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Chrysantus und Daria in Haan
Unsere Pfarrpatrone wurden bereits im 10. Jahrhundert anderswo verehrt

Anfang Juli 1950 kamen etwa 70 Frauen der „Evangelischen Frauenhilfe“ mit ihrem Pfarrer Heß aus Haan (bei Solingen) zu kurzem Besuch nach Münstereifel, um die 1100jährige Stiftskirche zu besichtigen. Ueber den Grund der Fahrt berichtete Pfarrer Heß, daß in der 1864 erbauten neuen Kirche zu Haan eine Platte eingelassen sei, aus der hervorgehe, daß unseren Pfarrpatronen bereits im 10 Jahrhunderts eine Kirche in Haan gewidmet worden sei. Diese alte Kirche, die nach anderen Quellen zwar um diese Zeit erbaut, aber dem hl. Kilian geweiht wurde, ist 1863 abgerissen worden. Der aus ihrer Außenmauer stammende Stein ist im Inneren der neuen evangelischen Kirche angebracht und so vor weiterem Verfall geschützt worden.

Die mit einfach profiliertem Rahmen versehene Kalksteinplatte, hat die Ausmaße von 80 x 48 cm. Eindeutig stammt sie aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Nach Ergänzung der Abkürzungen lautet die Inschrift folgendermaßen:

A VENERABILI ARCHIEPISCOPO WICHFRIDO II NONAS AUGUSTI DIDICATA EST HAEC ECCLESIA IN HONOREM SANCTORUM MARTYRUM CRYSANTI ET DARIAE. ALEGERUS HUMILIS DIACONUS EREXIT HOC ORATORIUM.

(Uebersetzung: „Von dem ehrwürdigen Erzbischof Wichfrid ist diese Kirche zwei Tage vor den Nonen des August zu Ehren der heiligen Martyrer Chrysanthus und Daria eingeweiht worden. Alegerus (Aigerus?), der demütige Diakon, hat dieses Heiligtum (Bethaus) errichtet.“

Wie in jener Zeit üblich, wird auch hier keine genaue Jahreszahl genannt. Lediglich aus der Angabe von Erzbischof Wichfrid, der von 925 bis 953 der Kölner Kirche vorstand, kann die ungefähre Entstehungszeit geschlossen werden. Die Nonen eines jeden Monats waren gemäß der klassisch-antiken Zählung die Tage zwischen dem 5. und 7. Ueber den „demütigen Diakon Aleger (oder Aiger!) ist Näheres nicht mehr bekannt. Haan gehörte schon im 1. Jahrtausend zu Hilden (bei Düsseldorf), einem der zwölf Tafelhöfe des Kölner Bischofs. Der Wissenschaftler findet diese Angaben bei Lacomblet, Archiv für die Geschichte des Niederrheins II (1857) Seite 100.

Die Gebein unserer hl. Pfarrpatrone wurden im Jahre 844 von Abt Marquard von Prüm von Rom aus nach Münstereifel überführt. Ihre Verehrung hat in Italien und Südfrankreich eine große Verbreitung gefunden, daß auch in Deutschland, insbesondere im Rheinland, ihnen zu Ehren Kirchen errichtet wurden, war bisher nicht allgemein bekannt, bezw. wieder in Vergessenheit geraten. Es war in früheren Zeiten üblich, Wohltätern einer Kirche als besondere Anerkennung Partikel der Gebeine zur Aufbewahrung und Verehrung in ihren Hauskapellen zu schenken. Ob Haan von Münstereifel aus oder direkt von Rom Teile der hl. Gebeine erhalten hat, wird heute kaum noch festzustellen sein. Für Münstereifel ist interessant, daß die Geschichte der Verehrung von Chrysanthus und Daria in Kürze eine ausführliche Würdigung aus berufener Feder erfahren wird.


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 2.12.1950





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