Über die Tätigkeit des Großen Erftverbandes im Landkreis Euskirchen

Von Albrecht Stein und Dr. Hanns Teichmann

1. Allgemeines

Der Große Erftverband ist der jüngste unter den sechs wasserwirtschaftlichen Großverbänden, die in der BRD z. Z. noch auf der Basis eines Sondergesetzes arbeiten; er ist zugleich der einzige von ihnen dessen Aufgabenbereich lückenlos den gesamten wasserwirtschaftlichen Katalog umfaßt.

Das Verbandsgebiet von rd. 2700 qkm erstreckt sich ganz oder teilweise über 12 Landkreise und kreisfreie Städte, darunter auch über den Landkreis Euskirchen mit Ausnahme der Gemeinden Effelsberg, Houverath, Mutscheid und Rupperath.

Innerhalb der Rangfolge der gleichartigen Gebietskörperschaften des Verbandes steht der Landkreis Euskirchen z. Z. nach Stimmrecht und Fläche an erster, nach Einwohnerzahl dagegen an fünfter Stelle.


So friedlich kann die Erft sein

Die Organisation des Verbandes und seine Aufgabenstellung sind dem aufmerksamen Leser dieses Heimatkalenders sicherlich noch aus dem Kalenderjahrgang 1966 in Erinnerung, so daß hier auf eine Wiederholung verzichtet werden kann. Vielmehr erscheint ein kurzer Abriß von Interesse, welche Arbeiten der Verband in den nunmehr 8 Jahren seines Bestehens im Landkreis Euskirchen tatsächlich angepackt hat und welche Ergebnisse sich dabei gezeigt haben.

In Ausführung seiner umfassenden Aufgaben ist der Verband auch im Landkreis Euskirchen in jedem der vier wichtigen wasserwirtschaftlichen Teilgebiete in mehr oder weniger großem Umfang tätig geworden, nämlich bei der

Erforschung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse;
Sicherung der Wasserversorgung;
Sicherung der Vorflut;
Reinhaltung der Gewässer.


Abb. 1: Hydro-geologischer Übersichtsplan


2. Erforschung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse

Die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse eines Gebietes werden maßgeblich beeinflußt von seinem geologischen Aufbau. Dieser erweist sich im Landkreis Euskirchen als äußerst vielgestaltig (vgl. Abb. 1). Im wesentlichen sind zwei Räume mit insgesamt acht wasserwirtschaftlich verschiedenen Teilräumen zu unterscheiden.

Der Raum Eifel besteht aus Festgesteinen des erdgeschichtlichen Altertums und Mittelalters, die von Talbildungen aus dem Lehm und Kies durchzogen sind. Er umfaßt drei Teilräume, nämlich:

das Münstereifeler Waldgebiet, bestehend aus Tonschiefern und Grauwacken mit vorwiegend oberflächigem Abfluß;

die Sötenicher Kalkmulde, bestehend aus Kalksteinen und Dolomiten, die in ihren zahlreichen Klüften erhebliche Grundwassermengen von allerdings oft unberechneter Beschaffenheit führen;

das Mechernicher Triasdreieck, bestehend aus Buntsandsteinen mit ebenfalls guter Grundwasserführung und meist brauchbarer Wasserbeschaffenheit.

Der Flachlandanteil besteht aus Kiesen, Sanden und Tonen der erdgeschichtlichen Neuzeit mit vielgestaltiger, meist nach Südwesten ausstreichender Stockwerksgliederung. Er umfaßt nach dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse fünf Teilräume, nämlich:

die Euskirchener Scholle (zur Rurscholle gehörig) mit guter bis mäßiger Grundwasserführung bei meist hinreichender Schichtmächtigkeit;

die Lommersumer Teilscholle (zur Erftscholle gehörig) mit mäßiger Grundwasserführung bei mäßiger bis geringer Schichtmächtigkeit, z. T. zur Staunässebildung neigend;

den Südteil der Erftscholle mit im Norden sehr guter Grundwasserführung und großer Schichtmäßigkeit, beides nach Süden hin abnehmend;

den Villeteil mit schlechter Grundwasserführung bei geringer Schichtmächtigkeit, örtlicher Staunässe und Quellbildung.

