Aus: Verkehr und Technik 1964, Heft 10


Die Eröffnung der neuen und bisher längsten ALWEG-Bahn-Strecke in Tokio

nahm die zum Krupp-Konzern gehörende Firma Alweg GmbH, Köln-Fühlingen, zum Anlaß einer beachtenswerten Presse-Konferenz. Das Programm sah nach Begrüßung durch den kaufmännischen Geschäftsführer von Wurzian eine Probefahrt auf der Versuchsstrecke, weiter Film- und Lichtbildervorführungen sowie einen Fachbericht des technischen Geschäftsführers der Alweg GmbH Dr.-Ing. Groche über die neue Strecke mit anschließender Fachdiskussion vor.

Am 9. September wurde in Tokio die bisher längste Strecke einer Alwegbahn dem Verkehr übergeben. Diese Einschienenbahn verbindet das Zentrum der Stadt mit dem fünfzehn Kilometer entfernten Flughafen Haneda. Mit sechs Wagen kann ein Zug 498 Passagiere mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde durch die verkehrsreichsten Teile der Riesenstadt befördern.

ALWEG-Bahn Tokio-Haneda
Sechswagenzug während der Probefahrten vor Betriebseröffnung, Platzangebot: 498 Personen (214 Sitzplätze), Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h. Fünf dieser Züge verkehren mit 7 ½ minütiger Folge. Erwartetes Verkehrsaufkommen: 10 bis 14 Millionen Fahrgäste bereits im ersten Betriebsjahr
Foto: Krupp FK/sp/4/9/64

Die Tokioter Bahn ist das Ergebnis gemeinsamer Arbeit der japanischen Baufirma Hitachi Ltd. und der deutschen Alweg-Gesellschaft. Die Kölner Firma stellte Patente, Konstruktionspläne und ihren Rat zur Verfügung, während die Japaner die gesamte örtliche Planung und Ausführung des Projekts übernahmen, das in der erstaunlich kurzen Bauzeit von zwanzig Monaten vollendet wurde. Dieser Rekord wird noch bemerkenswerter, wenn man die schlechten Bodenverhältnisse, die schwierige Gründung der Fundamente und die dichte Besiedlung des Gebietes bedenkt. Ein großer Teil der Strecke führt über offenes Wasser, Brücken werden überquert und Tunnel durchlaufen. Der hohe Winddruck der Taifune mußte bei der Konstruktion ebenso berücksichtigt werden wie die häufigen kleineren Erdstöße, die zum gewohnten Alltag Tokios gehören.

Die neue Alwegbahn ist die siebente ihrer Art und die dritte in Japan. Nach den erfolgreichen Versuchen auf der Kölner Versuchsbahn entstanden in den vergangenen sieben Jahren weitere Strecken dieses neuartigen Verkehrsmittels in Disneyland bei Los Angeles, in Turin, Seattle und in zwei japanischen Städten Inujama und Jomiuri.

Man erwartet, daß Verkehrsfachleute aus aller Welt nach Japan reisen werden, um an Ort und Stelle diese Alweg-Bahn zu studieren, die an so wesentlicher Stelle in das umfangreiche Verkehrsnetz der Millionenstadt eingeschaltet wurde. Gerade diese Schnellbahn modernster Bauart stellt ein besonders anschauliches Musterbeispiel dar. Mußten doch die Fahrbalken größtenteils über offenes Wasser geführt werden, wobei es galt auch Schiffahrtswege bis zu 50 m Breite zu überbrücken. Durch die Notwendigkeit, mit der Einschienenbahn einen Flußlauf zu unterfahren, entstand ein interessantes Tunnelbauwerk, andererseits zeigt das Überbrücken einer Hochstraße die Einschienenbahn in der dritten Ebene.

sio

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