Trara - die Post war da

Von P. H. Pesch




Bis zum Jahre 1829 fuhr von Münstereifel der Stadtpostkarren nach Köln. Von einer solchen Fahrt erzählt der Münstereifeler Gymnasialdirektor Jakob Katzfey: „Im tiefsten Dunkel wurde eingepackt, aufgeladen und angespannt. Die hintere Hälfte des Karrens war mit dem Briefkoffer und mit einigen Waren beladen. Was der Feuchtigkeit widerstehen konnte, lag zum Teil im Roßtuche. Der vordere Teil war eigens für einen jungen Passagier zurechtgemacht, der sich mir durch ein vertrauliches Grunzen zu erkennen gab, als ich mich auf die Decke seiner Kajüte niederließ. Das abgeschmackte Schmauchen, womit in der Regel unsere jetzigen Postwagen zum Ersticken eingeräuchert werden, brauchten wir beide uns nicht zu verbieten, weil wir darin nichts taten. - Um fünf Uhr wurde abgefahren; zu Iversheim, Weingarten, Rheder, Stotzheim, Cuchenheim, kurz in jedem Dorfe angehalten, um Kommissionen zu machen. Des Abends waren wir bei guter Zeit in Weilerswist, wo wir nach Fuhrmannsmanier eine gute Mahlzeit erhielten - mein Reisegefährte in seinem Verließ. - Des andern Morgens gings im Dunkeln weiter und wir waren gegen Mittag in Köln. - Weil aber die städtischen Wirte den Ruf haben, daß sie die Bauersleute und die Kleinstädter gerne schneiden, so mußte sich beeilen, wer mit der Postgelegenheit zurückwollte, um das Nachtquartier zu Mechenich oder zu Brühl zu nehmen. Am dritten Tage, spätabends, war man, wenn der Postwagen sich nicht zu oft festgefahren hatte, wohlgerüttelt zuhause.“

Als in den Jahren 1854-56 die Landstraße Köln-Zülpich-Kommern-Gemünd-Trier als Köln-Luxemburger Bezirksstraße erneuert war, atmeten die Passagiere auf, denn die Kölner Postdirektion stellte nun einen neuen, dreispännigen Wagen für 6 Personen und ein Kabriolett für die Fahrt nach Zülpich zur Verfügung. Der Zülpicher Posthalter und Gastwirt Balthasar Claren hatte in der Strecke Köln-Trier den Abschnitt Lechenich-Zülpich-Kommern zu fahren. Am frühen Nachmittag hielt der große gelbe Postwagen, von drei Rossen gezogen, am Zülpicher Markt beim Kölnischen Hof, wo heute das Rathaus steht. Der in Blau gekleidete Postillon mit dem Federbusch am Lackhut, hatte schon an der Kinat das Ankunftssignal in die Gassen geblasen und männiglich eilte herbei, die neuesten Nachrichten aus Köln oder Besuch in Empfang zu nehmen. Aus dem Coupe schälte sich der Kondukteur heraus. Der Postwirt erschien mit seinem Hausknecht auf der Freitreppe und nahm die Postsäcke in Empfang: Briefe, Pakete, für Zülpich und umliegende Dörfer. In den folgenden Tagen belud Postkobes seinen Esel mit Postsachen, um sie über Land zuzustellen. Hausbriefkästen gab es nicht, und wenn Postkobes seinen Esel angebunden und versorgt hatte, setzte er sich in die Stuff, gab Brief oder Paket ab und klöhnte, wozu die Hausfrau eine Stärkung brachte, die Kobes mit Neuigkeiten aus dem Städtchen dankend quittierte.


Für die Reise vor 100 Jahren

In der Folge wurden von Zülpich kleinere Postrouten in die Gegend gefahren, so eine über Embken, Wollersheim nach Heimbach.

Ein halbes Jahrhundert hat diese Post Zülpich mit Heimbach verbunden. Am 1. September 1903 war Heimbach dem Bahnverkehr erschlossen, und am 31. 8. 1903 hörten die Heimbacher von der Höhe herab das Abschiedslied des Postillons. Als Rademacher - so hieß dieser Postillon - in Zülpich das letzte Einfahrtsignal vom bekränzten Bock herab in die Straßen und Gossen schmetterte, liefen die Kinder zusammen, die Rademacher, soviele Platz hatten, in den Wagen stopfte, um mit ihnen zum guten Schluß eine Freifahrt durch das Städtchen zu machen. Da standen die Leute in den Türen, winkten als ob Sr. Majestät gefahren käme. - Und als dann der Wagen am Markt außer Dienst gestellt war, luden die Stammgäste vom Kölner Hof den wackeren Postillon ins Herrenstübchen, allwo die Postchronik mit vielen guten Tropfen geschmiert, lustige Runden um den Tisch zog.

Noch oft haben wir von der Pferdepost erzählt, als auf dem Markt schon in der Früh Rommelheims Kaleschlein ein paar Reisende vom Hotel durch das Kölntal zum Bahnhof beförderte.

Die Reichspost schickte am 23. März 1925 den ersten 22sitzigen stolzen Kraftwagen nach Zülpich, der dreimal am Tage nach Köln fuhr. Im Mai desselben Jahres konnte die Fahrt bis Gemünd durchgeführt werden. - Die Kreuzung der beiden römischen Heerstraßen brachte dem römischen Tolbiacum die erste Staatspost, deren Benutzung allerdings ausschließlich dem Kaiser und seinen Staatsbeamten vorbehalten blieb.

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1965

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