Während über die Eifel zahlreiche Untersuchungen, wenngleich meist ohne gezielte wasserwirtschaftliche Aufgabenstellung vorliegen, ist das Flachland - zumindest in seinem südlichen Teil - bisher noch relativ wenig erkundet. Deshalb hat der Große Erftverband sein Augenmerk zunächst auf dieses Gebiet gerichtet.


Abb. 2: Grundwasser-Meßstelle

Obwohl hier in den letzen Jahren die Zahl der auswertbaren Bohrungen nahezu verdoppelt worden ist, reichen die Aufschlüsse immer noch nicht aus, um ein eindeutiges Bild der geologischen Rahmenbedingungen zu gewinnen. Dennoch hat der Verband wegen der besonderen Wichtigkeit, die einer Erfassung des Grundwasserverhaltens zukommt, auch für dieses Gebiet in halbjährlichem Abstand Pläne entworfen, in denen die Linien gleich Grundwasserstandhöhen eingetragen sind (Grundwassergleichenpläne). Ein solcher Plan ist für den Stand vom 30. 4. 1968 ebenfalls aus Abb. 1 zu ersehen. Für diesen Plan wurden die Meßwerte von etwa 400 Grundwassermeßstellen benutzt, von denen 180 vom Verband selbst in wöchentlichem Abstand beobachtet werden.

Aus dem Gleichenplan ist deutlich das Fließverhalten des Grundwassers zu ersehen: Die Fließrichtung verläuft an jeder Stelle senkrecht zu den eingetragenen Grundwassergleichen. Der Südteil der Erftscholle ist - bis auf einen südwestlichen Rand - mehr oder weniger stark von der großräumigen Grundwasserabsenkung beeinflußt, die weiter nördlich im Landkreis Bergheim zur Trockenlegung der tiefen Braunkohlentagebaue vorgenommen wird. Die übrigen Teilschollen des Flachlandes weisen bis auf einige kleinräumige künstliche Störungen ein natürliches Grundwasserverhalten auf.


1960 bei Weilerswist: Hochwasser der Erft
Foto: Kreisbildarchiv

Die zur Grundwasserbeobachtung benutzten Meßstellen (vgl. Abb. 2) sind meist unauffällig im Gelände, insbesondere an Feldwegrändern, verstreut. Sie sind trotz ihres unscheinbaren Aussehens wertvolle und kostspielige Bauwerke, die entscheidend dazu beitragen, die Wasserversorgung der Bevölkerung zu sichern. Sie sollen daher hier noch einmal besonders dem Schutz aller Mitbürger sowie der örtlichen Behörden empfohlen werden.

Neben der bisher erwähnten Hydro-Geologie ist für die Erforschung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse der Niederschlag von großer Bedeutung, da er für den Landkreis Euskirchen, abgesehen von einigen Fremdzuflüssen durch das klüftige Eifelgestein, den überwiegenden Teil des verfügbaren Nutzwassers liefert. Nach den Feststellungen des Verbandes beträgt das 20jährige akute Niederschlagsmittel für den Flächendurchschnitt des Landkreises 655 mm/Jahr. Dieser Wert liegt erheblich unter dem Mittel der BRD. Dies ist bedingt durch die Tatsache, daß der Landkreis im Regenschatten des Hohen Venns und der Rureifel liegt. Das langjährige Mittel schwankt innerhalb der einzelnen Teilgebiete nicht unerheblich und sinkt z. B. im Bereich der Euskirchener Scholle bis auf 550 mm/Jahr ab, so daß dieser Teilraum mit zu den trockensten in der BRD gehört.

