Brühl im Straßennetz des Rheinlandes - Die römische Zeit



EIN VORGESCHICHTLICHER HANDELSWEG IM RAUM BRÜHL

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit wurden Rohstoffe und Produkte wie beispielsweise Feuerstein (Flint), Salz und Bernstein sowie später auch Kupfer, Zink und Eisen von den Fund- oder Gewinnungsorten auf Handelsstraßen über weite Strecken transportiert.

So konnte das in Grand-Pressigny in Mittelfrankreich abgebaute, spezifische Feuersteinmaterial bei Geräten in 800 km weit entfernten Fundorten Niedersachsens nachgewiesen werden.

Allerdings erfolgten die Transporte zunächst im Rahmen des sogenannten Stafettenhandels, d.h. die steinzeitlichen waren wurden von Lager zu Lager und Siedlung zu Siedlung getragen, wo sie im Tauschgeschäft jeweils einen neuen Besitzer fanden.

Als die qualitativen Eigenschaften der Rohstoffe und später auch der erzeugten Produkte in weiteren Verbrauchsgebieten bekannt wurden, fand auch der Direktverkehr über weite Strecken statt.

Von dem Griechen Pytheas aus Massilia (Marseille) wird berichtet, daß er etwa um 400 v. Chr. diese Verkehrsbeziehungen durch eine Erkundungsreise bis nach England und Skandinavien erforschen wollte und daß er vermutlich über den Handelsweg an Rhein und Rhone wieder nach Hause zurückkehrte. Vielleicht kam er dabei auch durch Brühler Gebiet.

Die vorgeschichtlichen Handelswege folgten aus Orientierungsgründen möglichst den Flüssen und Strömen, deren Sumpfgebiete und Hochwasserbereiche tunlichst umgangen wurden.

So verlief der Handelsweg am Rhein mit großer Wahrscheinlichkeit durch den Raum Brühl, wo er am Hang des Vorgebirges bzw. am Rand der Mittelterasse lag.

Funde aus Siedlungsspuren einer bandkeramischen Siedlung östlich der heutigen Brühler Stadtmitte und die vor dem Braunkohlenabbau im Westen festgestellten Hügelgräber deuten darauf hin.

FAHRZEUGE UND WEGE DER KELTEN

An der Schwelle zur geschichtlichen Zeit drangen keltische Stämme auf ihren Wanderungen in Mitteleuropa auch nach Westen in das Rheinland vor.

Eine Reihe von Ortsnamen sind auf keltischen oder kelto-romanischen Ursprung zurückzuführen, wie Tolbiacum (Zülpich), Marcomagus (Marmagen), Juliacum (Jülich), brogilo, Brolium (Brühl).

Die Kelten benutzten nicht nur die vorhandenen Handelswege, sondern sie legten ein verzweigtes Wegenetz an, das sie für umfangreiche Transporte mit ihren Wagen, z.B. zum Absatz ihrer landwirtschaftlichen Produkte, benutzten.

Die Kelten entwickelten einen hohen Stand an Technik, besonders im Wagenbau.

Wagenbezeichnungen in der römischen Umgangssprache gehen auf keltischen Ursprung zurück; beispielsweise hieß römisch "carpentum" für einen zweirädrigen Gepäckwagen keltisch "karbantorigon".

DER VORMARSCH CAESARS AN DEN RHEIN

Der große Umfang des keltischen Wegenetzes ist an der Schnelligkeit der Truppenbewegungen Caesars zu erkennen, als er mit seinen römischen Legionen in den Jahren 58 - 52 v. Chr, durch Gallien bis zum Rhein marschierte.

Während Caesar den Rhein als ausreichende Ostgrenze für das neugewonnene Gebiet hielt, wollte sein Nachfolger Augustus diese bis an die Elbe vorverlegen, um die tiefe Einbuchtung zwischen Rhein und Donau auszusparen.

Die Eroberungspläne wurden durch das militärpolitische Können des Cheruskerfürsten Armin in der Schlacht im Teutoburger Wald um 9 n.Chr. zunichte gemacht.

Die Römer zogen sich daraufhin endgültig auf die linke Rheinseite zurück und legten bis zur Rheinmündung eine Kette befestigter Garnisonen (Castelle) an.

Nach einem Einfall der Chatten in der Wetterau ergab sich allerdings die Notwendigkeit, das Gebiet zwischen Mittelrhein und oberer Donau besser zu schützen.

Durch den Vormarsch römischer Truppen von Mainz aus über den Rhein nach Osten wurde eine neue Grenzlinie gebildet, die den ungünstigen Rhein-Donauwinkel abschneiden und das sogenannte Decumat-Land sichern sollte.

