Neue Rhein-Zeitung vom 3. April 1954

Das muß sich Leverkusen jetzt überlegen
Sausende ALWEG-Bahn könnte die Linie O um Längen schlagen


Konzessionsablauf drängt zu neuen Plänen - Modernisierung auf jeden Fall

Leverkusen. Ehe 1956 der Konzessionsvertrag mit den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) abläuft, muß rechtzeitig überlegt werden, ob es bei dem alten Beförderungsmittel und bei der alten Verkehrsgesellschaft bleibt, oder ob es praktischer wäre, ein anderes Unternehmen zu beauftragen ... oder vielleicht gar ein eigenes zu gründen. Im Rahmen der künftigen Entwicklung Leverkusens sind diese Überlegungen nicht abwägig, denn schon heute sind Verbesserungen notwendig. Da man sich bei derartigen Projekten aber auf Jahrzehnte hinaus bindet, muß gut und weitschauend geplant werden. Wir können uns daher vorstellen, daß neben der Kölner Straßenbahn auch andere Verkehrsmittel in Erwägung gezogen werden. So z.B. böte die Bundesbahn im Rahmen der von ihr geplanten Schnellbahn vom Ruhrgebiet über Düsseldorf, Leverkusen nach Köln die Möglichkeit einer Beteiligung. Daneben verlockt der Gedanke, der dem Stadium der Versuche entwachsenen ALWEG-Bahn den Betrieb zu übertragen. Das ist auf keinen Fall abwegig, denn die Bahn der Zukunft wird zweifellos die ALWEG sein.

Wie man sich denken kann, sind die Kölner Verkehrsbetriebe stark daran interessiert, daß die Konzession verlängert wird. Aus der Leverkusener Sicht betrachtet, entspricht die Linie „O“ allerdings nicht den Erfordernissen. Wünschenswert wäre, den Wagenpark zu verbessern und den Schienenkörper zu verlegen. Dadurch würde die Verbindungsstraße nach Köln wesentlich breiter und weniger gefahrvoll. Daß für diese Änderungen große Investierungssummen notwendig sind, ist allen Beteiligten klar. Ob das aber die KVB aufwenden wollen oder können, muß sich noch herausstellen.

Nicht so groß brauchte das Kapital zu sein, das zur Errichtung einer Obuslinie notwendig wäre. Dafür aber wäre hier der Beförderungsraum sehr klein. In den Stunden des Spitzenverkehrs würde sich ein Gedränge, Geschiebe und Gestoße nicht verhindern lassen. Bekanntlich fassen Straßenbahnwagen erheblich mehr Fahrgäste als Autobusse. Deshalb ist kaum anzunehmen, daß man diesen Plänen größere Bedeutung schenken wird.

Bundesbahn projektiert

Die Bundesbahn ist bekanntlich lange schon an einer Schnellverbindung längs des Rheins interessiert, und zwar im Rahmen des Elektrifizierungsprogramms. Leverkusen müßte dabei als angehende Großstadt natürlich großzügig berücksichtigt werden. Zur Zeit verfügt die Farbenstadt zwar über drei Bundesbahnhöfe, die jedoch alle vom Zentrum weit entfernt sind.

Die Planungen müßten also dahin gehen, in der Nähe des Rathauses (also am Bahnübergang Rathenaustraße) einen Zentralbahnhof zu schaffen. Auch hier wären große Investitionen notwendig. Wie stark dabei die Bundesbahn die Stadt Leverkusen belasten würde, und was die Stadt überhaupt tragen kann, kann jetzt noch nicht übersehen werden. Natürlich müßte nach der Fertigstellung eines Zentralbahnhofs auch der Zubringerdienst verstärkt und geregelt werden. Dieser Zubringerdienst könnte in erster Linie eine Aufgabe für die „Wupper-Sieg AG“ sein.