Aus den verschiedensten Rahmenbedingungen hat der Verband halbjährlich eine wasserwirtschaftliche Bilanz zusammengestellt, aus der die jeweils wichtigsten Wasserwirtschaftlichen Daten zu erkennen sind. Für das Wasserwirtschaftsjahr 1967 /1.11.1966 bis 31.10.1967) sind z. B. für den Landkreis Euskirchen folgende akute Werte festgestellt worden:

Niederschlag: .... ..... 640 mm = 374 Mio m³/Jahr,
Verdunstung: ..... .... 315 mm = 184 Mio m³/Jahr,
oberirdischer Abfluß: 209 mm = 122 Mio m³/Jahr,
unterirdischer Abfluß: 116 mm = .68 Mio m³/Jahr.

Die Abflußwerte, vor allem dabei der unterirdische Abfluß, stellen das Wasserdargebot für die Wasserversorgung von Bevölkerung und Wirtschaft des Kreises dar.


3. Sicherung der Wasserversorgung

Das verbandsgehörige Gebiet des Landkreises Euskirchen wird in vollem Umfang durch die Konzessionsgebiete von insgesamt 27 Unternehmen zur Öffentlichen Wasserversorgung überdeckt. Von diesen haben jedoch nur vier einen Netto-Umsatz von mehr als 1 Mio m³/Jahr, nämlich:

Wasserwerk der Stadt Euskirchen,
Zweckverband Steinbachtalsperre,
Verbandswasserwerk Euskirchen und
Wasserbeschaffungsverband Kuchenheim-Ludendorf.

Der Netto-Umsatz der übrigen Unternehmen gliedert sich wie folgt:

..7 Unternehmen zwischen 1 Mio und 100.000 m³/Jahr,
14 Unternehmen zwischen 100.000 und 10.000 m³/Jahr,
..2 Unternehmen weniger als 10.000 m³/Jahr.

Damit muß die öffentliche Wasserversorgung des Landkreises Euskirchen - bedingt durch geographische Ungunst und historische Entwicklung - als sehr zersplittert angesehen werden. Eine stärkere Konzentration zumindest der kleineren und kleinsten Wasserwerke dürft sich sowohl vom Standpunkt der Wasserwirtschaft wie auch der Versorgungstechnik empfehlen. Da jedoch bereits ausreichend Konzentrationskerne vorhanden sind, besteht für den Großen Erftverband zunächst nicht die Notwendigkeit, Wasserversorgung in eigener Regie zu betreiben.

An der Deckung des gesamten Wasserbedarfes im Landkreis Euskirchen ist neben der zentralen öffentlichen etwa in gleicher Größenordnung die gewerbliche und landwirtschaftliche Eigenversorgung beteiligt. Insgesamt fördern 23 Betriebe mehr als die für den Verband als Bagatellgrenze geltende Menge von 4.000 m³/Jahr. Im einzelnen fördern

..9 Betriebe zwischen 1 Mio und 100.000 m³/Jahr,
10 Betriebe zwischen 100.000 und 10.000 m³/Jahr,
..4 Betriebe weniger als 10.000 m³/Jahr.

Insgesamt beträgt der Wasserbedarf im Landkreis Euskirchen z. Z. 12,8 m³/Jahr.
Davon werden benötigt als „Trinkwasser“, also zur Deckung des häuslichen, sozialen und öffentlichen Bedarfs 6,8 Mio m³/Jahr;
als „Brauchwasser“, also zur Deckung des gewerblichen und industriellen Bedarfs 5,0 Mio m³/Jahr.
Die Verluste betragen 1,0 Mio m³/Jahr.
Der „spezifische“, also auf den Einwohner bezogene Gesamtbedarf beträgt 313 l/Jahr.


Abb. 3: Entwicklung des Wasserbedarfs

Nach dem spezifischen Wasserbedarf steht damit der Landkreis Euskirchen innerhalb der gleichartigen Gebietskörperschaften des Verbandsgebietes an sechster Stelle. Nicht uninteressant erscheint dabei die Feststellung, daß im gesamten Verbandsgebiet sechs Einzelunternehmen liegen, die jeweils mehr Versorgungswasser umsetzen als der ganze Landkreis Euskirchen zusammen.

