Zeitungsartikel zur Reorganisation des ÖPNV im südlichen Rhein-Erft-Kreis

Aus der Sammlung Herbert Eidam Köln



Brühl wird zum Verkehrsknotenpunkt
Kölner Stadt-Anzeiger vom 10. 2. 1989

Straßenbahnlinie 19 fährt durch - Omnibusse aus Euskirchen enden in der City - 15-Minuten-Takt

Von unserem Redakteur Helmut Gaihser

Brühl/Hürth - Die Köln-Bonner-Eisenbahnen bauen den Bahnhof Brüht-Mitte zum Verkehrsknotenpunkt zwischen Bonn und Köln aus. Künftig wird die von Köln-Niehl kommende und bisher in Hürth-Hermülheim endende Stadtbahnlinie 19 bis Brühl-Mitte fahren. Die neue Route ermöglicht die Einführung des 15-MinutenTakts.

Das Unternehmen hat auch vor, die aus Euskirchen kommenden Omnibusse in Brühl-Mitte enden zu lassen und damit den Bahnhof als „Umsteigeplatz" aufzuwerten. Im Frühjahr wird wie in Köln auf dem Neumarkt in Brühl ein Informationszentrum eröffnet werden.

Der Verkehrsausschuß des Stadtrates befaßt sich am kommenden Dienstag, 15. Februar, im Rathaus mit den KBE/KVB-Plänen. Es gibt kaum Zweifel, daß die Kommunalpolitiker zu stimmen werden.

Stadtdirektor Dr. Wilhelm Schumacher sieht noch einen zusätzlichen Aspekt: „Es steht zu erwarten, deß eine nicht unerhebliche Anzahl von Pendlern.auf dem Heimweg die Umsteigepause nutzen wird, um in Brühl einzukaufen."

Ein anderes Projekt der KBE dürfte den Parteien noch Kopfzerbrechen bereiten. Das Unternehmen schlägt vor, die aus Vochem, Kierberg und Heide kommenden Busse über Kaiser-/ Hubertusstraße und nicht durch die Innenstadt an den Bahnhof Mitte heranzuführen. Nach Süden sollen sie über Carl-Schurz-Straße und Clemens-August-Straße zum Stern abfahren.

Bevor die Stadtbahngesellschaft ihre Busstraße in BrühlMitte um einen halben Meter verbreitert, möchte sie Gewißheit haben, daß sich die Investition lohnt. Voraussetzung ist für sie, daß die Busse in beiden Richtungen fahren werden.


Die Stadtbahnlinie 19 wird künftig nicht mehr in Hürth-Hermülheim enden, sondern im 15-Minuten-Takt von Köln-Niehl bis Brühl-Mitte und zurück verkehren.
Bild: Helmut Weingarten

Die immer noch im Gespräch befindliche Route durch die City wird von dem Verkehrsunternehmen schon aus zeitlichen Gründen als „äußerst unattraktiv" angesehen und abgelehnt. An der Mühlenstraße zum Beispiel müßte bei jeder Fahrt die Schranke von Hand geöffnet werden.

Auch Schumacher ist der Ansicht, daß die von der KBE vorgeschlagene Streckenführung die einzige Lösung ist. Der längere Weg von Brühl-Mitte in die City durch den alten Friedhof über den Erlebnisbereich Bleiche zur Pfarrkirche St. Margarete könne den Fahrgästen zugemutet werden. „Die Chance, Brühl-Mitte zu einem Verkehrsknotenpunkt für den südlichen Erftkreis und den nördlichen Rhein-Sieg-Kreis auszubauen, sollte nicht durch Debatten um unattraktive oder gar nicht fahrbare Routen vertan werden".



Kölner Stadt-Anzeiger vom 16.2.89

Nach zwei Stunden gab KBE-Vertreter am Widerstand auf - Gesamtprojekt geschnürt

Neue Haltestelle am Kaufhof

Die Verbreiterung der Brühl-Mitte-Straße um einen halben Meter ist damit gesichert.