Im Verlauf dieser Grenzlinie vom Rhein bei Bad Hönningen bis zur Donau oberhalb von Regensburg entstand dann der Limes - eine Befestigung mit Wall und Graben sowie mit einer Palisade bzw. im südlichen Teil mit einer Steinmauer.

DAS RHEINLAND WIRD RÖMISCHE PROVINZ

Nach einer Zeit der Konsolidierung hat die römische Administration die rechtsrheinischen Gebiete bis zum Limes in die Provinz Germania superior (Obergermanien) einbezogen.

Sie grenzte am Vinxtbach bei Brohl am Rhein - der Name des Baches stammt vom lateinischen Wort fines, d.h. Provinzgrenze - an die Provinz Germania inferior (Nieder-Germanien).

Diese umfaßte das ganze linksrheinische Gebiet bis zur Rheinmündung einschl. der Nordeifel, dem angrenzenden Teil Belgiens sowie den westlichen und südlichen Teilen der Niederlande.

Die Hauptstadt von Niedergermanien war Köln, das im Jahre 5o n.Chr. das Stadtrecht erhalten hatte und auf Veranlassung der Kaiserin Agrippina zur Colonia erhoben worden war. Die Stadt hieß seitdem Colonia Claudia Ara Agrippinensium abgekürzt CCAA, Claudia nach dem regierenden Kaiser Claudius, Ara nach dem Altar Ara Ubiorum, der zu Ehren der göttlichen Roma und des Augustus errichtet worden war und Agrippinensium nach Agrippina, die in Köln geboren und Gemahlin des Kaisers Claudius geworden war.

Auch für das linksrheinische Gebiet wurde die Sicherheit der Rheingrenze durch die Anlage weiterer Legionslager und Kastelle im Zuge des niedergermanischen Limes erheblich verbessert.

Im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. waren in diesem Bereich 2 Legionen und zahlreiche Hilfstruppen stationiert.


Die Legion war die operative Einheit des römischen Heeres. Ihre Sollstärke betrug etwa 6.00o Mann. Legionäre konnten nur Soldaten sein, die das römische Bürgerrecht besaßen. Alle übrigen gehörten zu den Hilfstruppen oder Auxiliareinheiten.

Eine der beiden Legionen lag in Bonna, um das Gebiet der unteren Sieg zu sichern.

Der andere Standort war das Lager Vetera II bei Xanten. Das ursprüngliche Lager Vetera I bildete die Basis für das Vordringen entlang der Lippe zur Elbe, bei dem Varus, wie schon bemerkt, im Teutoburger Wald scheiterte. Bei Xanten entstand auch die 2. römische Stadt der Provinz Niedergermanien die Colonia Ulpia Trajana, abgekürzt CUT.

DER AUSBAU DES STRASSENNETZES

Ausschlaggebend für den Einsatz der römischen Truppen im eigenen Lande wie auch bei der Eroberung und Verteidigung der Provinzen war das Vorhandensein guter Straßen.

Daher gehörte der systematische Ausbau des Straßennetzes mit zu den organisatorisch größten Leistungen der Römer.

In den eroberten Gebieten waren es zunächst die Truppen selbst, die den Bau der strategisch wichtigsten Straßen durchführten.

Dies hatte mehrere Gründe:

  1. Nur die römischen Soldaten, Offiziere und Ingenieure hatten die notwendigen Fachkenntnisse und Erfahrungen für den Straßenbau.

  2. Die Straßen mußten möglichst schnell fertiggestellt werden.

  3. Bei mangelndem militärischen Einsatz sollte die Disziplin der Truppe durch derartige Arbeiten bzw. Beschäftigungen aufrechterhalten bleiben.

  4. Die Unterhaltungskosten für die Truppe konnten dadurch wirtschaftlich genutzt und somit Einsparungen erzielt werden.

Sicher hatte Caesar bei seinem Vormarsch zum Rhein die von ihm benutzten Wege schon verschiedentlich aus logistischen Gründen verbessern lassen.

Der Ausbau bzw. Neubau größerer Straßenzüge wurde in den nunmehr römischen Rheinlanden zuerst von Agrippa, dem Schwiegersohn des Kaisers Augustus veranlaßt.

Das betraf zuerst als wichtigste Nord-Südverbindung die Rheintalstraße nach Köln, Neuß und Xanten, etwa im Zuge der heutigen B 9/B 57 und die Fernstraße durch die Eifel von Trier über Zülpich nach Köln und Neuß.

Die römische Straße Zülpich - Köln ist heute noch westlich von Brühl abschnittsweise als B 265 vorhanden.