ALWEG-Bahn keine Utopie

Den Konstrukteuren der Alwegbahn (die alleweil nach Verwirklichung ihrer Ideen suchen) sind die Verkehrskalamitäten Leverkusen und Opladen kein Geheimnis geblieben. Wie wir erfahren konnten, sind die Pläne für eine Streckenführung von Wahn über Köln nach Leverkusen, mit der Endstation Opladen als Skizze einmal ausgearbeitet worden. Wie gesagt: Es handelt sich um große Pläne, die ohne Rücksicht auf bereits bebaute Grundstücke, eine Linienführung freiweg über die Landkarte führen. Dabei hat man an der Stadtgrenze von Opladen zunächst einmal haltgemacht.

Auch hier würden größere Summen zur Erstellung der Fahrstrecke und zur Beschaffung des Wagenparks notwendig sein. Bei Durchführung dieser Pläne wäre der zur Zeit fortschrittlichste Stand erreicht. Wie sich im Zeitalter der Technik die Dinge in fünf, 10 oder 20 Jahren darstellen, kann ja heute noch nicht gesagt werden. Daß aber weitere Änderungen möglich sind, ist nicht abwegig. Die Fahrzeit mit der Alweg ließe sich auf ein Minimum beschränken. Die Streckenführung würde eine Verbreiterung der Verkehrsstraße gewährleisten.

Inzwischen sind die Versuche in Fühlingen zur vollsten Zufriedenheit der Konstrukteure verlaufen. Die Bahn 1:25 hat damit die Bewährungsprobe bestanden. Nun geht es an die Durchführung des Projektes 1:1. Interessenten sind genug vorhanden. Aus Itzehoe sollen Anfragen in Fühlingen eingetroffen sein. Dort möchte man eine Alwegbahn für die Industrie zur Beförderung von Kalkprodukten haben. Man spricht davon, daß neben der oben geschilderten Streckenführung auch ein Projekt Wahn-Essen in Bearbeitung ist.

Die Produktionsstätten für den Originalplan der Bahnen soll auch von Fühlingen verlegt werden. Es wird damit gerechnet, daß die komplizierten Maschinen zur Fabrikation des Betonunterbaues an Krupp in Essen vergeben wird. Der Waggonbau dagegen könnte der West-Waggon AG in Köln-Deutz übertragen werden. Die Arbeiten zur Fertigstellung der Strecke müßten sich keineswegs über Jahre hinaus erstrecken; wie der NRZ versichert wurde, ließe sich bei Ausnutzung der vollen Kapazität täglich ein Schienenstrang von 1000 Metern herstellen.



Rheinische Post vom 15. September 1954

In 15 Minuten bis Köln
Pläne um die Alweg-Bahn

Opladen. Vertreter der Alweg-Bahn weilten am Montagnachmittag in Opladen zur Besprechung über eine mögliche Inbetriebnahme der Einschienenbahn nach dem Prinzip der Alweg-Bahn zwischen Opladen, Leverkusen und Köln. Diese Verkehrseinrichtung soll entlang der Eisenbahn verlaufen und in Opladen ihre Endstation erhalten mit Zwischenstationen in Leverkusen. Man rechnet mit einer Fahrzeit von etwa 15 Minuten. Inwieweit die Planung durchführbar ist, läßt sich im Augenblick noch nicht übersehen. Wie wir dazu erfahren, wird sich der Bau- und Siedlungsausschuß in Kürze zum Versuchsgelände der Alweg-Bahn nach Fühlingen begeben, um dort einmal die Versuchsstrecke zu besichtigen. Dann wird man sich in den Gremien der Stadtverordnetenversammlung auch mit diesen Plänen befassen müssen. Was daraus wird, läßt sich noch nicht sagen. Es kommt letztlich auch darauf an, inwieweit die Finanzen der Stadt Opladen durch diese Pläne in Anspruch genommen werden sollen.



Neue Rhein Zeitung vom 16. September 1954

Die Zukunft hat schon begonnen
Alweg-Bahn wird diskutiert

Löst sie die Straßenbahn ab, wie die „Elektrische“ einst das Pferd?