Die derzeitigen Wasserbedarfszahlen haben sich in den letzten Jahren nicht nennenswert verändert, wie sich aus der Wasserbedarfsstatistik ergibt. Auf diese Statistik hat der Verband seit jeher besonderen Wert gelegt und die dazu benötigten Einzelangaben regelmäßig jährlich von den Wassernutzern erfragt. Wenngleich diese Fragebögen sicherlich von vielen Wassernutzern als lästig empfunden worden sind, so stellen sie doch eine unentbehrliche Grundlage für eine zuverlässige Planung der zukünftigen Wasserversorgung dar.

Die Entwicklung des Wasserbedarfs seit 1961 ist in Abb. 3 graphisch dargestellt. Bei der Betrachtung des Diagramms läßt sich für „Verluste“ eine fallende und für „Trinkwasser“ eine steigende Tendenz gerade noch erkennen; beide heben sich jedoch gegenseitig auf. Da zudem der Brauchwasserbedarf praktisch gleich bleibt, gilt dies auch für den Gesamtwasserbedarf, so daß die hinreichend zuverlässige Vorausberechnung eines zukünftigen Wasserbedarfs kaum möglich ist.

Aus verschiedenen Anzeichen kann nun aber geschlossen werden, daß die gegenwärtige Entwicklung des Wasserbedarfs durch örtlichen Wassermangel gehemmt wird. Dies erscheint zunächst erstaunlich, wenn man dem gegenwärtigen Bedarf von 12.8 Mi m³/Jahr allein das früher erwähnte Grundwasserdargebot in Höhe von 68,0 Mio m³/Jahr gegenübersteht. Es muß jedoch berücksichtigt werden, daß z. B. im wasserwirtschaftlich sehr leistungsfähigen Nordteil des Kreises zusätzlich 23,2 Mio m³/Jahr an Versorgungswasser gewonnen und in kreisfremde Gebiete ausgeführt werden. Demgegenüber ist die Wassereinfuhr des Kreises mit 2,3 Mio m³/Jahr verhältnismäßig gering. Weiterhin muß bedacht werden, daß von dem gesamten Dargebot ein sehr großer Teil wegen Ungunst der orologischen und geologischen Verhältnisse nicht oder nur sehr schwer und kostenspielig faßbar ist. Daher hat der Verband begonnen, die praktisch verfügbaren Wasserschätze im Kreisgebiet nach Lage, Art und Umfang zu erfassen. Wegen einer akuten Anforderung wird dabei zunächst das gewinnbare Oberflächenwasser in einer Untersuchung über die Möglichkeiten zur Errichtung von Talsperren behandelt. Wenngleich endgültige Ergebnisse dieser Untersuchung z. Z. noch nicht vorliegen, so scheint sich doch abzuzeichnen, daß eine größere Wassermenge bei geringeren Kosten noch aus dem Grundwasser gewonnen werden kann.


Abb. 4: Schäden am Wehr - Roitzheim nach dem Hochwasser im Dezember 1966


4. Sicherung der Vorflut

a) Planungen und Aufbau an den Wasserläufen

Die Grundlage für alle Planungen an den Gewässern im Gebiet des Großen Erftverbandes bildet der Rahmenplan für den Ausbau der Erft, der vom Verband im Jahre 1963 fertiggestellt und von seiner Aufsichtsbehörde, dem Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1967 genehmigt wurde. Dieser Plan ist eine Zusammenstellung und Auswertung aller erreichbaren und zur Verfügung stehenden Unterlagen, Beobachtungen und Messungen mit dem Ziel, einen Rahmen für alle notwendigen weiteren Einzelplanungen an der Erft zu geben und diese aufeinander abzustimmen. Die wasserwirtschaftlichen Untersuchungen mußten sich zunächst nur auf die Erft beschränken, während die bedeutenden Nebenläufe in weiteren Ergänzungsplänen behandelt werden. Der ausführliche statistische Teil der Arbeit wird eine wichtige Grundlage für alle wasserwirtschaftlichen Rahmenpläne sein. Inzwischen wurden Ergänzungspläne für den Neffelbach und en Rotbach erarbeitet, die ebenfalls der Aufsichtsbehörde zur Genehmigung vorliegen.

