Trara - die Post war da

Von Karl Otermann

Eine Erinnerung an den letzten Postillon im Kreise Euskirchen


Unter dieser Überschrift brachte der Heimatkalender 1965 einen Beitrag unseres Mitarbeiter P. H. Pesch, Zülpich. Da hieß es am Schluß: „... und am 31. 8. 1903 hörten die Heimbacher von der Höhe herab das Abschiedslied des Postillons. Als Rademacher - so hieß dieser Postillon - in Zülpich das letzte Einfahrtssignal vom bekränzten Bock herab in die Straßen und Gassen schmetterte, liefen die Kinder zusammen, die Rademacher in den Wagen stopfte, um mit ihnen zum guten Schluß eine Freifahrt durch das Städtchen zu machen.“


Heinrich Josef Rademacher, der letzte Postillon im Kreise Euskirchen

Heinz Rademacher (Kirchheim), Enkel des letzten Postillons im Kreise Eukirchen, hat uns aus Familienbesitz die beiden Bilder zur Verfügung gestellt: Postillon Heinrich Josef Rademacher mit Frau Margarete geb. Linden und seine „Kaiserliche Post“, die am 31. August 1903 die letzte Fahrt gemacht hatte.


Die „Kaiserliche Post“ zwischen Zülpich und Heimbach

Der „Zülpicher Anzeiger“ vom 9. September 1903 hatte dem letzen Postillon folgendes Gedicht gewidmet:

Heimbachs Scheidegruß an den Postillon!

Nun bläst uns das Posthorn zum letztenmale,
wir werden es nimmermehr hören,
noch einmal darfst Du zum Abschied klagen,
dann fort, was den Fortschritt störet.

Das Dampfroß hat es Dir angetan,
du konntest sie all nicht mehr fahren,
trotzdem Du Dein Bestes allezeit getan,
den Abschied konnt Niemand Dir sparen.

Du warst uns willkommen zu jeder Zeit,
besonders als Geldbriefträger,
wie war doch dem Schwager sein Herz so weit,
er konnt es zu Fuß und auf Räder.

Gar mancher hat sich Dir angetraut,
von Zülpich nach Heimbach zu fahren,
und wer Dir nur einmal in's Auge geschaut,
der dachte an keine Gefahren.

Du warst wohl der Einzige weit und breit,
der an keinem Tage im Jahre
den Dienstrock vertauscht mit dem Sonntagskleid,
Du mußtest ja immer fahren.

Drum nimm unsern Dank und herzlich „Lebe wohl“,
wir werden Dir Liebe bewahren,
und klingt die Trompete auch traurig und hohl,
Du darfst uns nicht länger mehr fahren.

Noch einmal verkünde es Heimbach im Tale
wir sehen uns nimmermehr wieder!
Ade lieber Schwager zum letztenmale,
bleib lange noch froh und zufrieden.

Und wo Du auch hinkommst und was Du auch treibest,
dies sei Dein schönster Lohn:
Von Zülpich nach Heimbach Du ewig bleibest
der letzte Postillon.

Oberpostschaffner i.R. Heinrich Josef Rademacher, der letzte Postillon im Kreise Euskirchen, ist am 28. Januar 1944, fast 80 Jahre alt, in Münstereifel gestorben.

K.O.

Fotos: H. Rademacher

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1967

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