Unter Tiberius (14-37 n. Chr.) und den nachfolgenden Kaisern wurde dann das Fernstraßennetz weiter ausgebaut.

Römische Straße - Straßenquerschnitt und Deckenaufbau

Diese Straßen gehörten in die Kategorie der Staatsstraßen oder viae publicae.

Sie dienten in erster Linie militärischen und administrativen Zwecken. Zur möglichst schnellen Beförderung wichtiger Personen und Nachrichten wurde auf den Staatsstraßen der Cursus publicus eingerichtet. Das war eine Art Staatspost, die nur von kaiserlichen Kurieren, Beamten, Angehörigen der Herrscherfamilien und der militärischen Führung benutzt werden durfte.

Raeda - Römischer Reisewagen, Grabrelief aus Virunum (Kärnten) 1. - 5. Jahrh. n. Chr.
Foto: Straßenbauverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinland

Der Transport erfolgte hauptsächlich mittels der römischen raeda, einem Reisewagen, der mit unserer späteren Postkutsche vergleichbar war.

Um für den cursus publikus möglichst schnelle Reisezeiten zu erreichen, wurden an den Staatsstraßen in nahezu regelmäßigen Abständen Stationen für den Pferdewechsel und die Übernachtung geschaffen.

Die Stationen hießen mutatio und mansio.

In der mutatio standen etwa 20 Pferde und weitere Zug- und Lasttiere sowie einige Reise- und Transportwagen zum Wechseln zur Verfügung. Sie war nur für einen kurzen Zwischenaufenthalt gedacht.

Die mansio war dagegen eine regelrechte Rast- und Übernachtungsstation. An Tieren und Fahrzeugen wurde mindestens die doppelte Zahl wie bei einer mutatio vorgehalten. Außerdem gab es zum Teil für hochgestellte Reisende komfortable Ruhe- und Erholungsmöglichkeiten mit prachtvollen Bädern usw..

Der Abstand zwischen den mansiones betrug in etwa eine Tagesreise. Sie lagen oft an verkehrswichtigen Orten wie beispielsweise an Knotenpunkten des Fernstraßennetzes.

Die privaten Reisenden, in der Hauptsache Händler, konnten nur, wenn sie nicht das Glück hatten in den mansiones unterzukommen oder Privatquartiere zu erhalten, in den dafür eingerichteten tabernae rasten und übernachten. Das ging aber nicht überall. Außerdem hatten diese, wegen des sich dort aufhaltenden Gesindels meist einen schlechten Ruf.

Zur Überwachung und zum Schutz des Verkehrs wurden an den Staatsstraßen Benefiziarierstationen eingerichtet. Die Benefiziarier waren geeignete, vom sonstigen Militärdienst freigestellte Soldaten.

Sehr wichtige Punkte der Straßen z.B. Flußübergänge, Berghöhen, Pässe, Straßenknoten sind durch kleinere oder größere Befestigungen mit entsprechenden Besatzungen militärisch besonders abgesichert worden.

DIE WIRTSCHAFTLICHE UND VERKEHRSTECHNISCHE ENTWICKLUNG IM RHEINLAND

Aufgrund der weiträumigen militärischen Absicherung erlebte das römische Rheinland bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n.Chr. einen großen wirtschaftlichen Aufschwung.

Wesentlich dazu beigetragen hatte das römische Militär. Da die niedergermanische Armee in dieser Zeit selten im Einsatz stand, konnten die Soldaten vielerlei Arbeiten zur Selbstversorgung verrichten.

Eine Hauptaufgabe der Truppe und ihrer Zivilhandwerker war der Bau von Lagern mit Nebenanlagen und Befestigungen aller Art, von Straßen und Brücken, von Häfen, Kanälen und Wasserleitungen.

Die Zivilhandwerker waren meist in Siedlungen, den sogenannten canabae außerhalb der Lager untergebracht. Größere Betriebe hatten besondere Bezeichnungen. So wurde in einer Fabrica im Bonner Legionslager Bronze gegossen.

Die rege Bautätigkeit in dieser Zeit setzte eine ausreichende Beschaffung von Baumaterialien voraus.

Allein für den Stadthalterpalast und andere Großbauten in Köln wurden beachtliche Mengen benötigt. Diese mußten fast ausschließlich aus größeren Entfernungen herantransportiert werden.

So gab es u.a. Steinbrüche am Drachenfels, im Brohltal und in der Eifel, Kalkbrennereien bei Iversheim, Ziegeleien bei Dormagen, Bergbau und Metallverarbeitung im Raum Aachen, Bleigewinnung bei Mechernich.

