„Visitenkarte“ der ehemals blühenden Gemünder Eisenindustrie

Von Ernst Ludwig Haeger


5.1 Eisenerz

Im 16. und auch in den folgenden Jahrhunderten bezog das Gemünder Reitwerk das Eisenerz zum großen Teil aus dem Keldenicher Bergbaugebiet und aus dem Schleidener Grubenfeld, zu dem auch die Maueler Erzgruben in der Ramersdell gehörten. Das Keldenicher Bergbaugebiet gehörte zur Wildbann Kall, die sich mit ihren Erzbergwerken bis Wolfgarten und Malsbenden erstreckte. Im 17. Jahrhundert schien sich Wolfgarten zu einem Bergbaudorf zu entwickeln. 1666 erwähnt der Kohlschreiber des Heimbacher Burggrafen ein Bergwerk „hinter dem wolffgarden gelegen unter dem heuweg“. Weitere Eisenerzgruben gab es dort am „Pranger Hövel“ und im Lorbachtal. Von einer anderen Grube, welche 1810 das „große Loch“, heute noch „der Stollen“ genannt wird, berichtet der Erzmeister Lang Heistert 1735: „So wegen der Herdigkeit (Härte) des Gesteins und des vielen Wassers ... nicht lang gedrieben werden wirt“.

Fünf verlassene Bergwerke lagen damals im Bergerbusch östlich des Dorfes. Heute noch sieht man zahlreiche primitive Schurflöcher zwischen Wolfgarten und Düttling, in denen man auf Eisen, übrigens auch auf Blei und Kupfer geschürft hat.

Die Herrschaft Dreiborn besaß eine eigene Bergverwaltung; im Dreiborner Land - zu dem auch das Gemünder Gebiet südlich der Urft gehörte, - sah man früher an vielen Stellen einfache Eisenerzgruben, zum Teil sogar in den Hausgärten. Gemäß Bergbuch der Herrschaft Dreiborn gewann man 1764 nur 30 Karren, 1771 jedoch bereits 1900 Karren Eisenerz, wobei zu bemerken ist, daß man gemäß alter Schleidener Kalkulation auf drei Karren Eisenerz einen Zentner Roheisen rechnete.

Zwischen 1830 und 1840 erwarb Reinhard Poensgen, der auch Miteigentümer des Gemünder Reitwerkes war, eine ganze Anzahl Eisenerzgruben bei Rinnen und fast alle Gruben auf dem Heidenacker bei Keldenich.

Damit scheint die vorherige Eisenerzanlieferung aus der näheren Gemünder Umgebung eingestellt worden zu sein.


5.2. Holzkohle

Bei der Konzessionserteilung im Jahre 1486 durch Herzog Wilhelm von Jülich zum Bau des Gemünder Reitwerkes bewilligte er die Lieferung von Holzkohlen aus dem Kermeter und aus dem Monschauer Wald „zu mäßigem Preis“. Die bis etwa 1580 währende wirtschaftliche Hochkonjunktur brachte dem Reitwerk erhebliches Aufblühen, so daß im Rechnungsjahr 1551 / 52 allein aus dem Kermeter 1983 Wagen Holzkohle an das Gemünder Reitwerk gefahren wurden.

Buchenholzkohle war entschieden das beste Brennmaterial für den Hochofen. Durch die übermäßige Beanspruchung der jüngeren Buchenbestände - des Nachwuchses - im Kermeter und der damit verbundenen „Waldverwüstung“ wurde gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Holzkohlenbezug auf die Monschauer Waldungen an der Erkensruhr verlegt. Aber auch dieser Wald war 1741 schon größtenteils zur Heide geworden.

So wurde es immer schwieriger, die Holzkohle in genügendem Maße zu erhalten. Im 18. Jahrhundert kam es deswegen sogar zu Stillegungen anderer Reitwerke, weil zwar genügend Eisenerz, aber keine Holzkohle vorhanden war. Außerhalb der Jülicher Ämter Monschau und Heimbach liegende Reitwerke durften aus deren Buchenwäldern nicht mit Kohle beliefert werden; schon seit 1666 war jegliche Kohlenausfuhr „bey verlust leibs und guts“ streng verboten.