Es ist zu erwähnen, daß bereits der Ausbau der mittleren Erft in der Grundkonzeption mit diesem Plan abgestimmt worden ist. Dabei wurde davon ausgegangen, daß alle Ortslagen grundsätzlich hochwasserfrei ausgebaut werden, während die übrigen Flußstrecken für ein Hochwasser ausgelegt wurden, das der Wahrscheinlichkeit nach alle 5 Jahre eintreten kann. Bei der Bemessung der Flußprofile wurden Hochwasserrückhaltebecken eingerechnet, deren erstes im Raume zwischen Eicherscheid und Schönau in absehbarer Zeit gebaut werden soll.


Abb. 5: Erft am Wehr - Roitzheim nach Beseitigung der Hochwasserschäden

Nachdem der Verband die Erftstrecke zwischen Euskirchen und Bad Münstereifel im Jahre 1967 übernommen hatte, wurde umgehend ein weiterer Plan zur Regulierung an der oberen Erft erarbeitet.

Hier soll der Flußlauf durch gezielte Unterhaltungsmaßnahmen in wenigen Jahren auf die notwendige Leistungsfähigkeit gebracht werden. Durch das Hochwasser im Dezember 1966 ist dann der Verband sehr schnell mit diesen Fragen beschäftigt worden. Zunächst wurden drei akute Schadenstellen in Angriff genommen. Es handelt sich hierbei um

den Kolk und die anschließende Strecke unterhalb des Roitzheimer Wehres,

die Unterspülung des Bahndammes oberhalb der Ortslage Kreuzweingarten und

die Uferabbrüche und Auskolkungen am Sportplatz in Bad Münstereifel

Besonders zügig mußten die Arbeiten am Roitzheimer Wehr begonnen werden, nachdem in der Nacht vom 10. zum 11. Dezember ein Hochwasser mittleren Ausmaßes erhebliche Schäden angerichtet hatte. So wurde die linke Flügelmauer unterhalb des Wehres sowie die entlangführende Wohnstraße auf einer Länge von 25 m bis zu Straßenmitte unterspült. Dabei sind die Wasserfernleitungen der Seinbachtalsperre, eine Ortswasserleitung und mehrere wichtige Postkabel, die alle in der Nähe des Wehres die Erft kreuzen, freigelegt worden. Auch die unterhalb des Kolkes befindliche Flußstrecke wurde in Mitleidenschaft gezogen, so daß weitere Schäden am Flußufer im Bereich der genannten Wohnstraße in absehbarer Zeit aufgetreten wären. Es kam erschwerend hinzu, daß die Standsicherheit der Böschungen durch die starke Vertiefung der Flußsohle - als Ursache früherer Hochwässer - erheblich herabgesetzt war. Die Auskolkungen an den Böschungen sowie die Sohlenerosionen wurden beseitigt. Weiterhin wurde der Flußlauf auf seiner gefährdeten Strecke etwa 200 m abwärts mit einem standsicheren Profil versehen (Abb. 4 u. 5).


Abb. 6: Baustelle am Sportplatz in Bad Münstereifel

Da der unterspülte Bahndamm im Bereich der Ortslage Kreuzweingarten schnell in Arbeit genommen werden mußte, wurde sofort eine behelfsmäßige Befestigung im Lebendverbau eingebracht. Da diese Maßnahme einen sehr guten Erfolg zeigte, konnte zunächst von einem schweren Ausbau abgesehen werden.