Von unserem Redakteur Helmut Gaihser

Brühl - Zwei Stunden lang wurde im Verkehrsausschuß des Stadtrates zäh darum gerungen, die Omnibusse aus Heide, Kierberg und Vochem näher an die City heranzubringen. Schließlich sagte KBE-Vertreter Heinz Fritsch zu, die Linie 704 (Vochem) künftig rund um den Stern zu führen und am Kaufhof eine Haltestelle einzurichten.


Die Busse aus Vochem (Linie 704) fahren ab 28. Mai rund um den Stern und halten zusätzlich am Kaufhof.
Bild: Meißner.

Danach hatten es die Kommunalpolitiker leicht, dem geplanten Ausbau der Busstraße am Bahnhof Brüht-Mitte um einen halben Meter zuzustimmen. Der neue Fahrplan gilt ab 28. Mai.

Die von Norden kommenden Busse werden künftig durch Kaiser- und Hubertusstraße nach Brühl-Mitte geführt und über die Clemens-August-Straße zum Stern weiterfahren. Die Linie 704 (Vochem) zieht von dort eine zusätzliche Schleife durch die Mühlenstraße (Haltestelle Kaufhof) und fährt erneut - diesmal ohne Halt - am KBE-Bahnhof vorbei in Richtung Süden.

Damit ist die vor allem von Plans-Theo Klug (CDU) und Frithjof Berg (SPD gestellte Forderung erfüllt, die älteren Mitbürger aus den nördlichen Stadtteilen näher an die City heranzubringen. Nicht zum Tragen kommt der Vorschlag der Christdemokraten, eine Busroute über die Friedrichstraße mit Halt an der Bleiche zu wählen.

Mit dem von den Kommunalpolitiker jetzt genehmigten Ausbau der Busstraße in Brühl-Mitte werden auch die bisher von Erftstadt nach Hürth verkehrenden vier Buslinien in Brühl enden. Die Fahrgäste steigen in Mitte von der Straße auf die Schiene um. Heinz Fritsch, Leiter des Fahrplanbüros der KBE: „Unsere jetzige Linie nach Hermülheim hat zwischen Erftstadt und Hürth nur zwei Haltestellen.“

Fritsch hatte die Zusatzschleife für die Linie 704 nur genehmigen wollen, wenn kein zusätzlicher Bus fahren muß. Der Fahrer hat in Vochem an der Endhaltestelle in der Straße Am Kreuz ganze fünf Minuten Zeit, um seinen Wagen nach Fundsachen abzusuchen, die Beschilderung zu ändern und den Fahrtbericht zu schreiben. Um das Gesamtpaket (Verbreiterung der Busstraße) nicht zu gefährden, stimmte Fritsch zu, wenn auch unter großen Bedenken.

Frohe Botschaft auch für die Bewohner in Heide. Die Linie 701 wird ab 28. Mai ebenfalls eine Schleife mit Halt am Kaufhof drehen. Die Wesseling-Linie (706) endet in Brühl-Mitte und fährt über die Mühlenstraße zurück.

Der gesamte Süd-Nord-Busverkehr wird künftig ebenfalls über die Hubertusstraße mit Anschluß an den Bahnhof BrühlNord rollen. An der Linienführung der RKV-Busse, die über Brühl nach Raderthal und zum Waidmarkt in Köln fahren, ändert sich vorläufig nichts.

Verkehrsausschuß-Vorsitzender Bert Nöthen zum „Kölner Stadt-Anzeiger": „Ich glaube, daß wir alle Interessen unter einen Hut gebracht haben. Dieser Kompromiß entspricht den Wünschen der Stadt, der KBE und vor allem den älteren Fahrgästen."



Kölner Stadt-Anzeiger vom 15. 6. 89

KBE Trennt sich vom Personenverkehr

Gutachter rät zur Fusion mit den Kölner Häfen

Von unserem Redakteur Horst Willi Schors

Die traditionsreiche KölnBonner Eisenbahnen AG (KBE) wird möglicherweise den Personenverkehr - das sind vor allem die Straßenbahnlinien 16, 18 und 19 sowie Busse - an die verschwisterte Kölner VerkehrsBetriebe AG (KVB) verkaufen. Grund sind die Verluste, die 1988 auf alarmierende 19 Millionen Mark angestiegen sind. Vor dem Wesselinger Hauptausschuß erläuterte KBE-Vorstandsmitglied Dr. Meyer Ansätze eines neuen Unternehmenskonzeptes.

