Geschichtsseiten für Bad Münstereifel und Umgebung
Wirtschafts-, Verkehrs-, Heimat- und Kulturgeschehen





Der „Decke Tönnes“ im Walde bei Münstereifel





An einer Wegkreuzung im Münstereifeler Walde nahe beim Michelsberg steht eine überlebensgroße massige Holzfigur des heiligen Antonius, des Einsiedlers, von frommen Leuten inmitten mächtiger Buchen und Eichen in einem Häuschen aufgestellt. Manchem einsamen Wanderer, den ein Unwetter überraschte, hat sie Schutz gewährt. Im Volke erzählt man sich von dem beliebten Heiligen die folgende Geschichte:

Einst zog ein Handwerksbursche den einsamen Weg und sang ein munteres Lied in den schönen Morgen hinein, während zahlreiche Nachtigallen und Buchfinken die Begleitung stellten. Plötzlich stand der junge Man vor dem Heiligenhäuschen, dessen Figur er kannte. Früher ein braver, frommer Junge, wa er als Handwerker in die Welt gezogen und im Umgang mit allerhand Gesindel zu einem lockeren Leben gekommen. „Wo hast du das Schwein gelassen, das früher dein Begleiter war?“ sagte er nun spöttisch zu dem Gottesmann und rüttelte den Heiligen an der Schulter. Dann aß er ein Butterbrot mit Speck belegt nach Bauernart, setzte sich auf die Ruhebank und sann nach über den dicken, wohlgenährten Heiligen, der doch kein Mensch der Abtötung und des Fastens sein könne. Kaum hatte er sein Frühstück verzehrt, da gelüstete es ihn, noch eine Speckschwarte in der Hand, noch einmal übermütig den Heiligen zu verhöhnen mit den Worten: „He, Tönnes, mags du och Speck? Oder wozu häß du emme dat Ferkel an der Sick? Zugleich faßte er die Figur wieder an Kopf und Schulter und begann erneut sein höhnisches Spiel. Aber der Heilige verstand diesmal keinen Spaß mehr. Streng blickte er den leichtsinnigen Menschen an und als dieser ihn mit der Speckschwarte auf den Mund schlug und weiter lästerte: „Decke Tönnes, mags du och Speck?“ da ging dem Heiligen die Geduld aus, und er fiel auf den leichtsinnigen Spötter herunter. Der stieß einen Angstschrei nach dem andern aus und dazu unablässige Hilferufe, der liebe, heilige Antonius möge ihm noch ein einziges Mal verzeihen, er wollte ein anderer Mensch werden. Seine Bitte wurde erhört! Mit einem halb furchtsamen, halb dankbaren Blick nach dem Heiligen setzte der Bursche seinen Weg fort.

Der hl. Antonius hatte in der Einsamkeit der ägyptischen Wüste seine Klause aufgeschlagen. Hier führte er mit anderen ein Leben des Fastens und der Entsagung. Ein Glöckchen rief zu gemeinsamem Gebete. Darum hält auch die Statue im Münstereifeler Wald einen Stab in der Hand, woran zwei kleine Glöckchen hängen.

P.S.





© Copyright wisoveg.de - Bad Münstereifel