Dringend dagegen erschien die Beseitigung der Schäden am Sportplatz in Bad Münstereifel. Hier hat sich seit Jahren durch hohe Abflüsse eine fast spitzwinklige Flußschleife in der Erft ausgebildet, die nun zu einem gefährlichen Angriffspunkt weiterer Hochwasser geworden ist. Die Ufermauer, die einmal das re. Ufer ca. 40 m schützte, ist größtenteils zerstört, so daß ein haus am Sportplatz durch fortschreitende Uferabbrüche gefährdet ist. Ein starkes Hochwasser kann dieses neue Gebäude unter Umständen zum Einsturz bringen. Weitere schwere Schäden sind unterhalb des alten Wehres entstanden. Hier wurden zwei wichtige Kabel der Bundespost, die im rechten Ufer liegen, freigespielt.

Der Flußlauf hat sich an dieser Stelle ca. 6 - 7 m nach rechts verschoben, so daß der Stromstrich auf das direkt an der Erft stehende Gebäude des Tischlermeisters Mauel gerichtet ist. Die zu erwartende Vertiefung des Flußbettes entlang des Gebäudes würde die Gründung desselben gefährden. Der Große Erftverband sieht zur Abwendung der aufgezeigten Schäden und Gefahren einen 60 m langen Durchstich vor, der diese gefährliche Erftschleife abschneidet. Da alte zerstörte Wehr, das nur noch Bedeutung als Sohlabsturz hat, wird durch eine Sohlgleite ersetzt, die in der Geraden zwischen der neuen Brücke und dem Durchstich geplant ist. Der Altarm wird verfüllt (Abb. 6).

Nachdem die Baustelle am Roitzheimer Wehr im Frühjahr des Jahres 1968 abgeschlossen werden konnte, wurden die Arbeiten am Sportplatz in Bad Münstereifel im August aufgenommen und werden voraussichtlich im Frühjahr 1969 beendet sein. Leider haben die diesjährigen Wetterverhältnisse nur einen sehr zögernden Bauablauf zugelassen.

Es darf hier vermerkt werden, daß all diese Arbeiten von der zuständigen Grabenkolonne des Verbandes durchgeführt wurden.


Abb. 7: Arbeitsaufwand 1967 für die Unterhaltung der Vorflut

b) Unterhaltungsarbeiten an der Erft

Seit dem Jahre 1967 unterhält der Große Erftverband die Erftstrecke von Bad Münstereifel bis zur Kreisgrenze Euskirchen bei Gymnich.

Diese Strecke ist in zwei Grabenmeistereien eingeteilt:

die Grabenmeisterei „mittlere Erft“ von Gymnich bis Euskirchen und

die Grabenmeisterei „obere Erft“ von Euskirchen bis Bad Münstereifel.

Die Grabenmeistereien haben einen Bauhof an der mittleren Erft auf der Kläranlage in Groß-Vernich; an der oberen Erft in Arloff/Kirspenich. Beide Anlagen wurden ebenfalls durch verbandseigenes Personal erstellt. Ein solcher Bauhof besteht aus den Aufenthaltsräumen, Materiallagerungsplätzen und Garagen für die Geräte, sowie einer Werkstatt, um kleine Reparaturarbeiten durchführen zu können.

Die alljährlich anfallenden normalen Unterhaltungsarbeiten bestehen in erster Linie aus den Mäharbeiten an den Böschungen, der Pflege der Pflanzungen, sowie der Instandhaltung der Wege und Bauwerke. Dabei überwiegt bei weitem der Anteil der Mäharbeiten. Dazu hat der Verband einen Mähtraktor angeschafft, um diese Arbeiten rationell ausführen zu können. Leider muß an der oberen Erft noch weitgehend mit der Sense geschnitten werden, jedoch wird vom Verband angestrebt, mit zunehmendem Ausbaugrad der Strecke zukünftig in einigen Teilabschnitten maschinell arbeiten zu können.

Nicht unerheblich, aber genauso unerfreulich ist die Beseitigung des Unrates an den Böschungen und im Flußlauf selbst. Würde man diesen Aufwand in DM ausdrücken, so sind für beide Flußabschnitte im Jahre 1967 allein dafür r. 20.000,- DM aufgewendet worden. Der Verband bittet daher die Bevölkerung um Mithilfe bei der Sauberhaltung unserer Erft.