Leverkusen/Opladen. Am 3. April veröffentlichte die NRZ einen größeren Artikel unter der Überschrift „Sausende ALWEG-Bahn könnte die Linie O um Längen schlagen“. Wir hatten dargelegt, daß es in Anbetracht des Ablaufs der Konzession mit den Bahnen der Stadt Köln der Überlegung wert sei, ob nicht die ALWEG-Einschienen-Bahn installiert werden sollte. Dem Gedanken ist man inzwischen offenbar nähergetreten, denn es wird bekannt, daß Vertreter der ALWEG-Bahn am Montagnachmittag in Opladen zu Besprechungen über die Möglichkeiten der Einrichtung eines solchen Verkehrsmittels weilten.

Auch die Stadt Leverkusen bestätigt, daß Unterlagen an die Alweg geliefert worden sind und daß das Bauamt eine Trasse ausgearbeitet hat, über die die Bahn ihren Weg nehmen könnte.

Es ist klar, daß die umwälzende Änderung der Verkehrseinrichtungen zwischen Köln, Leverkusen und Opladen umfangreicher Überlegungen und Untersuchungen bedarf. Bisher ist also noch nichts entschieden und man steht noch im Anfang der Planungen. Es geht die Version, daß man die Alweg-Bahn entlang der Eisenbahn führen will und daß Endstation in Opladen sein soll. Beim Tempo des neuen Verkehrsmittels würde eine Fahrt zwischen Köln und Opladen nur 15 Minuten dauern.

Besichtigung beabsichtigt

Der Bau- und Siedlungsausschuß von Opladen will sich in Kürze zum Versuchsgelände der Alweg nach Fühlingen begeben , um sich an Ort und Stelle ein Bild von den Möglichkeiten zu machen. Vor Monaten war auch schon in Leverkusen einmal beabsichtigt, Stadtverordnete zu einer Besichtigung dorthin zu schicken. Man wird diesen Plan mit fortschreitender Entwicklung wohl wieder aufnehmen, denn eine Entscheidung kann ohne ein persönliches Erlebnis der umwälzenden Neuerung kaum getroffen werden.

Das Projekt ist auch deshalb für Leverkusen von Interesse, weil es der Absicht, die Straßenbahn von der Kölner Straße wegzunehmen, sehr entgegenkommen würde. Damit würde diese wichtige Durchgangsstraße wesentlich breiter und verkehrssicherer.



Kölnische Rundschau vom 16. September 1954

Opladen rührt sich:
Wird es Ernst mit der Alweg-Bahn?

Köln-Leverkusen in 10 Minuten - Angeblich schon Ausarbeitung der Trasse - Warum Geheimniskrämerei?

Es ist ein offenes Geheimnis, daß zwischen der Alweg-Bahn-Gesellschaft des schwedischen Industriellen Wennergren einerseits und den Städten Köln, Leverkusen und Opladen andererseits Verhandlungen geführt werden. Dabei geht es darum, das erste Projekt der Einschienenbahn, die in einem streng bewachten Gelände bei Köln-Fühlingen, also Leverkusen „gegenüber“, erprobt wird, auf einer Strecke zwischen Köln und Opladen über Leverkusen zu realisieren.

Einzelheiten über die Pläne sind so gut wie unbekannt. Weder von Alweg (Abkürzung aus „Axel Wennergren“) noch von den beteiligten Städten ist Genaueres zu erfahren. Das mag in Anbetracht der Schwierigkeit, zum ersten Male eine Einschienenbahn in den Verkehr zu bringen, für das erste Stadium der Entwicklung verständlich sein. Doch scheint die Projektierung nun so weit fortgeschritten, daß der Öffentlichkeit eine Unterrichtung von seiten der Beteiligten „zugemutet“ werden sollte.

Aus Opladen kam am Mittwoch die Nachricht, daß am Montag Vertreter der Alwegbahn aus Köln zur Besprechung einer möglichen Verwirklichung der Einschienenbahn bei der Stadtverwaltung Opladen weilten. Wie verlautete, soll die Bahn eventuell entlang der Eisenbahnstrecke verlaufen mit Zwischenstationen in Leverkusen. Inwieweit die Planung durchgeführt sei, lasse sich im Moment noch nicht übersehen. Der „Rheinischen Post“ ist zu entnehmen, der Opladener Bau- und Siedlungs-Ausschuß werde sich in Kürze zum Versuchsgelände der Alweg-Bahn in die Fühlinger Heide begeben, um die dortige Versuchsstrecke zu besichtigen. Dann werde man sich, so heißt es, in den Gremien der Stadtverordnetenversammlung mit diesen Plänen befassen müssen.