Im Kölner Raum wurden auch Haus- und Prunkgeräte hergestellt, wie z.B. die bekannten Schlangenfaden- und Diatretgläser. Bei Pingsdorf hatten die Römer einen Töpfereibetrieb.

Besonders wichtig war die Versorgung der Truppe und der Zivilbevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten. Dafür mußte das nutzbare Land weiter erschlossen und intensiver bearbeitet werden. Zu dem Zweck wurden große Gutshöfe geschaffen, die teils dem Militär unterstanden, zum großen Teil aber auch im Privatbesitz hoher Beamter waren.

Die Gebäude dieser Gutshöfe wurden häufig nach einer Standardbauweise errichtet.

Außer den Arbeitern waren auch noch "Kleinbauern" aus der Umgebung für die Güter tätig.

An vielen Stellen des Landes entstanden im Zusammenhang mit den Straßenstationen, den Garnisonen und den Betrieben der Römer, vor allem an wichtigen Knotenpunkten des Straßennetzes, Siedlungen, die verschiedentlich keltischen Ursprungs waren.

In einer derartigen Siedlung, römisch vicus genannt, ließen sich Händler, Gewerbetreibende, Bauern und ausgediente Soldaten mit ihren Familien nieder, die nicht in ihre Heimat zurückkehren wollten.

Die Bevölkerung war sehr bunt, sie setzte sich nicht nur aus Einheimischen und Italikern zusammen.

Je nach dem, wo die Soldaten der Legionen rekrutiert worden waren, konnten auch Gallier, Spanier, Nordafrikaner, Griechen oder Vorderasiaten zu den Veteranen gehören.

Aus den Siedlungen oder vici (Mehrzahl von vicus), die teilweise stadtähnlichen Charakter erreichten, sind Städte wie Neuß, Jülich, Zülpich, Jünkerath, Bitburg hervorgegangen. Zu den Siedlungen und den standortbedingten Produktionsbetrieben, die nicht an den Fernstraßen lagen, mußten örtliche Straßenverbindungen geschaffen werden, um die Produkte und Baustoffe in die Ortschaften, Städte und Garnisonen transportieren zu können.

Diese untergeordneten Straßen wurden von den Römern als viae vicinales bezeichnet.

Sie hatten geringere Breiten als die viae publicae und keine Bedeutung für den cursus publicus.

Die Querschnitte der viae publicae waren in den Provinzen und selbst in Italien recht unterschiedlich. Die Unterschiede sind u.a. auf die Lage der Strecken im Flachland und Gebirge, in ländlichen und städtischen Bereichen zurückzuführen.

Als Durchschnittsbreite kamen etwa 40-Fuß oder 13 m in Betracht. Davon entfielen auf die besonders befestigte Fahrbahn 3,50 m bis 6,0 m. Außerdem wurden nach Bedarf Sommerwege und Entwässerungsgräben angelegt.

Die Befestigung der Straßen reichte von der einfachen Kiesschüttung auf freien Strecken bis zum mehrschichtigen Aufbau mit Packlage, Randsteinen, Steinplatten und Fußwegen im Bereich der Städte und größeren Siedlungen.

Eine besondere Leistung der Römer waren auch die Meilensteine an den viae publicae.

Sie waren etwa 2,4o m lang, rund und hatten einen Durchmesser von etwa 0,50 m.

Jede römische Meile (1.48o m) sollte mit einem Meilenstein markiert werden.

Die Entfernungsangaben bezogen sich auf die jeweilige Provinzhauptstadt, für Niedergermanien also auf Köln.

Sie dienten nicht nur zur Orientierung der marschierenden Truppen und der Reisenden, sondern auch der Straßenverwaltung zur Festlegung von Ausbesserungsarbeiten.

Die Meilensteine enthielten aber nicht nur Entfernungsangaben sondern z.T. auch Inschriften mit Hinweisen auf den Ausbau der Straßen, auf den betr. Kaiser, der diesen veranlaßt hatte usw.. Funde solcher Steine gibt es im Rheinischen Landesmuseum Bonn und im Römisch Germanischen Museum Köln.

Als Transportmittel standen den Römern Fahrzeuge in großer Auswahl zur Verfügung. Sie hatten die verschiedenen Wagentypen nicht nur von den bereits erwähnten Kelten sondern z.T. auch von den Etruskern übernommen.

Alle Wagenarten aufzuführen und zu beschreiben, würde hier zu weit führen.


Besonders robust war das einachsige Plaustrum mit massiven, dreigeteilten hölzernen Rädern.