Ein Gutachter hat die Probleme der KBE analysiert. Sein weitestgehender Lösungsvorschlag sieht den Verkauf des Personenverkehrs vor.

Die KBE soll mit der städtischen Kölner Häfen AG zu einer neuen Gesellschaft fusionieren und von der KVB deren Güterlinie kaufen, die Frechen-Benzelrather.

Heraus käme, so Meyer, ein „größeres und leistungsfähigeres Unternehmen, das sich nur noch mit Güterverkehr beschäftigt". So glauben die Verkehrsmanager dann auch den Herausforderungen des EG-Marktes, der grenzenlosen Lastwagen-Verkehr vorsieht, standhalten zu können. Hinter allem stehe der Wille, die „Infrastruktur Schiene" zu erhalten. Meyer: „41 Prozent unseres Frachtaufkommens sind gefährliche Güter. Wenn das alles auf die Straße soll, würde das 1000 Lastwagen täglich mehr bedeuten.“

Seit den frühen siebziger Jahren stecken die KBE tief in den roten Zahlen., Die Aktionäre - Stadt Köln, Erftkreis, Stadt Bonn, Rhein-Sieg-Kreis - müssen die Verluste tragen. Das Personal wurde von ehemals über 2000 Mitarbeitern bereits auf, knapp 700 reduziert. Da weitere Personalverminderungen nicht mehr möglich sind, soll die Neuorganisation für das Überleben sorgen.“



Kölner Stadt-Anzeiger vom 18.8.91

Den Weg bereitet

RVK gibt Buskonzessionen für den Kreis frei

Erftkreis - Auf dem Weg zur Gründung einer kreisweiten Busgesellschaft scheint jetzt ein entscheidendes Hindernis aus dem Weg geräumt: Die Regionalverkehr Köln (RVK) hat sich überraschend bereiterklärt, Konzession für den Busverkehr im nördlichen Teil des Kreises auf gesamten Erftkreis zu übertragen. Das erklärten Gerhard Schorr, Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Kreistag, und Landrat Klaus Lennartz gestern bei einem Pressegespräch.

Zur Zeit gibt es zwei Gesellschaften, die die Linien im öffentlichen Busverkehr im Erftkreis betreiben - neben der RVK im Norden noch die Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) im Süden. Da aber die KBE Ende des Jahres aufgelöst und in eine andere Gesellschaft überführt werden sollen, mußte der Erftkreis handeln. Schon vor Monaten entstand deshalb die Idee, eine neue Gesellschaft für den gesamten Kreis zu gründen.

Wie die aussehen wird, ist auch nach den Verhandlungen mit der RVK über die Konzession noch völlig offen, betonten Schorr und Lennartz.

Zwei Varianten, die zur Zeit im Kreishaus geprüft werden, bieten sich an: Entweder, so Schorr, übernehme die neue Gesellschaft die Konzessionen von RVK und KBE und „läßt sie für sich fahren“ oder aber, so Lennartz, „wir machen das selbst mit einem eigenen Fuhrpark".

Gleichgültig, wie sich der Kreistag entscheiden wird - mit der neuen Gesellschaft will sich der Kreis, etwa im Aufsichtsrat, mehr Einfluß auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sichern als bisher.

„Wir können dann mitentscheiden, welcher Bus wann wohin fährt", meinte Schorr. Ziel sei es außerdem, durch einen verbesserten Service die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs zu erhöhen.

Schorr und Lennartz hoffen, das bisher jährlich vorhandene Defizit von rund drei Millionen Mark, durch eine gut organisierte Verwaltung zurückschrauben zu können. Lennartz: „Es soll eine schlanke und effiziente Gesellschaft werden."



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