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Ein Blick ins Heimatmuseum

Dämmeriges Halbdunkel könnte die meisten Besucher des Münstereifeler Heimatmuseums dazu verleiten, durch einen Raum achtlos hindurchzuschreiten, der des Sehenswerten übergenug birgt. Vorbei am alten Uhrwerk der Pfarrkirche geht man nur allzu leicht in die anheimelnde Wirtsstube ohne zu beachten, daß im Durchgangsraum eine mittelalterliche Küche eingerichtet ist, in der die prasselnden Flammen eben erloschen, die brodelnden Kessel erkaltet erscheinen. Die letzten Rauchschwaden wollen sich grade den Kaminabzug hinaus verflüchtigen und die von der Decke herabhängende Lampe hat vor wenigen Sekunden ihr Licht verlöschen lassen, weil man vergaß, Oel nachzufüllen. Im Dunkel liegen die schweren Eichenschränke, heller zeichnen sich die Konturen des geschnitzten Wandschranks gegen die getünchte Wand ab.

Darunter aber hängt ein Instrument, das für den früheren praktischen Geist, für zärtliches Bestreben, der geplagten Hausfrau einen Teil ihrer sommerlichen Einmache-Arbeit zu erleichtern, schönstes Zeugnis ablegt. Um zwanzig oder noch mehr Kirschen mit einem einzigen Handgriff entsteinen zu können, würde es nur die richtigen Einordnungen der Früchte in die entsprechenden Vertiefungen und eines Drucks auf den Hebel bedürfen. Da die ganze sinnvolle Einrichtung äußerst sauber und geschickt ineinandergepaßt und aus schmiedeeisernen Einzelteilen zusammengefügt ist, verfiel anscheinend ein mittelalterlicher Ingenieur aus Liebe zu seinem geplagten Eheweibe aufs Tüffeln und Basteln, ohne zu ahnen, daß sein Werk einmal spätere Zeiten Zeugnis ablegen wird für viele aus Liebe und Sorge verkonstruierte Stunden.

Uebrigens: typisch Mann! Praktisch veranlagte Haufrauen meinen, ehe die Kirschen eingefüllt, das entsteinte Fleisch aus dem „Marterinstrument“ entfernt, evtl. Fehlzündungen berichtigt und die ganze Einrichtung gesäubert und wieder gebrauchsfertig gemacht wäre, könnte man das doppelte Quantum von Kirschen von Hand einmachfertig zubereiten. Und Hausfrauen müßtens ja eigentlich wissen?


Aus: Euskirchener Volksblatt vom 20.1.1951





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