Der vierrädrige Carrus (Deutsche.Ableitung Karre) diente zum Transport loser und empfindlicher Güter.

Als Zugtiere für die Lastwagen waren Ochsen und Maultiere gebräuchlich.

Besonders für weite Reisen benutzten die Römer neben der raeda als besonders großen und luxuriosen Wagen die carruca dormitoria, in der auch geschlafen werden konnte. Aus dem Wort Carruca ist die Bezeichnung Karosse entstanden.

Im Reiseverkehr, z.B. beim cursus publicus wurden für die raeda (reda) ausschließlich Pferde als Vorspann benutzt, diese nannte man dann paravereda (para-veh-reda), woraus das Wort Pferd entstand.

DER RAUM BRUHL IN RÖMISCHER ZEIT

Zahlreiche Funde deuten darauf hin, daß der Osthang der Ville und die Mittelterasse des Rheins in römischer Zeit schon verhältnismäßig dicht besiedelt waren.

Die Besiedlung kam sicher dadurch zustande; daß die Römer in diesem Gebiet aufgrund des ertragreichen Bodens eine Reihe von Gutshöfen angelegt hatten, um den großen Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten in der CCAA zu decken.

Nach den Fundstellen ist anzunehmen, daß auch in Vochem, Kierberg (Merreche), Pingsdorf und Badorf derartige Gutshöfe gelegen hatten. Über deren Einrichtung und Größe ist leider nichts bekannt. Vielleicht haben sie so ähnlich ausgesehen, wie der als Beispiel bezeichnete Hof von Köln-Müngersdorf.

Der in der Karte südlich der Liblarer Straße eingetragene Töpfer- und Ziegelofen gehörte wahrscheinlich zu dem in der Nähe liegenden Pingsdorfer Gutsbetrieb.

Bemerkenswert ist auch die in der Karte dargestellte, durch Brühler Gebiet verlaufende Wasserleitung. Sie war ein großes Werk römischer Ingenieurbaukunst und leitete frisches Quellwasser aus der Gegend von Urft in der Eifel über nahezu 100 km in das damalige Köln. Es handelte sich um einen gemauerten Kanal mit einer lichten Weite von etwa o,75 m und einer lichten Höhe von etwa 1,05 m. Täler und Senken wurden umgangen oder durch Aquädukte überquert. Die Leitung, deren Bau im 2. Jahrhundert n.Chr. erfolgte, konnte eine Wassermenge von etwa 20.000 m³/Tag liefern.

Die großen Fernstraßen berührten den Brühler Raum nur im äußeren Bereich. Im Westen verlief die Strecke von Köln nach Reims und Trier über Zülpich, im Osten die Rheintalstraße mit einem Abzweig bei Wesseling nach Marmagen.

Im Bereich des heutigen Brühler Stadtgebietes kreuzten sich vermutlich zwei Straßen, die in ihrem gesamten Verlauf aber noch nicht nachgewiesen werden konnten.

Beide dienten hauptsächlich dem Wirtschaftsverkehr. So wurden auf der Strecke Köln - Euskirchen - Nettersheim etwa im Zuge der heutigen B 51 neben landwirtschaftlichen Produkten vornehmlich Baustoffe, wie Steine aus der Eifel, Kalk aus Iversheim usw. transportiert.

Die andere, etwa im Zuge der heutigen Römerstraße durch Brühl führende Strecke verband die Siedlungen und Gutshöfe am Rande der Ville mit dem weiterführenden Straßennetz.

Da diese Straße hier entlang der römischen Wasserleitung verlief, ist sie sicher beim Bau derselben auch für den Transport des Baumaterials benutzt worden.

Insgesamt bleibt festzustellen, daß unser linksrheinisches Gebiet und so auch der Raum Brühl-in römischer'Zeit, mehr als allgemein angenommen wird, besiedelt und wirtschaftlich erschlossen worden war.

Dazu hatte das gut angelegte Straßennetz sicher wesentlich beigetragen.



Brühl im Straßennetz des Rheinlandes




Aus: „Eine Stadt erlebt ihre Verkehrsgeschichte“ - Brühl im Straßennetz des Rheinlandes, Brühl und die Eisenbahn - Eine Veröffentlichung zur Ausstellung vom 24.8.-18.9.1985 Galerie am Schloß in Brühl - Herausgeber Stadt Brühl - Der Stadtdirektor, Redaktion: Hans-Joachim Leven, Verfasser Hans-Joachim Leven, Bert Noethen, Winand Perillieux, Günter Weber,
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Serie: Dokumentation Verkehrswesen Rhein-Erft-Kreis wisoveg.de (Scanwork 4/2006)

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