Leverkusens Stadtdirektor Dr. Grimm, der am Mittwoch bei einer Besprechung von der Presse um eine Stellungnahme gebeten wurde, bestätigte, daß die Verhandlungen weiter gepflogen würden. Er erklärte, Alweg habe in Zusammenarbeit mit der Stadt und den Farbenfabriken eine mögliche Trasse für die Streckenführung vorgeschlagen und arbeite diesen Plan zur Zeit aus. Dr. Grimm verwies in diesem Zusammenhang auf die 1956 ablaufende Konzession für die Vorortbahnlinie O der Kölner Verkehrs-Betriebe im Rhein-Wupper-Kreis, weswegen man sich ernstlich mit dem Alweg-Projekt befassen müsse.

Die Alweg-Bahn erregte bei ihrer ersten öffentlichen Vorführung vor zwei Jahren in der ganzen Welt Aufsehen. Experten sagten eine Revolutionierung des Landverkehrs voraus, andere Fachleute äußerten Bedenken über die kostspielige Anlage der auf lauter Betonhöckern ruhenden Leitschiene. Wie der andere sind der Meinung, die Eisenbahn mit ihrem dichten Verkehrsnetz und ihrer Transportmöglichkeit für schwerste Güter lasse sich nicht verdrängen. Tatsächlich scheinen die Vorteile der Einschienenbahn mehr auf dem Gebiet der schnellen Personenbeförderung zu liegen, zumal die Einschiene, die der Wagenkörper ganz umschließt, auch bei höchster Geschwindigkeit und engem Kurvenradius volle Sicherheit bietet.

Bei dem Tempo, das die Einschienenbahn erreichen kann, wären theoretisch zwischen Köln und Leverkusen mit einer Fahrzeit von fünfzehn Minuten zu rechnen. Wir sagen, wohlgemerkt „theoretisch“, denn praktisch würde eine solche Geschwindigkeit schon an den verkehrs“politischen“ Notwendigkeiten scheitern. Die Straßenbahn benötigt heute fast eine Stunde von Stadtmitte bis Stadtmitte. Erhebliche Schwierigkeiten dürfte das Köln-Leverkusen-Opladener Projekt vornehmlich bei der Überquerung des Rheins bei Köln bieten.


200 km in der Stunde: So schnell, vielleicht noch schneller wird die vollentwickelte Einschienenbahn über ihren von Betonhöckern gestützten Weg flitzen. Die Aufnahme des schneidigen Fahrzeuges stammt vom Versuchsgelände der Alweg-Bahn in Köln-Fühlingen.



Industriekurier vom 21. Oktober 1954

Keine Verbindung Röchling / Wenner-Gren
Gerüchte und Kombinationen - Vorerst keine Bahn im Ruhrgebiet

IK Düseldorf, 20.10. - Wenn behauptet wird, daß der schwedische Industrielle Wenner-Gren bei dem separat mit Professor Erhard und dann mit Bundeskanzler Dr. Adenauer geführten Besprechungen Interesse für den Ankauf der Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke GmbH, in Völklingen gezeigt habe, so kann das nur eine Kombination sein: Einmal hat Wenner-Gren noch niemals Kontakt mit der Familie Röchling gehabt; des anderen ist die von der Familie Röchling dem „Crédit Suisse“ eingeräumte Option auf Völklingen fest an die von Schneider & Cie. geführte französische Gruppe vergeben worden; diese Option ist zudem Gegenstand der deutsch-französischen Verhandlungen in Paris.

Des weiteren hat Wenner-Gren entschieden Gerüchte dementiert, daß er direkt oder indirekt mit jenem schweizerischen Konsortium irgendwelche Verbindungen habe, das, federführend für den vermutlich italienischen Käufer, mit Krupp über den Erwerb von Constantin verhandelt hat. Eine Entscheidung des Käfers wird übrigens in diesen Tagen erwartet. Sein Besuch in Lugano (nicht Zürich)I dient der Besichtigung eines seiner auf dem Gebiet der Elektrowärme arbeitenden Unternehmen.

