Eifelleder aus Flamersheim

Familienunternehmen Chr. Schaefer bereits 100 Jahre bodenständig

Von P. C. Ettighoffer

Betriebe, die seit Generationen im Familienbesitz oder in einer Hand sind, schöpften und schöpfen ihre Lebenskraft und ihre Zähigkeit im Überwinden aller wirtschaftlichen Engpässe und Niedergangsperioden aus zwei Wurzeln: Sie stehen fest, weil im Heimatboden verankert, ihre zweite Basis das handwerkliche Können; es bürgt für jene fachliche Beharrlichkeit, di ein großes Ziel anstrebt und es auch erreicht - die neuzeitlich ausgerüstete leistungsfähige Fabrik. Ein solches Unternehmen ist die jetzt hundert Jahre alte Lederfabrik Christian Schaefer in Flamersheim.


Flamersheim - Die Lederfabrik Chr. Schaefer

Streng genommen war Flamersheim kein geeigneter Ort für eine Gerberei, denn es fehlte der ständig und reichlich fließende Bach, der gerade diesem Handwerk das Schaffen erleichtert. Der Einmann-Betrieb, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts im Anwesen Mönchstraße 46 mit einer Zurichterei und einigen Gruben arbeitete, war recht bescheiden, jedoch gewann der 16jährige Christian Schaefer hier bei seinem Patenonkel gleichen Namens alles handwerkliche Wissen und Können. Vor einer strengen Kreis - Prüfungskommission in Rheinbach konnte er die Gesellenprüfung und am 14. Januar 1859 vor einer noch strengeren Prüfungskommission in Euskirchen die Meisterprüfung ablegen.

In einer Epoche, die den Kunststoff noch nicht einmal vorausahnte, stand der jahrtausendalte Werkstoff Leder an der Spitze des täglich und überall benötigten Massen-Materials. Schier unübersehbar die Ledermengen, die allein zur Herstellung der zahllosen Geschirre für Zugtiere verarbeitet wurden. Kein Wunder, daß die Prüfungskommissionen sehr strenge Maßstäbe anlegten; denn ein solch wichtiger Werkstoff mußte einwandfrei sein.


Fertig zugerichtetes Leder

Auch dem 27jährigen Gerbermeister Christian Schaefer, dem Könner seines Faches, fiel der Erfolg nicht mühelos zu. Er bewies lobenswerten Mut, als er 1860 in seinem Heimatort Flamersheim eine eigene Gerberei eröffnete mit seinem jüngeren Bruder als Gesellen. Drei Jahre später stellte er einen Lehrling ein, den 16jährigen Wilhelm Sturm, der später sein Schwager wurde. Als sich 1875 die Brüder trennten, erweiterte Christian Schaefer den Flamersheimer Betrieb unter seine Firmierung „Chr. Schaefer“, eine Bezeichnung, die heute noch für das inzwischen zu einer weltbekannten Lederfabrik gewachsene Unternehmen gilt. Der Gründer erzeugte alle gängigen Ledersorten für den Bedarf der ländlichen Gegend; Bauern und Handwerker waren seine Kunden.

Gerade im Kreis Euskirchen, am Fuße der Eifel, gab es im 19. Jahrhundert zahlreiche Gerbereien, weil die beiden Rohstoffe, sozusagen vor der Tür zu haben waren: die Häute aus der blühenden Landwirtschaft der Weidebetriebe zwischen Erft und Swist, die Lohe aus den nahen Forsten des Nordhanges. Aber welch ein Massensterben unter diesen vielen Gerbereien, als nach 1880 die großen Lederfabriken Norddeutschlands ihre im Schnellverfahren gegerbten Häute aus Übersee auf den Markt warfen und die Schuhfabriken diesen billigen Werkstoff übernahmen! Christian Schaefer hielt durch und konnte sich behaupten, weil er seinen handwerklichen Betrieb den Forderungen der Zeit anpaßte, indem er ihn durch maschinelle Anlagen modernisierte. Ein Mann vom Fach bediente sich der Technik und gewann.


Landrat Blaß überreicht dem Inhaber der Firma, Paul Schaefer, den Ehrenteller des Kreises Euskirchen

Dies war das ungeschriebene Vermächtnis, das die Nachkommen Schaefer wohl verstanden und übernommen haben, denn alle Generationen haben von der Picke auf gelernt, auch der jetzige Firmenchef Paul Schaefer, ebenfalls sein Sohn Christian, der einmal als vierte Generation die Geschicke des alten Familienunternehmens leiten wird. Handwerkliches Können, verbunden mit fortschrittlichem Streben unter Nutzung aller modernen Errungenschaften der Technik - dies ist in Flamersheim Tradition geworden.

„EIFELLEDER AUS FLAMERSHEIM“

behauptet heute im In- und Ausland en alten Ruf als Werkstoff ersten Ranges, als Erzeugnis eines Unternehmens, das vom bescheidenen Einmann-Betrieb zur Fabrik mit einer Belegschaft von 150 Mann wachsen konnte, verwurzelt im Boden der Heimat. Leder aus Flamersheim im Kreise Euskirchen ist ein Begriff!

Entnommen: Heimatkalender des Kreises Euskirchen 1962

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