Die nachstehende Tabelle gibt eine Übersicht über den Arbeitsaufwand für die Unterhaltung an der oberen und mittleren Erft aufgeteilt nach Stunden und Prozentsätzen (Abb. 7).

Ein nicht unerhebliches Problem bildet in den letzten Jahren der Befall der Flußstrecken von Bisamratten, wobei besonders die mittlere Erft in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Hier wurden in der 2. Hälfte des Jahres 1967 allein 53 Bisamratten durch den zuständigen Grabenmeister gefangen. Die Beobachtungen des Verbandes ergaben, daß allmählich auch der Streckenabschnitt an der oberen Erft von den Ratten befallen wird. Wir bitten in diesem Falle um Hinweise aus der Bevölkerung.


Kläranlage Flamersheim (1960)
Foto: Kreisbildarchiv


5. Reinhaltung der Gewässer

Seit dem Jahre 1961 untersucht der Verband jährlich im Frühjahr und im Herbst die Erft biologisch und chemisch. Diese Untersuchungen geben ein gutes Bild über den Zustand des Gewässers von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein. Deutlich können hier Belastungen durch Abwasser oder sonstige Einleitungen erkannt und verfolgt werden. Eine Auswertung aller Untersuchungen würde auf den Kreis Euskirchen bezogen etwa folgendes Bild ergeben:

Der Oberlauf von der Quelle bis Bad Münstereifel zeigt in allen Untersuchungen ein etwa gleichmäßiges gutes Bild. Deutliche Einflüsse von Abwässern sind im Stadtbereich Bad Münstereifel zu erkennen. Auch die unterhalb Bad Münstereifel gelegenen Ortschaften geben durch Einleitungen von Schmutzwässern dem Flußlauf keine Gelegenheit zur Erholung. Der linke Zufluß des Veybaches und die Einleitung nahezu ungeklärter Abwässer der Stadt Euskirchen bringen dann das biologische Leben der Erft weitgehend zum Erliegen. Dieser nahezu gleichmäßig schlechte Zustand zeiht sich bis in den Kreis Bergheim hinein, dort erst tritt durch die Überdeckung der eingeleiteten Sümpfungswassermengen der Rheinischen Braunkohlewerke eine allmähliche Besserung des Gütezustandes ein. Erstaunlich ist dabei der vergleichsweise hohe Sauerstoffgehalt des Erftwassers; die Erklärung hierfür kann nur im verhältnismäßig großen Sohlengefälle gefunden werden, wodurch eine bessere Belüftung des schnell fließenden Wassers erreicht wird. Darüber hinaus ist der hohe Gehalt an absetzbaren Stoffen bemerkenswert, der vor allen Dingen bei Hochwasser nicht selten Werte bis 2 ml/l erreicht (Abb. 8.).


Kläranlage Kuchenheim (1968)
Foto: S. Rick

Als Folge dieser sehr intensiven Untersuchungen wurde vom Verband ein Plan zur Reinhaltung der Erft aufgestellt. Neben der Feststellung der vorhandenen Belastungen wurden vor allem die Schwerpunkte der Verschmutzung aufgezeigt. Die dem Plan vorangestellte Statistik befaßte sich mit der Bevölkerungsentwicklung und Dichte, der Wasserversorgung, der im Verbandsgebiete ansässigen Industrie- und Gewerbegruppen sowie der Landwirtschaft. Die grundlegende Arbeit begann mit der Berechnung des Niederwassers, von der im allgemeinen die Ermittlung der Gewässerbelastung und die Berechnung der Selbstreinigungskraft des Vorfluters abhängt. Die errechneten Fließgeschwindigkeiten wurden mit dem Woltmannflügel bzw. dem durch Schwimmkörpermessungen überprüft und zur Vereinfachung über größere Abschnitte zu mittleren Fließgeschwindigkeiten zusammengefaßt. Der nächste Schritt diente der Feststellung aller Einleitungen in die Erft. Es waren sowohl Menge als auch Verschmutzung zu ermitteln. Die gefundenen Ergebnisse geben den erwünschten Überblick über die Abwasserschwerpunkte an der Erft.