Da weder die Bundesregierung noch Wenner-Gren über den Inhalt der in Bonn geführten Gespräche Wesentliches haben verlauten lassen, so kann man in Kenntnis der bisherigen Pläne um die Realisierung des Alweg-Bahnsystems nur gewisse Vermutungen aufstellen. Dazu besagt eine Meldung unseres Vertreters in Stockholm, daß diese weitzielenden Pläne von Wenner-Gren nur in Gemeinschaft mit 4 oder 5 andren deutschen Firmen durchführbar seien. Auch mag Wenner-Gren eine wohlwollende Förderung seiner Pläne deswegen sondiert haben, weil sie einmal sicherlich für die deutsche Exportwirtschaft nicht uninteressant sind, des andren abe auch sicherlich schwierige Finanzierungsprobleme aufwerfen.

Auch die Meldung, daß der Bau einer Bahn nach dem Alweg-System im Ruhrgebiet unmittelbar bevorstehe, ist verfrüht. Zwar sind die Entwicklungsarbeiten weitgehend abgeschlossen, doch wurden zunächst Untersuchungen über Verkehrsbedürfnis, Verkehrsaufkommen und etwaige Streckenführung für einen projektierten Stadtbahnverkehr eingeleitet, die viel Zeit beanspruchen. Erst nach Abschluß dieser Untersuchungen hält man es für möglich, zu beteiligende Kommunalverwaltung zu interessieren.

Immerhin zeigen die offenbar weitgehend auf Kombination beruhenden Pressemeldungen der letzten Tage, wie sehr der schwedische Industrielle Wenner-Gren nach dem Erwerb der Aktienmajorität des Bochumer Vereins in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses gerückt ist. Das gibt uns Veranlassung, in dieser Ausgabe auf S. 5 mit dem Abdruck seiner ereignisreichen Lebensgeschichte zu beginnen.





Neue Rhein Zeitung vom 11. November 1954

Alweg-Bahn erst im nächsten Jahr?
Geplante Strecke wahrscheinlich Köln-Leverkusen-Opladen

P.F. Leverkusen. Nachdem die Forschungsarbeiten um die Alweg-Einschienenbahn seit einiger Zeit erfolgreich abgeschlossen sind, ist man jetzt dabei, die praktische Anwendung des neuen Verkehrsmittels zu überprüfen.

Von vielen Städten und Gemeinden sind Unterlagen über deren Verkehr angefordert und ausgewertet worden. Es hat den Anschein, als ob die erste Strecke von Köln über Leverkusen nach Opladen verlegt und von dort vielleicht nach Düsseldorf und ins Ruhrgebiet weitergeführt werden soll.

Stadtvertreter sowohl von Opladen wie auch von Leverkusen sind bereits zu Besichtigungen der Musterbahn und auch zu Vorbereitungsbesprechungen eingeladen worden.

Jedoch ist, entgegen anderslautenden Meldungen, nach dem Stand der Vorbereitungen mit einem praktischen Beginn einer solchen Streckenführung in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen. Wohl scheint die Finanzierung solcher Vorhaben nach den Ausführungen des schwedischen Multimillionärs Axel L. Wenner-Gren noch in diesem Jahr gesichert.



Rheinische Post vom 23. November 1954

Wo erste Alweg-Bahn?
Zusammenstöße künftig unmöglich

Auch kein Entgleisen mehr / Wann und wie wird gebaut? / „Möglichst in der Nähe“
Von unserem Hi.-Korrespondenten

Köln. Die als Alweg-Bahn bekanntgewordene Einschienenbahn, die seit nunmehr drei Jahren auf dem Versuchsgelände in der Fühlinger Heide bei Köln ihre Runden dreht, wartet, entgegen anderslautenden Meldungen, immer noch auf den ersten Auftraggeber für eine Alweg-Bahn-Originalstrecke. Meldungen vom Bau der ersten Alweg-Bahn-Strecke zwischen Köln und Dortmund wurden von der Alweg-AG ebenso dementiert wie Berichte, die erste Alweg-Bahn würde über den Grünstreifen der Autobahn zwischen Köln und Opladen rasen.

