsanlage Hermühlheim an, gleich nach dem Ende der Kämpfe stellten werkeigene Kräfte die Fabrikationsräume wieder her, im April 1946 wurde die Genehmigung erteilt, den Betrieb wieder aufzunehmen. Die Verhandlungen waren schwierig, weil die damals notwendigen Aufbaulizenzen nur gegeben wurden, wenn eine gewisse Anfangsproduktion bereits vorhanden war. Im Oktober 1946 wurde endlich auch für das Euskirchener Werk die Lizenz erteilt, weil es das einzige ist, das auch in der britischen Zone chemisches und braunglasiertes sanitäres Steinzeug herstellt. 1947 begann das Werk, zunächst mit ganz wenigen Arbeitskräften, wieder zu produzieren. In Hermülheim arbeiten zur Zeit 118 Personen, etwa 70 % der Vorkriegskapazität sind erreicht. In Euskirchen sind durchschnittlich 250 Menschen tätig, gegen 350 bis 400 vor 1945. Die WSW-Fabrikate gehen zum großen Teil wieder über ihren Hauptmarkt, die Bundesrepublik, hinaus ins Ausland


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Entnommen: „650 Jahre - Stadt Euskirchen, 1302 - 1952, Festschrift zum Stadtjubiläum, 1952, Euskirchen


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