Abb. 8: Chemische Untersuchung der Erft 1967

Zusammenfassend kann gesagt werden, daß eine gute Übereinstimmung von Theorie und Praxis festzustellen ist. Die Schwerpunkte, in denen eine Abwasserreinigung intensiviert werden muß, treten klar heraus (Abb. 9). Es sind dies die Flußstrecken bei Bad Münstereifel, Euskirchen und Liblar, soweit es die Gewässerstrecken im Kreis Euskirchen betriff. Hier ist durch den Bau kommunaler und industrieller Abwasserreinigungsanlagen, wenn nicht inzwischen geschehen, dringend Abhilfe zu schaffen.


Abb. 9: Abwasserlast der Erft (Stand: 30. 6. 1964)

In diesem Zusammenhang ist erfreulich festzustellen, daß die Planung und der Bau von Abwasserreinigungsanlagen in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht haben. Zur Zeit liegt die Planung der gemeinsamen Kläranlage Bad Münstereifel / Iversheim / Arloff vor, sowie die Anlage Kreuzweingarten / Rheder. Das Klärwerk für die Stadt Euskirchen ist im Bau; das Gruppenklärwerk Kuchenheim wurde vor kurzem eingeweiht. Ebenso wurde die Kläranlage für die Gemeinden Lommersum, Bodenheim, Hausweiler, Derkum und Groß-Vernich sowie die Kläranlage Weilerswist im biologischen Teil fertiggestellt. Die Gruppenkläranlage Liblar mit den Gemeinden Bliesheim und Kierdorf ist vor einiger Zeit in Betrieb gegangen.

Darüber hinaus leistet der Große Erftverband aktive Hilfe zur Reinhaltung der Gewässer durch Übernahme des Betriebes, Wartung und Unterhaltung von gemeindlichen Kläranlagen. Dabei verbleiben die Anlagen selbst im Eigentum der Gemeinden. Mit solchen Regelungen hat der Große Erftverband neue Wege beschritten, die sich von dem üblichen Vorgehen anderer Verbände unterscheiden. Der hier eingeschlagene Weg hat sich bewährt. Bei Übernahme des Betriebes von Kläranlagen durch den Verband steht vor allem die Wirtschaftlichkeit durch eine zentral gesteuerte Betriebsabwicklung im Vordergrund. Die technischen Fachkräfte, die hier zu Verfügung stehen, garantieren dafür. Zur Zeit betreut der Verband 26 Anlagen in seinem Verbandsgebiet. Dazu gehören die Anlagen Weilerswist und Groß-Vernich aus dem Kreise Euskirchen. In Kürze soll auch die Kläranlage Flamersheim übernommen werden.


6. Zusammenfassung und Ausblick

Die Tätigkeit des Großen Erftverbandes im Bereich des Landkreises Euskirchen hat in den ersten Jahren seines Bestehens zwangsläufig zu einem großen Teil darin bestanden, die bisher fehlende großräumige Wasserwirtschaftsplanung nachzuholen. Neben dieser zwar unerläßlichen, leider aber wenig publikumswirksamen Tätigkeit konnten jedoch in letzter Zeit auch einige praktische Arbeiten in Angriff genommen werden. Der Umfang dieser praktischen Arbeiten wird sich sicherlich in nächster Zeit noch weiter steigern. Zu denken ist dabei insbesondere an:

Betrieb weiterer Kläranlagen;
Unterhaltung der Swist;
Bau eines Rückhaltebeckens bei Eicherscheid.

Mit einer solchen Zunahme der praktischen Arbeiten ist zu hoffen, daß auch die Mitbürger des Landkreises ein engeres Verhältnis zum Großen Erftverband gewinnen, daß sie ihn mehr und mehr als „ihren“ Wasserwirtschaftsverband empfinden und ihm bei der Erfüllung seiner Aufgaben helfen, insbesondere durch

Schutz der Gewässer und

Schutz der wasserwirtschaftlichen Anlagen.

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1969

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