Experten der Alweg-Bahn erklärten jedoch, daß die Entwicklungsarbeiten am Alweg-System als abgeschlossen bezeichnet werden können, so daß in Kürze mit der konkreten Planung der ersten Betriebsstrecke begonnen werden soll. Die Frage, wo die erste Originalstrecke erstellt werden soll, wurde von Vertretern der Alweg-AG mit „möglichst in der Nähe“ beantwortet, was den Schluß zuläßt, daß die erste Alweg-Bahn-Strecke im dichtbesiedelten Rhein-Ruhr-Gebiet gebaut worden soll.

Wenn auch Besuche von Vertretern der Städte Leverkusen und Opladen auf dem Alweg-Versuchsgelände in Fühlingen vornehmlich informatorischen Charakter gehabt haben mögen, so flackern doch Gerüchte um das Einschienenbahn-Projekt Köln-Leverkusen-Opladen immer wieder auf. Daran ändert auch nichts das Dementi, daß sich die Linienführung über den Autobahngürtel zwischen Köln und Opladen bezog. Andre Informationen deuten auf eine Sreckenführung hin, die etwa parallel zur Bundesbahnstrecke Köln-Opladen verlaufen soll. Sie werden durch die Tatsache bestärkt, daß die Alweg-AG in erster Linie bestrebt ist, das immer bedrohlicher werdende Verkehrschaos der Großstädte durch den Bau ebenso raumsparender wie schneller Stadtbahnen zu entwirren.

Zuerst Stadtbahn

Eine Alweg-Stadtbahn wäre zweifellos geeignet, die längst zu langsam gewordene Straßenbahnlinie Köln-Leverkusen-Opladen abzulösen, zumal das Verkehrsaufkommen in diesem dichtbesiedelten Raum durchaus gegeben wäre und der Verkehrsbedarf die Verwirklichung dieses „Geheim“-Projekts ohne weiteres rentabel gestalten würde. „Es steht noch nicht fest, wo wir zuerst bauen“, lautet vorerst die Antwort der Alweg-AG-Direktoren auf alle Fragen, die mit „Wo?“ beginnen. Auf jedem Fall soll das Einschienenbahnprojekt zuerst in Form einer Stadtbahn verwirklicht werden.

Die Alweg-Experten sind der Ansicht, daß man angesichts des ständig steigenden Verkehrs in absehbarer Zeit schon gezwungen werde, hochgeführte kreuzungsfreie Stadtbahnen zu bauen. Dazu sei die Alweg-Bahn besonders geeignet. Die Balkenfahrbahn des Einschienenzuges könne auf einfachste Weise hochgelegt werden. Auf Stützen gestellt, erhalte das Massenverkehrsmittel eine eigene Fahrbahn auf neuer Ebene. Da niveaugleiche Kreuzungen vermieden werden sollten, seien Zusammenstöße mit anderen Verkehrsteilnehmern unmöglich.

Auf Gummirollen

Das System Laufwerks der Alweg-Bahn schließt ein Entgleisen aus. Der Meßzug, der gegenwärtig auf der Fühlinger Heide ausprobiert wird, läuft übrigens auf Gummirollen, wodurch nicht nur die Fahrgeräusch stark vermindert werden, sondern auch eine beschleunigte Anfahrt gewährleistet wird.

Der Wagenpark der projektierten Alweg Stadtbahn wird relativ klein sein, weil er schnell umlaufen kann. Angestrebt werden hohe Reisegeschwindigkeiten, für die eine hohe Beschleunigung durch Antrieb vieler Tragräder, ein hohes Bremsvermögen und eine hohe Geschwindigkeit auch in Kurven durch die Form der Balkenfahrbahn und des Laufwerks die Voraussetzungen ergeben.



