Köln-Bonner Eisenbahnen


Modernisierung der Vorgebirgsstrecke zwischen Bonn und Brühl
Stadtbahnbetrieb begann mit Sirenenalarm
Heulton „warnte“ vor dem Kölner OB - Daniels begrüßte den ersten Zug aus Bornheim


(tt) Bonn und Brühl sind sich seit Samstag nähergekommen. Dies gilt zumindest für die Fahrzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen beiden Städten. Genau acht Minuten beträgt die Zeitersparnis, seit auf dem Teilstück Bonn / Schwadorf der Vorgebirgsstrecke (Linie 18) moderne Stadtbahnen anstatt der alten, gelb-roten Züge der Köln-Bonner Eisenbahnen (KBE) rollen. Eingeweiht wurde das neue Verkehrsmittel am Samstagvormittag mit Sonderfahrten zwischen Bornheim und Bonn. Den ersten Stadtbahnzug auf der Vorgebirgsstrecke begrüßten Oberbürgermeister Hans Daniels und weitere Ehrengäste im unterirdischen Haltepunkt „Hauptbahnhof“.

Dreimal heulten in Bornheim die Sirenen, als dort die Eröffnungsfeier für den Stadtbahnbetrieb begann. Nach Begrüßungsworten von Bornheims Vize-Bürgermeister Peter van den Berg, der den erkrankten Heinz Dahlmann vertrat, stellte der Kölner Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der KBE Norbert Burger, launig fest, es sei das erste Mal, daß in einer Stadt Alarm gegeben werde, „wenn der Kölsche OB kommt“, und fügte beschwichtigend hinzu: „Aber keine Angst, so gefährlich sind wir gar nicht, auch wenn wir bald schneller kommen können.“ Bei einem Rückblick in die wechselvolle Geschichte der Vorgebirgsbahn erwähnte Burger unter anderem, daß auch nach dem Neubau der Strecke im Jahr 1897 zunächst ein Teilstück zwischen Bonn und Brühl in Betrieb genommen worden sei, bevor im Januar 1898 die Bahn durchgehend von Bonn nach Köln fuhr. Ab Oktober 1986 solle dies auch für die Stadtbahn gelten.

An der ersten Fahrt eines Stadtbahnzuges nach Bonn nahmen neben Burger zahlreich Kommunalpolitiker aus Bonn und dem Vorgebirge, Vertreter des Bundes- und des Landesverkehrsministeriums, der KBE, der Stadtwerke und der Stadtbahngesellschaft Rhein-Sieg sowie der Bonner Oberstadtdirektor Dr. Kar-Heinz van Kaldenkerken teil. Im Nahverkehrsbahnhof wurde der mit Girlanden geschmückte Zug unter anderem von Oberbürgermeister Dr. Hans Daniels und Stadtwerke-Chef Reiner Schreiber begrüßt. Daniels würdigte vor allem die besseren Umsteigemöglichkeiten durch den neuen Haltepunkt unter dem Hauptbahnhof. Als weiteren Vorzug der veränderten Linienführung nannte er die städtebauliche Chance, nach dem Abriß des alten Rheinuferbahnhofs den Bereich im Norden des Bahnhofes unter anderem durch den Bau eines zentralen Paketpostamtes neu zu gestalten. Auf dem fast 16 Kilometer langen Stadtbahnteilstück, dessen Umbau 28 Millionen Mark kostete, werden vorläufig ausschließlich Fahrzeuge der Stadtwerke unterwegs sein. Die Kölner Verkehrsbetriebe und die KBE beteiligen sich aus technischen Gründen erst nach Eröffnung der Gesamtstrecke an dem Betrieb. Erstmals sind übrigens alle Stadtbahnwagen, die die Linie 18 befahren, mit Fahrscheinautomaten ausgestattet. Neben dieser Neuerung werden sich die Benutzer der Vorgebirgsbahn auch an die um etwa 100 Meter verlegte Haltestelle Brühler Straße gewöhnen müssen.


Zufriedene Gesichter bei der Ankunft des ersten Stadtbahnzuges im Hauptbahnhof: Kölns Oberbürgermeister Norbert Burger, Bonns OB Hans Daniels, Oberstadtdirektor Dr. Karl-Heinz van Kaldenkerken (v.r.) und Stadtwerke-Chef Reiner Schreiber (2.v.l.) - Foto: Engels


Ergänzungsfoto
TW 7453, Linie 18 Köln über Brühl, neuer Bahnsteig
Foto: 9. September 1986 - Herbert Eidam Köln



Fahrgäste zählen

(tt) Sirenenalarm, Girlanden, feierliche Worte und allseits zufriedene Mienen: „Die Freude über den Beginn des Stadtbahnbetriebes war bei all jenen nicht zu übersehen, die beim Start des neuen Zeitalters auf der Vorgebirgsstrecke dabei waren. Ob die Millionenbeträge zur Umrüstung des Nahverkehrsmittels zu Recht investiert wurden, müssen jetzt die Fahrgäste entscheiden. Sie haben es durch den Kauf von Fahrscheinen in der Hand, die Entscheidung für den Umbau der Strecke auf Stadtbahnbetrieb zu rechtfertigen. Schließlich war Ende der siebziger Jahre als ungeliebte Alternative zur Modernisierung eine Stillegung im Gespräch.

Ein erfreuliches Beispiel, wie sich der komfortable und schnelle Stadtbahnbetrieb auf die Fahrgastzahlen auswirken kann, ist die Rheinuferbahn. Ihre Auslastung ist im Durchschnitt um 40 Prozent gestiegen, hat sich auf Teilstrecken sogar verdoppelt, seit dort seit dem Jahr 1978 moderne Stadtbahnwagen verkehren.

Die Vorgebirgsbahn hat dagegen seit den siebziger Jahren ständig weniger Fahrgäste transportiert. Wenn dieser Trend gestoppt würde, wäre das sicher schon ein erster Erfolg. Würden die Zahlen in den nächsten Jahren ähnlich hochschnellen wie auf der Rheinuferstrecke, wäre die Freude bei allen Beteiligten noch größer. Eine solche Entwicklung käme den Kassen der Verkehrsbetriebe zugute, und der Umwelt würde sie auch nützen.

Aus: Bonner General-Anzeiger vom 28. Oktober 1986
1 Ergänzungsfoto Herbert Eidam Köln




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