So mußten denn etwa ab 1750 die für das Gemünder Reitwerk notwendigen Holzkohlen aus weiter entfernt liegenden Wäldern herangefahren werden: aus dem Höfener Forst, dem Hellenthaler Wald, dem Dreiherrenwald bei Hollerath, dem Zitterwald und dem Buchholz bei Losheimergraben, aus der Kindshardt zwischen Kall und Schleiden, aus dem Murelbusch bei Nettersheim, dem Urfeyer Wald, sowie aus dem Petersholz bei Milzenhäuschen.

Hierzu schreibt auch Eversmann in seiner 1804 erschienenen „Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung“ über das Reitwerk zu Gemünd: „Die hiesige Gegend erhält viele Holzkohlen aus den ehemaligen Trierschen und Luxemburgischen, jetzt französischen National-Waldungen, 11 bis 20 Stunden weit her, so daß der doppelte Wagen zuweilen an Fracht allein 7 Reichsthaler kostet; ...das mehrste sind Buchen, einiges Eichenkohlen“.


Holzverkohlung im Meiler um 1760 nach einer Kohlezeichnung von Monceau, Paris.
Unten rechts: Planieren des Meilerplatzes, indem der Platz vom Rasen befreit, eingeebnet und zur Mitte hin mit einer geringen Steigung versehen wird. Im Mittelpunkt, dem Quandel, wird ein starker Pfahl, der Quandelpfahl, errichtet. In der Eifel wurden meist drei Pfähle errichtet, welche dann im Zentrum des Meilers mit Scheitholz. An den Quandelpfahl werden etwa 0,6 Meter lange Scheite oder Stammhölzer entsprechender Stärke angelehnt. Durch neue Lagen immer breiter werdend, wurden die Holzscheite in mehreren Etagen aufgeschichtet, so daß allmählich ein kreisrunder, umfangreicher Haufen entstand;
Mitte rechts: Bedecken des Meilers mit Erde, Laub und Rasenstücken;
Mitte: brennender Meiler;
Mitte links: ausgebrannter Meiler;
oben links: Aufreißen des Meilers und Abfuhr der Holzhecken zum Reitwerk, wo sie im Kohlenschuppen gelagert werden;
oben rechts: Stapeln der Scheite oder Stammhölzer zur Verkohlung

Reinhard Poensgen bezog schon 1828 für sein Eisenwalz- und Schneidwerk Steinkohlen von Eschweiler. Auch Albert Poensgen hat nach Gründung seines Röhrenwerkes in Mauel ab 1845 Steinkohlen und Koks aus dem Ruhrrevier und von Eschweiler Bergwerksverein bezogen.

Zur Erforschung der Meilerplätze, auf denen in den früheren Jahrhunderten Holzkohle gewonnen wurde, haben sich in jüngster Zeit zwei Lehrer aus Düren große Verdienste erworben. Sie haben im Laufe von 5 Jahren allein im Kermeter rund 1.200 Meilerplätze vermessen, durch Holzkohle nachgewiesen und in deutsche Grundkarten eingetragen. Eine heimatkundliche Leistung, die hoffentlich auf en übrigen Gebieten der Industrieforschung im Olef- und Urfttal Nachahmer findet.

Das Amt für rheinische Landeskunde des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) wollte in einem Film für Heimatkunde das Arbeitsverfahren und die Lebensbedingungen der Köhler für die Nachwelt und Forschung festhalten. Zu diesem Zweck begannen die Gebrüder Stollenwerk aus Schmidt (bei Heimbach) - die letzten berufsmäßigen Köhler des Rheinlandes - im Februar 1981 mit den Vorbereitungen zum Aufbau eines Holzkohlenmeilers. Dazu wurde der Köhlplatz „Finstere Büdderich“ gewählt, im Kermeter gelegen, auf dem früher schon geköhlert worden war. Am 18. Mai 1981 wurde der Meiler angezündet.

Kupfermühle mit Kupferwalzwerk unterhalb von Malsbenden.

Kreis Euskirchen - Jahrbuch 1982

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