Kölner Stadt-Anzeiger vom 25. November 1954

Alweg-Projekt Köln-Opladen als „Phantasieprodukt“ gekennzeichnet

Hinsichtlich der Technik, des Verkehrs und des Städtebaus barer Unsinn - Ein verfrühter Aprilscherz?

In einer großen deutschen Illustrierten erscheint in dieser Woche eine zweiseitige Bildreportage über „Die Alweg-Bahn in Köln“. Es wird dargestellt, wie die erste Einschienenbahn in der Geschichte des Verkehrs zwischen Köln und dem 17,5 Kilometer entfernten Industrieort Opladen gebaut wird, es wird gezeigt, wie m Wiener Platz in Mülheim Schienenträger - freischwingende Betonbogen, die sich zwischen den Schienen federnd berühren - in Häuserwände eingelassen werden; aber die Hausbewohner würden weder durch Lärm noch durch Erschütterungen gestört werden, Gummiräder und „nahtlose“ Betonschienen machten die Alwegbahn lautlos und erschütterungsfrei ...

Vor das Rathaus in Leverkusen ist ein Bahnhof placiert.

Es ist ferner die Rede von einer geplanten Alweg-Fernbahn Ruhrgebiet - Süddeutschland. Grundstückskosten - keine: die Tragpfeiler stünden auf den Grünstreifen der Autobahn. Einziges Hindernis: die Brücken über der Autobahn. Die einfache Lösung: ein Beton-“Aufsatz“ auf jeder Brücke, der die Schienen trägt.

Was über Köln gesagt wird, hat folgenden Wortlaut:

Die erste Alweg-Bahn in Köln

Durch das nächtliche Köln, wie es das bekannte Foto Hermann Classens aus dem Buch „Köln“ zeigt, jagt lautlos auf Gummirädern der erste Einschienenzug der Welt: an der Köln-Deutzer Bücke vorbei, über den Rhein, in Richtung Ruhrgebiet. Ein Ereignis von historischer Bedeutung, wie einst der Start der ersten Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth. Schon in etwa einem Jahr soll in Köln die Alweg-Bahn Wirklichkeit sein. Bundesregierung und Kölner Verkehrsgesellschaft wollen, so heißt es, neben dem schwedischen Multimillionär Axel Wenner-Gren die Alweg-Bahn finanzieren. Sie ist um mehr als die Hälfte billiger als einer Untergrundbahn. Als einer der ersten durfte der Äthiopische Kaiser Haile Selassie in diesen Tagen die Pläne dieses kühnen Projektes besichtigen, das „Quick“ auf diesen Seiten schildert ...“

Der Kölner Stadt-Anzeiger hat sich mit der Alweg-Bahn-Zentrale in Köln in Verbindung gesetzt und

folgende Auskunft

erhalten:

„Zu der soeben erschienenen Bildreportage in der Zeitschrift „Quick“ über ein Alweg-Stadtbahnprojekt zwischen Köln und Opladen erklären die Alweg-Gesellschaften, daß die Darstellungen weder in ihrem sachlichen noch technischen Inhalt den Tatsachen entsprechen.

Die Alweg-Gesellschaften betreiben zurzeit an verschiedenen Stellen im Bundesgebiet Untersuchungen über Verkehrsaufgaben im Stadt- und Vorortverkehr, deren Lösung die Erschließung einer neuen Verkehrsebene verlangt. Vor Abschluß dieser Untersuchungen und der evtl. darauf resultierenden Projekte kann über den Bau einer Alweg-Strecke nichts Verbindliches gesagt werden.

Zu den Darstellungen der Illustrierten im einzelnen wird erklärt, daß deren technische verkehrliche und städtebauliche Mängel sie als Phantasieprodukte kennzeichnen.

In diesem Zusammenhang wird betont, daß eine Benutzung des Mittelstreifens der Autobahnen, wie bereits an anderer Stelle vermutet wurde, nicht beabsichtigt ist, weil die Alweg-Stadtbahn Siedlungs- und Geschäftszentren berühren soll, was bekanntlich bei den für den Fernverkehr geplanten Autobahnen nicht der Fall ist.

© Copyright 2005 wisoveg.de